Neues Institut und neue Sektion am Universitätsklinikum Ulm gegründet24. Januar 2023 Das Team der Sektion für Interdisziplinäre Pankreatologie: v. l. Lukas Perkhofer, Marko Kornmann, Katja Kilani und Alexander Kleger. (Foto: © Universitätsklinikum Ulm) Am Universitätsklinikum Ulm (UKU) ermöglicht die Verknüpfung zweier neu gegründeter Bereiche einerseits die gezielte Grundlagenforschung vererbbarer, sporadischer sowie erworbener Erkrankungen des Pankreas und andererseits die translationale Forschung sowie hochspezialisierte Krankenversorgung. Am Institut für Molekulare Onkologie und Stammzellbiologie (IMOS) beschäftigt sich eine internationale Gruppe von Wissenschaftlern und Medizinern mit der Entwicklung des Pankreas, der Erforschung des Diabetes und des Bauchspeicheldrüsenkrebs. „Wir haben hier gemeinsam eine starke Laborkultur sowie ein dynamisches Forschungsumfeld geschaffen und untersuchen im Team vererbbare, sporadische und erworbene Bauchspeicheldrüsenerkrankungen“, erklärt Institutsdirektor Prof. Alexander Kleger. Das IMOS arbeitet dabei eng mit der Sektion für Interdisziplinäre Pankreatologie (SIP) zusammen, die als eine klinisch hochspezialisierte Schnittstelle zwischen dem IMOS, der Klinik für Innere Medizin I und der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie dient. Die Zellplastizität, also die stetige Anpassung von Zellen an sich verändernde, krankheitsbedingte Umgebungen, spielt eine wesentliche Rolle bei Bauchspeicheldrüsenentzündungen, dem Bauchspeicheldrüsenkrebs und der Entstehung von Diabetes. Die dabei ablaufenden Prozesse basieren auf molekularen Programmen mit teils starker Ähnlichkeit zur frühen embryonalen Entwicklung des Pankreas. Aufgrund dieser Ähnlichkeiten entwickelt das IMOS neue Krankheitsmodelle, um die Ursachen der Krankheitsvorgänge und Funktionsstörungen eines Organs zu entschlüsseln und innovative, personalisierte Therapien zu finden. Eine zentrale Säule hierbei bilden pluripotente Stammzellen, aus welchen Organoide entwickelt werden. Diese können durch Gen-Editierung beispielsweise mutationsspezifische Tumore der Bauchspeicheldrüse ausbilden, Krebsentstehungen auf diese Weise nachvollziehbar machen und womöglich neue therapeutische Angriffspunkte aufzeigen. Den Forschenden des IMOS gelang es erst kürzlich, unter Verwendung solcher „Bauanleitungen“ Gendefekte zu entdecken, die zur Fehlfunktion der Insulin-Produktion in den Insulin-produzierenden Betazellen führen. Diese Arbeiten konnten die IMOS-Forschenden unter anderem in Fachzeitschriften wie „Cell Stem Cell“ oder „Nature Medicine“ veröffentlichen. Diese Kombination von zukunftsweisenden Krankheitsmodellen mit entscheidenden Fortschritten im Tissue-Engineering, also der Entwicklung von immer besser werdenden Bauanleitungen zur Gewebezüchtung der Bauchspeicheldrüse, werden am IMOS in absehbarer Zeit hoffentlich noch weitere personalisierte Ansätze der Patientenversorgung bei Bauchspeicheldrüsenerkrankungen auf der Grundlage einer individualisierten Diagnostik und Therapie ermöglichen können. „Unser Ziel ist es, auf allen Ebenen – von der Grundlagenforschung bis hin zur klinischen Anwendung – international anerkannte Forschungsbeiträge zu leisten, um wichtige Entwicklungen für die personalisierte Präzisionsmedizin in der Pankreatologie und Onkologie zu erreichen“, erklärt Kleger. Außerdem ist das IMOS lehrverantwortlich für die Spezialisierung Molekulare Onkologie im Masterstudiengang für Molekulare Medizin an der Universität Ulm und bildet Bachelor-, Master-, Medizinstudierende und Doktoranden in allen biowissenschaftlichen Disziplinen aus, um letztlich leistungsstarke medizinische und klinische Wissenschaftler hervorzubringen. Die Sektion für Interdisziplinäre Pankreatologie (SIP) bietet Patienten eine hochspezialisierte, viszeralmedizinische Maximalversorgung von Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse auf dem neuesten wissenschaftlichen Stand. Dabei stellt die SIP das gesamte Leistungsspektrum pankreatologischer universitärer Viszeralmedizin sicher. Ein besonderer Schwerpunkt hierbei sind gutartige Pankreaserkrankungen, wie zum Beispiel die autoimmune oder genetische Pankreatitis sowie Pankreaszysten, die Vorstufen für Bauchspeicheldrüsenkrebs sein können. Unterstützt wird Prof. Kleger in Zukunft von Oberarzt PD Dr. Lukas Perkhofer sowie einem Team von Fach- und Assistenzärzten. Das Zusammenspiel von Gastroenterologie und Allgemein- und Viszeralchirurgie wurde in der SIP als Novum auch in der Organisationstruktur verankert: Die internistisch, pankreatologische Seite wird von Sektionsleiter Kleger vertreten, die chirurgisch, pankreatologische Seite von Prof. Marko Kornmann, stellvertretender Leiter der SIP und stellvertretender Ärztlicher Direktor der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie am UKU. „So können wir unsere Patientinnen und Patienten ohne Zeitverzögerung interdisziplinär und hochspezialisiert behandeln und wiederholte Termine bündeln. Sämtliche Diagnostik und Therapien entsprechen den aktuellen Standards und Leitlinien und die jeweiligen Behandlungspfade werden ndividuell im Vorfeld festgelegt“, betont Kleger. Ein Großteil der patientenspezifischen Entscheidungen in der SIP wird im Rahmen von „Boardstrukturen” nach ausführlicher Sichtung und multidisziplinäre Diskussion aller Befunde sowie Demonstration des entsprechenden Bildmaterials – zum Beispiel Computertomographie oder Kernspintomographie – gefällt. „Ich freue mich, dass wir nun mit der Gründung des Instituts für Molekulare Onkologie und Stammzellbiologie die Möglichkeit haben, die Erforschung sowie Behandlung von Bauchspeicheldrüsenerkrankungen zu vertiefen. Besonders ist außerdem die simultane Etablierung der Sektion für Interdisziplinäre Pankreatologie, die eine vielversprechende Zusammenarbeit begünstigt“, erklärt Kleger. „Ich bin gespannt auf meine neuen Aufgaben und die Perspektiven, die diese Synergien in Zukunft hervorbringen werden“, so der Institutsdirektor und Sektionsleiter.
Mehr erfahren zu: "Durch Alkohol verursachte Leberschäden: Sport und gute Ernährung vermitteln offenbar geringeres Mortalitätsrisiko" Durch Alkohol verursachte Leberschäden: Sport und gute Ernährung vermitteln offenbar geringeres Mortalitätsrisiko In einer neuen Studie haben Wissenschaftler untersucht, wie körperliche Aktivität und die Qualität der Ernährung mit unterschiedlichen Leveln und Mustern des Alkoholkonsums interagieren – mit dem Ergebnis, dass gesundes Essen […]
Mehr erfahren zu: "Exzessiver Alkoholkonsum: Gestörtes Protein-Recycling trägt zu MASLD bei" Exzessiver Alkoholkonsum: Gestörtes Protein-Recycling trägt zu MASLD bei US-Forschende haben herausgefunden, dass der Schlüssel für den Zusammenhang zwischen Alkoholmissbrauch und einer Stoffwechseldysfunktion-assoziierten steatotischen Lebererkrankung (MASLD) in einem Enzym liegt, das am Recycling unerwünschter Proteine beteiligt ist.
Mehr erfahren zu: "Neue Studie: weitaus weniger Mikroorganismen in Tumoren als bisher angenommen" Weiterlesen nach Anmeldung Neue Studie: weitaus weniger Mikroorganismen in Tumoren als bisher angenommen Ein Forschungsteam der Johns Hopkins University (USA) hat herausgefunden, dass sequenzierte Tumorproben deutlich weniger mikrobielles Erbgut aufweisen, das tatsächlich mit einer bestimmten Krebsart assoziiert ist, als bisher angenommen. Bisherige Ergebnisse […]