Neues übergreifendes Bündnis im Saarland sieht Gesundheitsversorgung „am Ende“26. Januar 2024 Logo des neuen Bündnisses (Quelle: Aktionsbündnis Gesundheit) Im neu gegründeten Aktionsbündnis Gesundheit haben sich erstmals Akteure des Gesundheitswesens mit unterschiedlichen Interessen sowie Patientenvertreter zusammengeschlossen. Sie fordern grundlegende Reformen im Gesundheitswesen. Die Bündnispartner im Saarland, zu denen Vertreter von Ärzten, Apothekern, Krankenhäusern, Pflegern und Patienten gehören, warnen in einer gemeinsamen Mitteilung vor einem „Kollaps“ der Gesundheitsversorgung und fordern die Politik auf, „aus einer jahrelangen Mangelverwaltung umgehend ein solides System zu formen“. Der saarländischen Landesregierung bietet das Bündnis an, gemeinsam über ein Modell-Projekt zu verhandeln, mit dem neue Konzepte der Gesundheitsversorgung erprobt werden können. Lange Wartezeiten auf Arzttermine, überfüllte Notaufnahmen, Apotheken, die wichtige Medikamente nicht mehr haben, sind dem Bündnis zufolge „Symptome einer völlig verfehlten Gesundheitspolitik der letzten Jahrzehnte“, welche die Bürger nun zu spüren bekommen. „Wir halten nicht mehr mit Vollgas auf die Wand zu, wir sind bereits gegen die Wand gefahren“, so Dr. Josef Mischo, der Präsident der Ärztekammer des Saarlandes in der Mitteilung. Ein Kernproblem ist dem Bündnis zufolge der Fachkräftemangel. „Viele Arzt- oder Zahnarztpraxen sind telefonisch kaum noch erreichbar oder müssen sogar die Sprechstundenzeiten einschränken, weil es nicht genügend Personal für einen ordnungsgemäßen Betrieb in Haus-, Zahn- und Facharztpraxen gibt“, berichtet Mischo. Auch in den Krankenhäusern seien immer wieder ganze Stationen nicht mehr zu betreiben, weil aufgrund von fehlendem Personal die vorgegebenen Personalschlüssel nicht mehr erfüllt werden können. Dies hänge unter anderem damit zusammen, dass die Gesundheitsberufe nicht mehr attraktiv seien, wozu auch die überbordende Bürokratie ihren Anteil leiste. Als weiteres Problem beschreibt Peter Springborn, Landesgeschäftsführer des Sozialverband VdK Saarland, die fehlende Lenkung der Patienten durch das System: „Wir leisten uns Doppelstrukturen. Das ist ineffizient und verschlingt Ressourcen, die wir eigentlich für die Patienten brauchten. Obendrein bürdet es den Patienten Aufgaben auf, die diese gar nicht erfüllen können, wie beispielsweise die Organisation einer Kurzzeitpflege.“ Ein „weiter so“ ist für das Aktionsbündnis „nicht möglich“ und appelliert an die Politik in Land und Bund, das System auf sichere finanzielle Füße zu stellen, Fehlanreize zu beseitigen und zukunftsfeste Strukturen zu schaffen. „Sagen sie den Bürgern endlich die Wahrheit über die Situation der Gesundheitsversorgung und geben sie der Gesundheitsversorgung als zentralem Element der Daseinsvorsorge höchste Priorität“, fordern die Bündnispartner, die zudem herausstellen, dass weder Ärzte und Medizinische Fachangestellte, Krankenhäuser und Pflegekräfte noch Apotheker schuld an der Misere seien. Gleichzeitig bietet das Bündnis der Politik an, über Auswege aus der Krise zu sprechen und schlägt der Landesregierung vor, „gemeinsam nach alternativen Konzepten zu suchen, wie die Versorgung der Bevölkerung im Saarland auf hohem Niveau und zu bezahlbaren Kosten gesichert werden kann“. Daraus könne ein „Gesundheitsmodell Saarland“ entwickelt werden, um im Saarland diese Konzepte zu testen und aus den Erfahrungen für das Gesundheitswesen in Deutschland insgesamt zu lernen. (hr) Mitglieder des Aktionsbündnisses Gesundheit sind:– Apothekerkammer des Saarlandes– Ärztekammer des Saarlandes– Ärztekammer des Saarlandes Abt. Zahnärzte– facharztforum saar– Kassenärztliche Vereinigung Saarland– Kassenzahnärztliche Vereinigung Saarland– Psychotherapeutenkammer des Saarlandes– Saarländische Krankenhausgesellschaft– Saarländischer Apothekerverein– Saarländischer Hausärzteverband– Saarländischer Pflegebeauftragter– Sozialverband VdK Saarland
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