Neues zur Männergesundheit von der 36. DGA-Jahrestagung in Köln27. November 2024 Sabine Kliesch, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Andrologie e.V. (DGA). Foto: Universitätsklinikum Münster Grundlagenforschung, klinische Andrologie und Berufspolitik: Auf der 36. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Andrologie e.V. (DGA) unter der Leitung von Tagungspräsident Dr. Alexander Sahi diskutierten in Köln 150 Andrologen vor allem aus den Fachgruppen Urologie, Endokrinologie und Dermatologie sowie der Reproduktionsmedizin vom 14.–16.11.2024 Aktuelles aus ihrem interdisziplinären Fachgebiet. Darüber hinaus erneuerte DGA-Präsidentin Prof. Sabine Kliesch in der Domstadt die berufspolitische Forderung der Fachgesellschaft nach einer besseren Vergütung andrologischer Leistungen, um die Versorgung der Patienten in Deutschland langfristig zu sichern.Die wichtigste andrologische Fachtagung des Jahres stand unter dem Motto „Brennpunkt Andrologie – Neues aus Forschung und Klinik“. Naturwissenschaftliche Vorträge einerseits und klinische Sessions andererseits prägten demzufolge das Kongress-Programm, mit dem der Brückenschlag zwischen den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen aus der Grundlagenforschung und der praktischen klinischen Anwendung gelungen ist, so das Fazit von DGA-Präsidentin Kliesch und Tagungspräsident Sahi. Für die KI ist es noch ein weiter Weg Zu den Highlights des wissenschaftlichen Programms gehörten 3 Plenarsitzungen, in denen die DGA zunächst den Stand der Forschung nach 20 Jahren Keimzellkryokonservierung bei Jungen abbildete. Mit der Kryokonservierung von Hodengewebe soll die Sicherung der Fruchtbarkeit vor einschränkender Therapie der Hodenfunktion auch bei Jungen vor der Pubertät möglich werden. Die folgenden Plenen gaben neue spektakuläre elektronenmikroskopische Einblicke in die Spermienanatomie und galten der Integration von Künstlicher Intelligenz (KI) in die klinische andrologische Praxis. „Bis dahin ist es allerdings noch ein weiter Weg“, sagt DGA-Pressesprecher Dr. Jann-Frederik Cremers. Aktuell gelte es, Rahmenbedingungen für den sicheren Einsatz der KI zu formulieren. Erektile Dysfunktion und Transgesundheit Klinische Sessions galten etwa der Behandlung der Erektilen Dysfunktion (ED). Hier wurde die Bedeutung neuer digitaler Gesundheitsanwendungen betont, die für Cremers eine gute Therapie-Ergänzung darstellen und Lücken in der Versorgung schließen können.Angesichts der steigenden Zahl geschlechtsangleichender Operationen hatte die DGA auf ihrem Kongress im Bezirksrathaus Porz natürlich auch die Transgesundheit im Fokus. „Fertilitätsprotektion bei Geschlechtsinkongruenz ist ein neuer und wichtiger Aspekt der Versorgung, der künftig auch Eingang in die Leitlinien finden wird“, sagt der DGA-Pressesprecher und ergänzt, dass es zudem mehr Bewusstsein für eine dem biologischen Geschlecht entsprechende Krebsfrüherkennung für Transgenderpersonen bedürfe. DGA-Präsidentin will Awareness stärken Erfolge und aktuelle Herausforderungen in der Andrologie benannte Kliesch in der virtuellen Kongress-Pressekonferenz. „Der Erkenntnisgewinn der letzten Jahre, gerade auch aus der genetischen Forschung, bietet uns Möglichkeiten, unsere Patienten, seien es Kinderwunschpatienten oder Männer mit Hormonmangelerkrankungen oder mit Erektionsstörungen, besser diagnostizieren und besser therapieren zu können.“ Erheblichen Erkenntniszuwachs habe es zudem im Bereich der Begleit- und Folgeerkrankungen gegeben. So kann die ED bekanntlich ein Vorbote für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sein. „Heute wissen wir, dass auch eine schwere Fertilitätsstörung ein Indikator für eine spätere kardiovaskuläre Begleiterkrankung sein kann. Desgleichen wissen wir sehr genau, dass bei Hormonmangelpatienten Folgeerkrankungen im Bereich des Metabolischen Syndroms und Diabetes auf die Betroffenen warten“, so Kliesch weiter. Hier gelte es, Awareness und Aufklärung in der Bevölkerung zu stärken. Brennpunkt Berufspolitik Im Brennpunkt der 36. DGA-Jahrestagung stand zudem die Berufspolitik, denn der Nachwuchsmangel macht auch vor der Andrologie nicht Halt. Ein erster Schritt, um die Attraktivität des Fachgebiets zu erhöhen, sei nach Worten der DGA-Präsidentin gelungen, indem die Weiterbildung in Klinik und Praxis nun unabhängig von einem festen Zeitfenster in Bausteinen möglich werde. Um die Regelversorgung künftig zu gewährleisten, brauche es aber eine bessere Vergütung der Leistungen andrologisch tätiger Fachärzte. Diese Forderung hatte die DGA zuletzt in einem Konsenspapier, dem sich die Deutsche Gesellschaft für Urologie und der Berufsverband der Deutschen Urologie angeschlossen hatten, an die politisch Verantwortlichen herangetragen (wir berichteten). Das Konsenspapier definiert Standards für die Diagnostik der männlichen Infertilität, die flächendeckend angeboten und adäquat honoriert werden müssen, um Defizite bei der Versorgung von Paaren mit unerfülltem Kinderwunsch zu vermeiden. Bei den turnusgemäßen Vorstandswahlen im Rahmen der DGA-Mitgliederversammlung wurde Dr. Maria Schubert, Münster, als Schriftführerin neu in den geschäftsführenden Vorstand gewählt. Dr. Corinna Friedrich, Münster, wurde in Köln für weitere 3 Jahre im Amt der DGA-Forschungsbeauftragten bestätigt. Zum Tagungspräsidenten 2027 wurde Prof. Hans-Christian Schuppe, Gießen, gewählt. (DGA/ms)
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