Neutrophile in der Krebstherapie: Mehr als nur Ersthelfer

Neutrophile Granulozyten sind der häufigste Immunzelltyp im menschlichen Blut. Sie sind als Ersthelfer bei Infektionen bekannt und könnten bald auch in der Krebstherapie eingesetzt werden. Symbolbild ©Corona Borealis/stock.adobe.com

Die gezielte Blockade des STAT3-Signalwegs in neutrophilen Granulozyten könnte ein wirksamer Schlüssel zur Bekämpfung von Tumoren sein, wie eine neue Studie der Universität Duisburg-Essen zeigt.

Der STAT3-Signalweg ist für seine tumorfördernde Wirkung bekannt – insbesondere in Tumorzellen und verschiedenen Immunzellen. Doch der direkte Zusammenhang mit neutrophilen Granulozyten war bislang nicht klar belegt.

Neutrophile sind der häufigste Immunzelltyp im Menschen und galten lange als reine „Ersthelfer“ bei Infektionen. Inzwischen stehen sie jedoch zunehmend im Fokus der Krebsforschung. Denn: Sie fördern in vielen Fällen das Tumorwachstum und sind mit einer schlechten Prognose verbunden. Trotz intensiver Forschung ist es bislang kaum gelungen, Neutrophile in der Krebstherapie einzusetzen. Genau hier setzt eine neue Studie der Universität Duisburg-Essen unter der Leitung von Prof. Jadwiga Jablonska an.

Reduziertes Tumorwachstum und Metastasierung

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass Neutrophile auch das Immunsystem aktivieren und bei der Tumorabwehr unterstützen können,“ erklärt Dr. Irem Ozel, Erstautorin der Studie. „Insbesondere sind sie in der Lage, zytotoxische T-Zellen zu aktivieren, die gezielt Tumorzellen angreifen.

Die Forschenden haben in Laborversuchen gezielt den STAT3-Signalweg in Neutrophilen blockiert und eine deutlich verstärkte anti-tumorale Immunantwort beobachten können. Gleichzeitig veränderte sich das Immunprofil im Tumor und in den umliegenden Lymphknoten – mit einer Anreicherung hochaktiver, zytotoxischer CD8⁺-T-Zellen, die effizient Krebszellen eliminieren konnten. Das Ergebnis: Tumorwachstum und Metastasierung wurden im Mausmodell signifikant reduziert.

„Mit der gezielten Hemmung dieses Signalwegs in Neutrophilen eröffnen wir einen neuen Ansatz für eine verbesserte Krebsimmuntherapie,“ so Jablonska, Leiterin der Arbeitsgruppe Translationale Onkologie in der Klinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde am Universitätsklinikum Essen. „Dieses Wissen kann künftig genutzt werden, um neue Therapien zu entwickeln und die Überlebenschancen von Krebspatient:innen zu verbessern“, ergänzt Prof. Stephan Lang, Direktor der HNO-Klinik und Co-Autor der Studie.

Die aktuellen Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Signal Transduction and Targeted Therapy“ veröffentlicht. Gefördert wurde die Studie von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG).