Nicht immer hilfreich: Smartwatches zur Überwachung von Vorhofflimmern

Bei einem Teil der Patienten mit Vorhofflimmern verursacht die Rhythmuskontrolle per Smartwatch enorme Ängste. (Symbolfoto: ©DragonImages/stock.adobe.com)

Wearables sollen helfen, die Gesundheit zu überwachen – zum Beispiel indem sie einen unregelmäßigen Herzrhythmus aufdecken. Neuen Studienergebnissen zufolge könnten sie bei manchen Menschen aber genau das Gegenteil bewirken.

Für Menschen mit Vorhofflimmern ist die Verwendung eines tragbaren digitalen Gerätes zur Überwachung der Herzfrequenz und zur Warnung vor einem unregelmäßigen Herzschlag möglicherweise nicht so hilfreich, wie ihre Träger denken. Dies legt eine neue Studie im „Journal of the American Heart Association“ unter der Leitung von Dr. Lindsay Rosman, Assistenzprofessorin für Medizin in der Abteilung für Kardiologie an der University of North Carolina (UNC) School of Medicine (USA), nahe. Es ist die erste Studie, die zeigt, dass Wearables wie Smartwatches oder Fitnesstracker sowohl Ängste als auch die Inanspruchnahme des Gesundheitswesens bei Patienten mit Vorhofflimmern erheblich verstärken können.

An der retrospektiven Studie nahmen 172 Patienten der UNC Health mit diagnostiziertem Vorhofflimmern teil (mittleres Alter 72 Jahre), die einer elektronischen Einladung gefolgt waren. Inkludierte Patienten füllten einen Online-Fragebogen aus, der mit Daten ihrer elektronischen Gesundheitsakten verknüpft wurde. Die Studienautoren verglichen die Daten von Studienteilnehmern mit tragbarem Gerät (etwa die Hälfte der Studienteilnehmer) und jenen ohne ein solches über 9 Monate hinweg. Rosman und ihr Team fanden heraus, dass Patienten mit Vorhofflimmern, die Wearables verwenden, sich eher mit den Symptomen ihres Herzens beschäftigen, über Bedenken hinsichtlich ihrer Vorhofflimmer-Behandlung berichten und Gesundheitsressourcen in Anspruch nehmen als Patienten ohne diese Geräte. Auch Versorger und Kliniken waren betroffen, da die Nutzer von Wearables eher in der Klinik anriefen und Nachrichten an ihre Ärzte schickten als Personen, die kein solches Gerät hatten. Schließlich berichten die Forscher über signifikant höherer Raten von EKGs, Echokardiogrammen/transösophagealen Echokardiogrammen und Ablationen bei Patienten mit tragbarem Gerät.

Mit Blick auf die psychologische Wirkung der Smartwatches fühlte sich zwar ein Großteil der Studienteilnehmer durch das Tragen des Gerätes geschützt. Etwa jeder fünfte Vorhofflimmer-Patient berichtete in der Studie jedoch über starke Ängste und Befürchtungen als Reaktion auf Benachrichtigungen über Rhythmusstörungen durch ihr Gerät. Ein ähnlicher Anteil (20 %) kontaktierte routinemäßig seinen Arzt, wenn die EKG-Ergebnisse der Smartwatch abnormal waren oder auf mögliches Vorhofflimmern hindeuteten. Es ist jedoch unklar, ob sie aufgrund der Warnmeldungen ihrer Geräte tatsächlich einen Arzt hätten aufsuchen müssen. Weiterhin ist unklar, ob die angegebene Angst zur Verschlimmerung der Symptome beigetragen hat. Angst ist ein gut dokumentierter Faktor ist, der zu verschiedenen Erkrankungen, einschließlich Vorhofflimmern, beiträgt.

„Angesichts des signifikanten Anstiegs der Nutzung von Wearables in dieser Patientengruppe (und der Bevölkerung im Allgemeinen)“, so Rosman, „sind wir der Meinung, dass prospektive Studien und randomisierte Untersuchungen erforderlich sind, um die Nettoauswirkungen von Wearables – einschließlich ihrer Warnungen – auf die Inanspruchnahme der Gesundheitsversorgung und das psychologische Wohlbefinden der Patienten sowie die nachgelagerten Auswirkungen auf Anbieter, Krankenhäuser und Gesundheitssysteme zu verstehen.“ (ah)