Nicht-invasiver Weg zur Messung der Gesundheit der Plazenta entwickelt

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Forscher des Children’s Hospital Los Angeles, USA, haben eine vielversprechende MRT-„Sonde“ zur Messung der Funktionstüchtigkeit der Plazenta während der Schwangerschaft konstruiert.

Mit Hilfe neuartiger MRT-Techniken hat das Team des Children’s Hospital Los Angeles (CHLA), USA, als erstes die vaskuläre Reaktivität der Plazenta gemessen – die Fähigkeit der Plazenta, die Blutversorgung an den Bedarf des Fötus anzupassen. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift „Ultrasound in Obstetrics & Gynecology“ veröffentlicht. „Es ist spannend, weil dies ein potenzieller Biomarker oder eine funktionelle Sonde für die Gesundheit der Plazenta sein könnte“, kommentiert Vidya Rajagopalan, Forscherin in der Abteilung für Kardiologie am CHLA. „Und es ist nicht-invasiv. Es tut weder der Mutter noch dem Baby weh”, fügt sie hinzu.

Yoga-ähnliche Atemübungen

Neben dem stark frequentierten Fetal-Maternal Center beherbergt das CHLA eines der wenigen fetalen MRT-Forschungsprogramme des Landes. Rajagopalan hat dieses Forschungsprogramm seit ihrem Eintritt ins CHLA im Jahr 2016 ausgebaut. Das Ziel ihres Labors ist es, eine Reihe von nicht-invasiven Instrumenten zur Messung der fetalen und plazentaren Gesundheit zu entwickeln.

In dieser Studie konzentrierte sich ihr Team auf die Fähigkeit des Organs, eine entscheidende Aufgabe zu erfüllen: die Aufrechterhaltung einer stabilen Sauerstoffumgebung für den Fötus. „Das ist ein guter Hinweis darauf, wie gesund die Plazenta ist“, erklärt sie. „Kann sie mit dem wachsenden Baby Schritt halten und ihm weiterhin die benötigte Menge an Sauerstoff zuführen, unabhängig davon, was in der Außenwelt vor sich geht?“, fragt die Forscherin.

An der Studie nahmen 34 Frauen mit gesunden Schwangerschaften teil, deren Schwangerschaftsdauer zwischen 22 und 32 Wochen lag. Jede Teilnehmerin unterzog sich dann einer siebenminütigen MRT-Untersuchung der Plazenta. Während der MRT-Untersuchung wurden die Frauen per Video angewiesen, yoga-ähnliche Atemübungen zu machen, z.B. einzuatmen, kurz die Luft anzuhalten und einen langen Seufzer auszustoßen.

Die Forscher maßen den sich verändernden Kohlendioxidgehalt der Mütter während der Übungen. Mit einer Technik, die als blutsauerstoffabhängige MRT bezeichnet wird, beobachteten sie, wie sich das Gefäßsystem der Plazenta als Reaktion auf diese wechselnden Werte weitete und zusammenzog. Es wurde kein externer Sauerstoff oder Kontrastmittel verwendet. „Wir wollten sehen, wie gut die Plazenta auf alltägliche Veränderungen und Situationen reagiert, anstatt einen künstlichen Stimulus oder eine künstliche Umgebung zu schaffen“, so Rajagopalan.

Je älter der Fötus, desto reaktionsfähiger ist die Plazenta

Die Studie ergab, dass die MRT die vaskuläre Reaktivität der Plazenta mit diesen Techniken konsistent messen kann. Die Proof-of-Concept-Studie bietet eine neuartige, nicht-invasive Methode zur Messung der Gesundheit und Funktion der Gefäße der Plazenta während der Schwangerschaft. Darüber hinaus stellte das Team fest, dass: Je älter der Fötus, desto reaktionsfähiger ist die Plazenta. Und unabhängig vom Schwangerschaftsalter gilt: Je reaktionsfähiger die Plazenta ist, desto größer ist das Gehirn des Babys.

Der nächste Schritt des Teams besteht darin, zu untersuchen, wie sich die Fehlfunktion der Plazenta auf die Gehirnentwicklung von Babys mit angeborenen Herzfehlern auswirkt. Letztlich sollen Kliniker in der Lage sein, die vaskuläre Reaktivität der Plazenta als Mittel zur frühzeitigen Diagnose einer Plazenta-Fehlfunktion zu nutzen – und zu intervenieren.

„Dies öffnet das Tor zur Erkennung von Plazenta-Fehlfunktionen und deren Behandlung“, sagt Rajagopalan. „Eine Therapie muss nicht unbedingt ein Medikament oder eine Operation sein. Sie könnte so einfach sein wie Lebensstilmaßnahmen wie Bewegung und eine bessere Kontrolle des Diabetes der Mutter. Wir wollen die Gesundheit der Plazenta so gut wie möglich unterstützen“, sagt die Wissenschaftlerin.