Nichtinvasive Messung bei ARDS: DIVI-Forschungspreis für klinische Medizin verliehen

Wurden auf dem DIVI24 mit dem DIVI-Forschungspreis für klinische Medizin ausgezeichnet: Rolf Erlebach (links) und Una Pale. (Foto: ©Christoph Stulz/ Universitätsspital Zürich)

Die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) zeichnet Dr. Rolf Erlebach und Dr. Una Pale vom Institut für Intensivmedizin des Universitätsspitals Zürich (Schweiz) mit dem DIVI-Forschungspreis in der Kategorie klinische Medizin aus.

Die beiden Wissenschaftler verglichen Methoden von nichtinvasiver und invasiver Messung der Sauerstoffwerte, um den Schweregrad und den Krankheitsverlauf eines akuten Atemnotsyndroms (ARDS) zu beurteilen. „Die Studienergebnisse der Forschungsgruppe um Prof. Emanuela Keller legen die aktuellen Schwachpunkte der nichtinvasiven Messmethode offen. Gleichzeitig können sie Basis für weitere Studien sein, um das Potenzial für eine bessere Versorgung von ARDS-Patienten auszuschöpfen“, sagt Laudator und Kongresspräsident Prof. Stefan Schwab bei der Preisverleihung im Rahmen des Jahreskongresses DIVI24 in Hamburg.

Um die beiden Messmethoden – die nichtinvasive Pulsoximetrie sowie den klassisch invasiv gemessenen Partialdruck des arteriellen Sauerstoffs – miteinander ins Verhältnis zu setzen, analysierte das Forschungsteam mehr als 5000 Datenpunkte von 657 Patienten aus drei Datenbanken für Intensivstationen in Zürich, Salzburg und Boston. Dabei konnten einige Einschränkungen der nichtinvasiven Methode festgestellt werden: „Die Einteilung des Schweregrades mit der nichtinvasiven Methode weicht in einem relevanten Anteil vom Schweregrad gemessen mit der invasiven Methode ab“, erklärt Preisträger Erlebach, der den Preis in Hamburg stellvertretend entgegennahm.

„Die Resultate sind also oft nicht vergleichbar. Auch die Beurteilung des Krankheitsverlaufes war schwieriger, weil der Messwert unzureichend sensitiv ist, um Veränderungen des Sauerstoffpartialdrucks zu erkennen.“ Zudem hinge die Einteilung des Schweregrades stärker davon ab, wieviel Sauerstoff der dem Patienten zugeführt wird – womit man Objektivität einbüßen würde.

Messqualität verbessern: Weitere Studien für die klinische Praxis nötig

Um auf Basis dieser Ergebnisse Empfehlungen für die klinische Anwendung ableiten zu dürfen, bedarf es noch weiterer Studien. „Ein Schritt Richtung weniger Invasivität wäre wichtig, aber natürlich müssen wir die Qualität dabei erhalten. So wäre es denkbar, weitere Biosignale hinzuzunehmen. Die Zürcher Forschungsdatenbank ICU Cockpit enthält über eine Billion Datenpunkte aus zeitlich hochaufgelösten zahlreichen Messparametern. Daraus entwickelte komplexere, KI-basierte Modelle könnten zukünftig eine Lösung sein“, überlegt Erlebach.

Der DIVI-Forschungspreis ist mit 4000 Euro dotiert, der zweite Platz mit 2000 Euro und die Plätze 3 und 4 mit je 1000 Euro. Alle Preisträger des DIVI-Forschungspreises für klinische Medizin 2024 auf einen Blick:

Platz 1: Dr. Rolf Erlebach und Dr. Una Pale, Institut für Intensivmedizin, Universitätsspital Zürich, für die Arbeit „Limitations of the SpO2/FiO2-Ratio to classify and monitor Acute Respiratory Distress Syndrome”

Platz 2: PD Dr. Christian Nußhag, Nierenzentrum, Universitätsklinikum Heidelberg, für die Arbeit
„RescuE pLAsma eXchange in severe COVID-19 (RELAX-Trial): A multicenter randomized controlled trial”

Platz 3: Cand. Med. Sophie Imhof, Neurologische Klinik und Poliklinik mit Friedrich-Baur-Institut, München, für die Arbeit „3D-Ultraschall zur diagnostischen Sonographie von Muskelatrophie im Rahmen einer ICUAW“

Platz 4: Dr. Bernd Auber, Institut für Humangenetik, Medizinische Hochschule Hannover, für die Arbeit „Einführung der ultra-schnellen Genomsequenzierung für neonatale und pädiatrische Intensivstationen in Deutschland – Project Baby Lion“