Nichtoperative Behandlung Mismatch-Reparatur-defizienter Tumoren: Befallenes Organ kann oft erhalten werden

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Bei Patienten mit lokal fortgeschrit­tenem Rektumkarzinom mit ­Mismatch-Reparatur-Defizienz (dMMR) kann durch die neoadjuvante Immuncheckpoint-Blockade bei einem hohen Anteil der Patienten eine Operation vermieden werden – das konnte bereits gezeigt werden.

Ob aber dieser Ansatz auf alle frühen soliden dMMR-Tumoren – unabhängig von der Tumorlokalisation – ausgeweitet werden kann, war bislang unklar und deswegen Thema einer aktuellen Studie, die kürzlich in der Fachzeitschrift „The New England Journal of Medicine“ erschienen ist.

Wie die Wissenschaftler um Prof. Andrea Cercek vom Memorial Sloan Kettering Cancer Center in New York berichten, führte die neoadjuvante PD-1-Blockade generell bei Patienten, die für eine kurativ intendierte Operation geeignet waren, bei einem hohen Prozentsatz zum Organerhalt.

Neoadjuvante Therapie mit Dostarlimab

In die Phase-II-Studie waren Patienten mit soliden dMMR-Tumoren im Stadium I, II oder III, die für eine kurative Operation geeignet waren, aufgenommen worden. Die Teilnehmer wurden 6 Monate lang neoadjuvant mit dem PD-1-Inhibitor Dostarlimab behandelt. Das Ansprechen auf die Behandlung beurteilten die Autoren in 2 Kohorten: Patienten in Kohorte 1 hatten ein lokal fort­geschrittenes Rektumkarzinom mit dMMR und jene in Kohorte 2 solide Tumoren mit dMMR, aber an anderen Lokalisationen. Patienten mit klinischer CR konnten sich für eine nichtoperative Behandlung entscheiden, die übrigen sollten sich einer Resektion unterziehen.

Insgesamt konnte das Team 117 Patienten in seine Analyse einbeziehen. In Kohorte 1 hatten alle 49 Patienten, welche die Therapie abgeschlossen hatten, eine klinische CR und entschieden sich für eine nicht operative Behandlung. Davon wiesen 37 nach 12 Monaten eine anhaltende klinische CR auf – ein Befund, der das Kriterium für Wirksamkeit erfüllte (=primärer Endpunkt). In Kohorte 2 hatten insgesamt 35/54 Patienten, die die Behandlung abgeschlossen hatten, eine klinische CR und 33 entschieden sich für eine nicht operative Behandlung.

Operation oft nicht erforderlich

Wie die Autoren weiter ausführen, wiesen von den 103 Patienten beider Kohorten, die die Behandlung abschlossen, 84 eine klinische CR auf und 82 mussten nicht operiert werden. Unter den insgesamt 117 Patienten lag das RFS nach 2 Jahren bei 92 % (95 %-KI 86–99); die mediane Nachbeobachtung für ein Rezidiv geben Cercek et al. mit 20,0 Monaten an (Spanne 0-60,8).
Bei der Mehrheit der Patienten (95 %) beobachteten die Wissenschaftler reversible Nebenwirkungen von Grad 1 oder 2 (60 %) oder es traten keine Nebenwirkungen auf (35 %). Die Möglichkeit einer kurativen Resektion sei während oder nach der Behandlung bei ­keinem der Studienteilnehmer eingeschränkt gewesen, ergänzt das Autorenteam. (sf)