Nichtraucherschutz in den eigenen vier Wänden in Europa: England vorn, Griechenland Schlusslicht

In der Befragung gaben 18 Prozent der Probanden an, dass es für den Tabakkonsum in ihrem Zuhause zwar Regeln gibt, das es aber nicht vollständig rauchfrei sei. (Foto: © nito/stock.adobe.com)

Laut einer kürzlich veröffentlichten Studie wird in sieben von zehn privaten Behausungen in Europa nicht geraucht. Deutschland liegt bei der Auswertung von zwölf Ländern mit dem fünften Platz (75% rauchfreie Haushalte) im Mittelfeld.

Einige Länder sind beim Nichtraucherschutz in den eigenen vier Wänden laut der Aufstellung weiter als andere. Griechenland bildet das Schlusslicht: Hier werde in mehr als der Hälfte der privaten Behausungen noch geraucht, berichten die Studienautoren (44,4% rauchfreie Haushalte). In Rumänien (55,5%), Bulgarien (56,6%) und Spanien (57,6%) wird das Rauchen daheim in mehr als vier von zehn Fällen gebilligt. England führt die Liste mit mehr als acht von zehn Wohnungen (84,5%) an, die rauchfrei sind, gefolgt von Irland (79,4%), Lettland (78,9%) und Italien (75,8%). Auf den Plätzen hinter Deutschland liegen Portugal (74%) an sechster sowie Polen (69,6%) und Frankreich (65,1%) an siebter und achter Stelle.

Wie die Verfasser der Arbeit berichten, nimmt der Anteil der Wohnungen, in denen nicht geraucht wird, zwar zu – allerdings zu langsam. Es seien größere Anstrengungen nötig, um sowohl Kinder als auch nichtrauchende Erwachsene vor den gesundheitlichen Gefahren des Passivrauches zu schützen, sagen sie. Olena Tigova von der Abteilung für Tabakkontrolle am Catalan Institute of Oncology in Barcelona (Spanien) ist eine der Studienautoren und erklärt: „Die Exposition gegenüber Passivrauch ist in jeder Umgebung für Kinder und Erwachsene schädlich. Seit 2004 sind in vielen europäischen Ländern Rauchverbote an öffentlichen Orten erlassen worden. Im privaten Umfeld allerdings, insbesondere in Wohnungen, wird noch häufig geraucht oder sind Personen Tabakrauch ausgesetzt. In unserer Studie wollten wir untersuchen, welche Regeln in der eurpäischen Allgemeinbevölkerung für das Rauchen zu Hause bestehen. Zwar wurden in der Vergangenheit einige Untersuchungen auf nationaler Ebene durchgeführt, aber seit dem Jahr 2010 hat es keine multinationale europäische Befragung mehr gegeben.“

Übersicht der europäischen Länder mit den meisten und den wenigsten rauchfreien Haushalten. (Abbildung: © ERJ Open Research/Olena Tigova)

Man bat 11.734 Menschen in den der an der Studie beteiligten zwölf Länder um Auskunft. Die Probanden hatte man sorgsam so ausgewählt, dass sie die Bevölkerung des jeweiligen Landes repräsentierten. Sie wurden in den Jahren 2017 und 2018 in persönlichen Gesprächen danach befragt, ob Rauchen in ihrem grundsätzlich Zuhause erlaubt sei und, falls ja, ob es bezüglich des Tabakkonsums in Innenräumen bei ihnen irgendwelche Beschränkungen gebe.

Mit Rauchfreiheit assoziierte Faktoren ermittelt

Die Untersuchung ergab, dass etwa 70 Prozent aller Befragten das Rauchen in ihrem Zuhause gar nicht erlaubten. Weitere 18 Prozent gaben an, dass es zwar Regeln gab, ihr Heim aber nicht vollständig rauchfrei war. Überraschenderweise war in 13 Prozent der Nichtraucherhaushalte Besuchern das Rauchen erlaubt. „In den nordeuropäischen Ländern gibt es mehr rauchfreie Haushalte, während es in Osteuropa und weniger wohlhabenden Ländern mehr gibt, in denen wenigstens teilweise Regeln für Raucher bestehen und das Rauchen in bestimmten Bereichen oder zu bestimmten Anlässen erlaubt wird“, berichtet Tigova.

Die Forschenden untersuchten auch andere Faktoren, die Raucherregeln in Haushalten zu beeinflussen scheinen. So stellten sie fest, dass Frauen, ältere Menschen, Menschen mit höherem Bildungsniveau und Menschen mit Kindern mit höherer Wahrscheinlichkeit ein rauchfreies Zuhause haben. Tigova erläutert: „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Zahl der rauchfreien Haushalte in Europa allmählich um etwa ein Prozent pro Jahr zunimmt. Bei dieser langsamen Entwicklung könnte es jedoch noch 30 Jahre dauern, bis alle Haushalte in Europa rauchfrei sind. Um dies zu beschleunigen, sind strengere Maßnahmen zur Tabakkontrolle unerlässlich. Die Ausweitung der Rauchverbote am Arbeitsplatz, in öffentlichen Räumen und in einigen privaten Bereichen wie Autos, kombiniert mit neuen Strategien zur Reduzierung des Rauchens zu Hause, wird dazu beitragen, mehr europäische Haushalte rascher rauchfrei zu machen.“

Die Forscher planen, ihre Studie auszuweiten und das Ausmaß des Vapings in europäischen Wohnungen und Privathäusern sowie die Belastung durch Passivrauchen und Vapingdämpfe in Autos zu untersuchen. Erforscht werden soll auch, wie man die Menschen am besten dazu bringen kann, ihre Häuser rauchfrei zu machen.

Dr. Filippos Filippidis ist Vorsitzender des Tobacco Control Committee der European Respiratory Society und Dozent für öffentliche Gesundheit am Imperial College London (Großbritannien). Als ERS-Vertreter kommentiert er: „Es ist zwar gut zu sehen, dass immer mehr Häuser rauchfrei werden. Jedoch zeigt diese Umfrage, dass es Länder gibt, die weit hinterherhinken und dass zu langsam Fortschritte gemacht werden. In ganz Europa rauchen immer noch Millionen von Menschen und weitere Millionen sind Passivrauch ausgesetzt. Wenn wir unsere Häuser rauchfrei machen, schützen wir Kinder und Erwachsene vor Passivrauch und können auch Rauchern helfen, weniger zu rauchen oder ganz damit aufzuhören. Die Kosten, die in Europa durch das Rauchen verursacht werden – sowohl für die Staatskassen als auch für die öffentliche Gesundheit – sind zu hoch. Wir brauchen umfassende Rauchverbotsgesetze und verfügbare Unterstützung, um den Menschen beim Aufhören zu helfen.“