Nierenkrankheiten und myotone Dystrophie: Forscher identifizieren Zusammenhang

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Laut einer neuen Studie ist die Niere an der Entwicklung von myotoner Dystrophie Typ 1 (DM1) beteiligt und spielt möglicherweise auch eine Rolle bei Muskelschwäche, Insulinresistenz und beeinträchtigter Energienutzung.

Myotone Dystrophie Typ 1 (DM1), eine genetische Störung, weist ähnliche Merkmale wie chronische Nierenkrankheiten (CKD) auf, darunter fortschreitender Muskelschwund, Insulinresistenz des gesamten Körpers und eine Beeinträchtigung der Energienutzung, die für eine normale Funktion unerlässlich ist. Es war bisher jedoch nicht bekannt, dass bei Personen mit DM1 CKD auftreten. Ebenfalls war es nicht bekannt, ob die zugrunde liegende Ursache der Zellfunktionsstörung bei DM1 die Niere betrifft. Die Forscher untersuchten den Zusammenhang. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Nature Communications“ veröffentlicht.

Extrazelluläre Vesikel als Biomarker

Die Forscher analysierten extrazelluläre Vesikel (EVs) aus Urinproben, die Informationen über den Gesundheitszustand der Zellen enthalten, die sie freisetzen. Sie sammelten die in den EVs enthaltenen Zellinformationen und verglichen sie mit Nierengewebe aus Autopsien von Personen mit DM1. Dabei verwendeten sie molekulare Methoden wie RNA-Sequenzierung und digitale Droplet-PCR sowie Computertools wie prädiktive Modellierung. Dadurch konnten sie die Beziehung zwischen den Merkmalen und Metaboliten der EVs im Urin und dem klinischen Schweregrad bei DM1 untersuchen.

„Unsere Daten legen nahe, dass ein gestörter Nierenstoffwechsel zu den Symptomen von DM1 beitragen kann, darunter Muskelschwäche, Insulinresistenz und beeinträchtigter Energieverbrauch. Die Arbeit zeigt auch, dass die Niere, insbesondere der proximale Nierenschlauch, ein Ort ist, an dem die zugrunde liegende Zellfunktionsstörung entsteht, die zur Krankheit beiträgt“, berichten die Forscher. Die Ergebnisse unterstreichen nach Angaben der Wissenschaftler damit auch die potenzielle Verwendung von EVs im Urin als Biomarker für Nierenstoffwechselstörungen bei Personen mit dieser Krankheit.

Urin-EVs könnten invasive Muskelgewebebiopsien ersetzen, um die therapeutische Arzneimittelaktivität bei Patienten mit myotoner Dystrophie zu ermitteln, erklären die Autoren. Die nichtinvasive Natur von Urin-EVs ermögliche eine häufige Überwachung, die mit invasiven Muskelbiopsien nicht möglich ist. Die Ergebnisse würden außerdem nahelegen, dass die klinischen Behandlungsempfehlungen für Personen mit DM1 ebenfalls aktualisiert werden sollten, um eine regelmäßige Überwachung der Nierenfunktion einzuschließen.

Weitere Forschungen geplant

Zukünftige Forschung muss Behandlungsmöglichkeiten erforschen, um den Stoffwechsel in der Niere als Therapie für Patienten mit DM1 zu verbessern. „Wir sind daran interessiert, EVs im Urin mit fortschrittlichen bioinformatischen Methoden wie künstlicher Intelligenz zu kombinieren, um unser Verständnis der molekularen Ursprünge von DM1 zu erweitern, neue therapeutische Ziele zu identifizieren und robuste biologische Marker der Krankheit zu entwickeln“, sagen die Wissenschaftler abschließend.