Nierenschäden: Hormonschub während der Pubertät kann das Risiko erhöhen

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Obwohl Östrogen dafür bekannt ist, Frauen vor Nierenfunktionseinschränkungen (Nierenschäden) zu schützen, hat eine aktuelle Studie ergeben, dass der Hormonschub während der Pubertät bei Mädchen stattdessen das Risiko erhöhen kann.

Einige bisherige klinische Beobachtungen deuteten bereits auf Auswirkungen während der Pubertät hin, wo sich die Nierenfunktion bei manchen Menschen zu verschlechtern scheint. Forscher in Japan haben nun bestätigt, dass die Phase des schnellen Wachstums und der hormonellen Veränderungen während der Pubertät die Nieren anfälliger für ischämische Schäden machen kann, die auftreten, wenn die Nieren keinen Sauerstoff mehr erhalten.

Verlauf der Studie

Die Forscher untersuchten diese Frage anhand eines Mausmodells, um die Auswirkungen der weiblichen Geschlechtshormone vor und nach der Pubertät sowie im Erwachsenenalter zu bewerten. Sie entfernten die Eierstöcke, um die Hormonproduktion bei Mäusen in verschiedenen Lebensstadien zu stoppen, und führten dann eine ischämische Verletzung herbei, um die Reaktion der Nieren zu messen.

Das Ergebnis: Überraschenderweise stellten sie fest, dass Mäuse, deren Hormonproduktion vor der Pubertät gestoppt wurde, besser vor Nierenfunktionseinschränkungen geschützt waren als Mäuse, die wie in der Pubertät einen raschen Anstieg der Sexualhormonproduktion erlebten. Mäuse, deren Hormonproduktion im Erwachsenenalter – wie in der Menopause – gestoppt wurde, waren jedoch anfälliger für Nierenfunktionseinschränkungen als Mäuse, deren Sexualhormonproduktion normal blieb.

„Die Pubertät ist eine Zeit bedeutenden Gewebewachstums und -wandels“, erklärt Kitai, Leiterin der Studie. „Unsere Studie zeigt, dass weibliche Sexualhormone in dieser Zeit die Anfälligkeit für Nierenfunktionseinschränkungen erhöhen können, was im Gegensatz zu den schützenden Wirkungen dieser Hormone im Erwachsenenalter steht“, fügt sie hinzu.

Abnahme des IGF-1R-Spiegels

Eine der wichtigsten Entdeckungen der Studie betrifft das Protein Insulin-like Growth Factor-1-Rezeptor (IGF-1R). Die Forscher fanden heraus, dass der IGF-1R-Spiegel in der Niere während und nach der Pubertät abnahm, während der Spiegel in den Nieren von Mäusen, deren Hormonproduktion vor der Pubertät gestoppt wurde, höher blieb. Mäuse, denen während des postnatalen Nierenwachstums das Gen Igf-1r in ihren proximalen Tubuli fehlte, zeigten eine erhöhte Anfälligkeit für ischämische Verletzungen. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine starke Beteiligung der IGF-1R-Signalgebung während des postnatalen Wachstums zum Schutz der Nieren vor ischämischen Verletzungen bei Mäusen beiträgt, die dem Hormonschub in der Pubertät nicht ausgesetzt waren.

Die Studie deutet nach Angaben der Wissenschaftler darauf hin, dass die durch den Hormonschub in der Pubertät ausgelösten Entwicklungsveränderungen die schützenden Vorteile der weiblichen Geschlechtshormone im späteren Leben aufheben könnten. Dies könnte erklären, warum bei einigen Menschen mit chronischen Nierenkrankheiten die Nierenfunktion mit dem Eintritt in die Pubertät abnimmt – ein Trend, der in der klinischen Praxis beobachtet wurde, aber noch nicht vollständig verstanden ist.

Die Auswirkungen dieser Forschung gehen über die Grundlagenforschung hinaus, da das Verständnis, wie Sexualhormone die Anfälligkeit für Nierenfunktionseinschränkungen regulieren, zu verbesserten Behandlungen für Nierenkrankheiten führen könnte, so die Autoren. „Weibliche Geschlechtshormone in der Pubertät könnten eine entscheidende Rolle dabei spielen, wie Nierenkrankheiten im Jugendalter fortschreiten“, betont Kitai.