Nierenversagen: Forscher identifizieren neuen Biomarker

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Forscher der Universität Montreal, Kanada, haben erstmals bestimmte microRNA identifiziert, die kleine Blutgefäße schützen und die Nierenfunktion nach schweren Verletzungen unterstützen kann.

Bisher gab es keinen bekannten zuverlässigen Biomarker zur Beurteilung des Gesundheitszustands dieser Kapillaren und zur Entwicklung gezielter Ansätze zur Erhaltung der Nierenfunktion, schreiben die Autoren einer neuen Studie. Ihre in der Fachzeitschrift „JCI Insight“ veröffentlichte Studie zeigt, dass miR-423-5p-Mikro-RNA ein vielversprechender Marker im Blut zur Vorhersage der mikrovaskulären Gesundheit der Nieren ist.

„Mithilfe dieses Biomarkers könnte ein Test entwickelt werden, der den Zustand der kleinen Blutgefäße deutlich früher beurteilt“, kommentiert Prof Marie-Josée Hébert von der Universität Montreal, Kanada. „Ärzte in Krankenhäusern könnten dann die mikrovaskuläre Gesundheit von Patienten mit höherem Risiko besser beurteilen. Dazu könnten ältere Patienten oder solche gehören, die sich Operationen unterziehen, bei denen der Blutfluss vorübergehend unterbrochen wird, wie es bei Organtransplantationen oder Herz-Kreislauf-Eingriffen der Fall ist“, fügt sie hinzu.

Schwankende miR-423-5p-Mikro-RNA-Spiegel

Die Forscher beobachteten zunächst schwankende miR-423-5p-Mikro-RNA-Spiegel im Blut von Mäusen mit akutem Nierenversagen. Diese Ergebnisse wurden anschließend bei 51 Transplantatempfängern bestätigt. Dank dieses Biomarkers konnten die Forscher feststellen, ob ihre Interventionen die Gesundheit kleiner Blutgefäße verbessern oder verschlechtern.

„Das wirklich Unglaubliche ist jedoch, dass wir durch die Injektion dieser microRNA in Mäuse mit Nierenverletzungen die kleinen Blutgefäße erhalten und die Nierenschäden begrenzen konnten“, betont Erstautorin Francis Migneault. Während die direkte Injektion in die Niere während einer Transplantation eine klinisch praktikable Methode ist, konzentrieren sich die Wissenschaftler nun auf alternative Techniken, um die microRNA zur Niere zu transportieren.

Potenziell nützlich für andere Patienten

Im Hinblick auf die Prävention könnte ein auf dieser miR-423-5p-Mikro-RNA basierender Test für Patienten mit Herzinsuffizienz, Lungenversagen oder bestimmten neurodegenerativen Erkrankungen nützlich sein, schreiben die Autoren der Studie. „Bei diesen Erkrankungen spielt der Verlust kleiner Blutgefäße eine Schlüsselrolle, da er mit normaler oder beschleunigter Alterung in Verbindung steht“, so Hébert.

Mithilfe der Biobank des CHUM ließe sich möglicherweise auch feststellen, ob bestehende Medikamente, die nach einer Nierentransplantation zur Behandlung eines anderen Problems verabreicht werden, die Gesundheit kleiner Blutgefäße beeinträchtigen, fügte Hébert hinzu.