Nikotinentwöhnung: Studie deutet darauf hin, dass dauerhafter Verzicht Raucherinnen schwerer fällt als Rauchern

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Eine Studie mit mehr als 35.000 Raucherinnen und Rauchern hat ergeben, dass Frauen zwar weniger Zigaretten konsumieren als Männer, aber mit geringerer Wahrscheinlichkeit mit dem Rauchen aufhören.

Studienautorin Ingrid Allagbe, Doktorandin an der Universität von Burgund in Dijon (Frankreich), erklärt dazu: „In unserer Studie hatten Frauen, die Programme zur Nikotinentwöhnung in Anspruch nahmen, höhere Raten von Übergewicht oder Adipositas, Depressionen und Angst als Männer und ließen von ihrer Gewohnheit zu rauchen seltener ab. Unsere Ergebnisse unterstreichen, dass Maßnahmen zur Raucherentwöhnung angeboten werden müssen, die auf die Bedürfnisse von Frauen zugeschnitten sind.“

In der Studie* verglichen die Autorinnen und Autoren Merkmale und Abstinenzraten von Männern und Frauen, die zwischen 2001 und 2018 in Frankreich Nikotinentwöhnungsprogramme besuchten. Die Daten stammen aus der bundesweiten Datenbank CDT-net. In die Studie wurden Raucherinnen und Raucher ab 18 Jahren mit mindestens einem zusätzlichen Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen eingeschlossen: Übergewicht/Adipositas (Body-Mass-Index 25 kg/m² oder mehr), hoher Cholesterinspiegel, Diabetes, Bluthochdruck, Schlaganfall, Herzinfarkt oder Angina in der Vorgeschichte.

Die Forschenden verwendeten eine Nikotinabhängigkeitsskala, um die Teilnehmenden in Gruppen mit leichter, mittelschwerer oder schwerer Niktoinabhängigkeit einzuordnen. Angaben zur Nikotinabstinenz (mindestens 28 aufeinanderfolgende Tage) machten die Probandinnen und Probanden selbst, sie wurden aber auch durch Werte für ausgeatmetes Kohlenmonoxid von weniger als 10 ppm bestätigt.

Die Teilnehmenden gaben Auskunft zu ihrem Alter, Bildungsstand, anderen Erkrankungen wie Diabetes und Atemwegserkrankungen sowie zu der Anzahl der täglich gerauchten Zigaretten. Zudem wurden Körpergröße und -gewicht gemessen. Die Studienautorinnen und -autoren klassifizierten die Teilnehmenden außerdem entsprechend deren Anamnese, der Einnahme angstlösender Medikamente oder Antidepressiva sowie der Hospital Anxiety and Depression Scale (HADS) als Personen mit oder ohne Angst- und Depressionssymptome.

Insgesamt wurden 37.949 Personen in die Studie eingeschlossen, davon 16.492 (43,5%) Frauen. Das Durchschnittsalter der Frauen in der Studie betrug 48 Jahre, während das Durchschnittsalter der Männer bei 51 Jahren lag (p<0,001). Einen Bachelor- oder höheren Abschluss gaben anteilig mehr Frauen (55%) als Männer (45%; p<0,001) zu Protokoll.

Sowohl Männer als auch Frauen in der Studie waren stark durch kardiovaskuläre Risikofaktoren belastet. Erhöhte Cholesterinwerte traten bei Männern häufiger auf (33%) als bei Frauen (30%; p<0,001), ebenso wie Bluthochdruck (26% bzw. 23%; p<0,001). Auch Diabetes kam bei Männern häufiger vor (13%) als bei Frauen (10%; p<0,001).

Als übergewichtig oder adipös erwies sich ein größerer Anteil der Frauen (27%) im Vergleich zu den Männern (20%; p<0,001). Frauen litten häufiger (37,5%) an Angst- oder Depressionssymptomen als Männer (26,5%; p<0,001). Auch chronisch-obstruktive Lungenerkrankungen traten bei Frauen häufiger (24%) auf als bei Männern (21%; p<0,001), ebenso wie Asthma (16% bzw. 9%; p<0,001).

Die durchschnittliche Anzahl der täglich gerauchten Zigaretten betrug 23 bei Frauen und 27 bei Männern (p<0,001). Etwa 56% der Frauen waren schwer nikotinabhängig, verglichen mit 60% der Männer (p<0,001). Mit 52 Prozent erreichten anteilig weniger Frauen eine Abstinenz als Männer (55%; p<0,001).

„Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass es für Frauen schwieriger ist, aufzuhören, obwohl sie weniger Zigaretten rauchen und weniger nikotinabhängig sind als Männer“, fasst Allagbe zusammen. „Mögliche Ursachen könnten die höhere Prävalenz von Angstzuständen, Depressionen und Übergewicht oder Adipositas bei Frauen sein. Es wurde bereits früher berichtet, dass Frauen aufgrund von Sexualhormonen, Stimmungslagen und Angst vor einer Gewichtszunahme auf Hindernisse bei der Nikotinentwöhnung stoßen können.“

Allagbe ergänzt: „Die Ergebnisse zeigen, dass für Frauen umfassende Nikotinentwöhnungsprogramme erforderlich sind, die einen multidisziplinären Ansatz bieten, der einen Psychologen, einen Ernährungsberater und einen Spezialisten für körperliche Aktivität einbezieht.“

* Die Ergebnisse der Studie werden unter dem Titel „Specific risk factors profile and abstinence rate of female smokers at high cardiovascular risk from the nationwide smoking cessation services cohort CDT-net“ auf dem diesjährigen European Society of Cardiology Congress (27.-30.08.2021) vorgestellt.