Notfallbehandlung von epileptischen Anfällen bei Hund und Katze: Einheitliche Richtlinien festgelegt

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Ein fünfköpfiges Gremium aus Expertinnen und Experten veröffentlicht erstmals eine internationale Konsenserklärung zur Notfallbehandlung von epileptischen Anfällen bei Hunden und Katzen, wie die TiHo Hannover mitteilt.

Fünf international renommierte Neurologie-Spezialistinnen und -Spezialisten prüften systematisch wissenschaftliche Veröffentlichungen, um bisherige Erkenntnisse zur Behandlung von Epilepsie zu bewerten und zusammenzuführen. Ihr Hauptziel war, einheitliche klinische Richtlinien zu formulieren, so die TiHo.

Dr. Marios Charalambous Mitarbeiter in der Klinik für Kleintiere der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) leitete das Gremium, in dem außer ihm Prof. Karen Muñana, North Carolina State University, Prof. Ned E. Patterson, University of Minnesota, Prof. Simon R. Platt, Vetoracle Teleneurology, und Prof. Holger A. Volk, Klinik für Kleintiere der TiHo, vertreten waren. Das American College of Veterinary Internal Medicine (ACVIM) finanzierte das Projekt und wählte das Gremium aus. Das Forschungsteam veröffentlichte die Richtlinien im „Journal of Veterinary Internal Medicine”.

Serienanfälle und verlängerte epileptische Anfälle werden als Status epilepticus bezeichnet. Sie sind, genau wie Cluster-Anfälle, lebensbedrohliche neurologische Notfälle. Die bisher international vorhandenen Behandlungsempfehlungen wichen teils erheblich voneinander ab. Der Grund waren unter anderem fehlende standardisierte offizielle Richtlinien. Die jetzige Veröffentlichung will hier Abhilfe schaffen. „Die Konsenserklärung soll helfen, komplexe, häufig auftretende neurologische Notfälle besser zu behandeln. Wir haben den aktuellen Stand der Forschung begutachtet und daraus die Empfehlungen abgeleitet. Sie sind allgemein anwendbar und die offizielle Richtschnur für Primär- und Fachtierärzte. Gleichzeitig zeigen sie potenzielle Forschungsansätze in diesem Bereich auf“, sagt Charalambous.

In Fällen, in denen in der Literatur die direkte veterinärmedizinische klinische Evidenz fehlte, zog das Gremium Daten aus veterinärpharmakokinetischen Studien, der Grundlagenforschung und ähnlichen Prinzipien aus der Humanmedizin heran, um ihre Empfehlungen zu untermauern. Die Konsenserklärung beinhaltet einen stufenbasierten und zeitnahen therapeutischen Ansatz. Er zielt auf die pathophysiologischen Ursachen eines akuten epileptischen Anfallsleidens ab, die dafür verantwortlich sind, dass Anfälle nicht stoppen, sondern andauern. Bevor sie die Empfehlungen veröffentlichten, stellte das Gremium sie allen Expertinnen und Experten des American College of Veterinary Internal Medicine (ACVIM) bereit, um sie kritisch überprüfen und bewerten zu lassen. „Es war uns wichtig, einen umfassenden und sorgfältigen Validierungsprozess sicherzustellen, um Hunde und Katzen weltweit künftig besser behandeln zu können“, unterstreicht Volk.