Notfallgeburten optimal meistern: Geburtshilfeteams trainieren mit Simulationspuppe15. Dezember 2017 Hebamme Julia Kerfin (Mitte) entbindet das Puppenbaby. Sie wird unterstützt von Assistenzärztin Sophia Volz (r.) und Prof. Christoph Scholz (l.) Foto: Universitätsklinikum Ulm Um wichtige und möglicherweise lebensrettende Kenntnisse reicher sind die sechs interdisziplinären Geburtshilfe-Teams der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe nach zwei intensiven Trainingstagen sein. Diese Woche absolvierten die Geburtshilfeteams aus Ärzten, Pflegekräften und Hebammen das „simparteam“-Training, das bei Notfallgeburten die Sicherheit für Mutter und Kind erhöhen soll. Das Training, bei dem eine computergesteuerte Puppe zum Einsatz kommt, basiert auf Simulationstrainings für Piloten. Es wird vom Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V. angeboten. Notfälle kommen bei Geburten zum Glück selten vor. Doch wenn es passiert, darf nichts schiefgehen: Jeder Handgriff muss sitzen, jedes Teammitglied muss seine Rolle kennen, das gemeinsame Vorgehen muss optimal abgestimmt sein und reibungslos ablaufen. „Diese Notfälle lassen sich heute jedoch gut in den Griff bekommen, wenn perfekt ausgebildete und hochspezialisierte Teams schnell und zielgerichtet zusammenarbeiten“, erklärt PD Dr. Frank Reister, Leiter der Geburtshilfe an der Frauenklinik. Ein wichtiger Baustein für die optimale Zusammenarbeit: Notfall-Simulationstrainings. Während der zweieinhalb mit Theorie und Praxis gefüllten Tage haben die Teams, die jeweils aus einer Hebamme, einer Neonatologin, einem Anästhesisten, einer Anästhesie- sowie einer Neonatologiepflegekraft und einem Geburtshelfer bestehen, Notfallgeburten geprobt. Im Mittelpunkt stand eine hochrealistische, computergesteuerte Simulationspuppe, ein so genannter Gebärsimulator, der die Teams mit kritischen Situationen unter der Geburt konfrontiert hat: Wie sieht das beste und schnellste Vorgehen aus, wenn sich die Gebärmutter nicht zusammenzieht und die Mutter innerhalb kürzester Zeit verbluten könnte? Wie befreit man das Baby am besten, wenn seine Schulter im Geburtskanal hängen bleibt und ihm durch Sauerstoffmangel eine geistige Behinderung droht? Für die Teams ist nicht nur wichtig, solche Situationen zu üben. Stark profitieren sie auch davon, das eigene Vorgehen und die Reaktionen gemeinsam mit speziell in diesem Training ausgebildeten Frauenklinik-Mitarbeitern anhand einer Videoanalyse im Nachhinein ausführlich zu besprechen. Mit dem simparteam-Training hält nun in die Geburtshilfe Einzug, was für Piloten längst Standard ist. Es ist aus anderen hochverlässlichen Bereichen wie der Luftfahrt übernommen und auf die spezielle Situation der Geburtshilfe übertragen worden. Ausgangspunkt des Projekts war eine Auswertung von fast 800 Geburtsschäden in Deutschland, die durch eine Arbeitsgruppe des Aktionsbündnisses während eines Zeitraums von fast zehn Jahren gesammelt wurden. Viele der dokumentierten Probleme waren auf mangelnde Abstimmung und Kommunikation im Kreißsaal-Team, organisatorisch verzögerte Kaiserschnittentbindungen und falsche Interpretationen der Wehenschreiber-Daten (CTG) zurückzuführen. „Auf diesen realen Fällen baut das Trainingskonzept auf. Wir konnten in wissenschaftlichen Untersuchungen zeigen, dass trainierte Kommunikation und eine perfekte Organisation kritisch wichtig sind für die Sicherheit unter der Geburt und dass genau dieses Training diese Kompetenzen erhöht“, erklärt Prof. Christoph Scholz, stellvertretender Ärztlicher Direktor der Frauenklinik, der das Projekt maßgeblich mitentwickelt hat. „Die Sicherheit unserer werdenden Mütter und Kinder steht immer an erster Stelle“, sagt Prof. Wolfgang Janni, Ärztlicher Direktor der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe. „Um diese zu gewährleisten, ist die Weiterbildung unserer Mitarbeiter essentiell. Wir freuen uns deshalb, dass wir das Notfall-Simulationstraining in unserer Geburtshilfe durchführen und viele Erkenntnisse gewinnen können.“ Über die Ulmer Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe Seit einigen Jahren steigt die Anzahl der Kinder, die in der Frauenklinik zur Welt kommen, stetig. Im vergangenen Jahr waren es mehr als 3000. Die Ulmer Frauenklinik ist außerdem erste Ansprechpartnerin für werdende Mütter aus der Region Ostwürttemberg, Donau/Iller, Bodensee-Oberschwaben und das angrenzende Westbayern, bei denen eine Risikoschwangerschaft diagnostiziert wurde.
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