Notruf aus dem Auto: Essener Forschung will Notfallmedizin verbessern17. Juli 2025 Marcel Dudda (l.) und Bastian Brune (Foto: UDE/UK Essen-Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie) Forschende aus Essen und Duisburg arbeiten daran, den Informationsfluss in Richtung der Rettungskräfte zu objektivieren und Unfalldaten aus eCall-Systemen verfügbar zu machen. Um diese Daten aus medizinischer Sicht bewerten zu können, werden sie mit Behandlungsdaten verknüpft. So sollen Notfalleinsätze gezielter vorbereitet und Patienten nach schweren Verkehrsunfällen schneller und besser geholfen werden. Ein Forschungsteam der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie der Universitätsmedizin Essen und der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen bewertet seit dem 01.01.2022 sämtliche Verkehrsunfälle in Essen, bei denen der Rettungsdienst alarmiert wurde. Sie vermelden, dass es nun weltweit erstmals gelungen ist, die automatisch erfassten Unfalldaten aus dem Auto mit den Behandlungsdaten aus dem Krankenhaus und dem TraumaRegister der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (TR-DGU®) zu verknüpfen. Das TR-DGU ist eine zentrale Datenbank, in der Behandlungen von Schwerverletzten dokumentiert und analysiert werden. Hilfreiche digitale Rettungskette Am Beispiel eines schweren Unfalls mit drei Fahrzeugen konnten die Forschenden zeigen, wie hilfreich eine digitale Rettungskette sein kann. „In diesem Fall hat ein automatischer eCall aus einem der beteiligten Autos die frühzeitige Alarmierung des Rettungsdienstes ausgelöst – obwohl die schwer verletzte Patientin in einem anderen Wagen saß“, erklärt Prof. Marcel Dudda, Direktor der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie. „Dank der neuen Technologie und der fortschreitenden Digitalisierung kann frühzeitig Hilfe geleistet und somit eine beschleunigte Behandlung akut lebensbedrohlicher Verletzungen eingeleitet werden. Die Alarmierung des Rettungsdienstes kann, z.B. bei unbeobachteten Unfallereignissen mit bewusstlosen Fahrerinnen und Fahrern, verzögert erfolgen.“ Die Autoren betonen, dass sich aus dem vorliegenden Fall noch keine allgemeingültigen Aussagen treffen lassen. Sie sind aber sind zuversichtlich, dass es in naher Zukunft mehr eCall-Daten geben wird, die sinnvoll für eine digitale Rettungskette genutzt werden können. „Aufgrund der gesetzlichen Verpflichtung eCall-Systeme in allen PKW zu verbauen gehen wir davon aus, dass die Anzahl der eCall-Datensätze steigt. Seit Beginn unserer Beobachtungen konnten wir bereits Daten zu mehr als 200 Alarmierungen bewerten“, erklärt Dr. Bastian Brune, Erstautor der Studie. Die Tendenz ist eindeutig steigend. Nach der Erstverknüpfung mit einer schwerverletzten Person im Jahr 2024 konnten im aktuellen Jahr bereits vier weitere Verknüpfungen zum TR-DGU hergestellt werden. „Perspektivisch werden Informationen aus den am Unfall beteiligten Autos helfen können, Verletzungen objektiv besser einzuschätzen und schneller die passende medizinische Hilfe einzuleiten“, führt Brune aus. „In den nächsten Projektstufen werden wir das Projekt regional ausweiten und versuchen die Datenanbindung zu automatisieren, um mehr Unfalldaten zu betrachten. Um das Einsatzpersonal vorzubereiten, das in der Regel vor Eintreffen am Unfallort keine objektiven Angaben zum Einsatzszenario hat, beabsichtigen wir weitere Unfalldaten, z.B. die Änderungen der Fahrtgeschwindigkeit im Rahmen des Unfallereignisses oder auch die Anzahl und Sitzpositionen der Insassen zu bewerten.“ Für die Forschungsarbeit „Evaluation von Unfallereignissen nach eCall-Alarmierung“ erhielt Brune am 05.07.2025 beim 10. Essener Gesundheitsforum der Medizinischen Gesellschaft e.V. Essen.Gesund.Vernetzt den Jahrespreis in der Kategorie „Gesundheit und Wissenschaft“.
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