Nukleäre RNAs im Gehirn von Mäusen: Lebenslange Persistenz festgestellt

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RNA gilt allgemein als kurzlebiger Vermittler genetischer Informationen. Genomische DNA, die sich in den Kernen von Säugetierneuronen befindet, kann hingegen so alt sein wie der Organismus selbst.

Die Lebensdauer von RNAs im Zellkern, die für die ordnungsgemäße Chromatin-Architektur und Transkriptionsregulation entscheidend sind, hatte bisher laut den Forschern noch niemand wissenschaftlich in Geweben von Erwachsenen bestimmt.

Sara Zocher vom Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) in Dresden untersuchte die Gegebenheiten jetzt im Rahmen einer international durchgeführten Studie. Zocher und ihr Team entdeckten, dass bestimmte RNAs im Zellkern, die während der postnatalen Entwicklung produziert werden, in einer Untergruppe von Zellen im Gehirn von Säugetieren jahrelang bestehen bleiben können.

Im Detail gelang es den Autoren der internationalen Studie darum zu zeigen, dass einige der langlebigen RNAs eine entscheidende Rolle bei der Aufrechterhaltung der Genomintegrität und der zellulären Plastizität spielen. Da erwachsene Säugetiere nur über eine begrenzte Fähigkeit verfügen, Neuronen zu ersetzen, könnte die Langlebigkeit dieser speziellen RNAs für die lebenslange Funktion des Gehirns von entscheidender Bedeutung sein, aber auch zu dessen altersbedingtem Rückgang beitragen.

In ihrer Forschungsarbeit identifizierten und charakterisierten die Wissenschaftler nukleäre RNAs, die sich in einer Untergruppe postnatal entstandener Zellen im Gehirn von Mäusen befanden und mindestens zwei Jahre lang nicht umwandelten. Die beobachteten langlebigen RNAs wurden in für neuronale Zelltypen spezifischer Art und Weise stabil in den Zellkernen zurückgehalten und waren den Autoren zufolge für die Aufrechterhaltung vom Heterochromatin erforderlich. Daher hängt die Lebensdauer neuronaler Zellen möglicherweise sowohl von der molekularen Langlebigkeit der DNA für die Speicherung genetischer Informationen als auch von der extremen Stabilität der RNA für die funktionelle Organisation des Chromatins ab. So schlussfolgern es die Erstautorin Zocher und ihre Kollegen. (sh)