Nuklearmedizinische Tandem-Therapie hilft Patienten mit metastasiertem Prostatakrebs26. Mai 2025 Samer Ezziddin, Professor für Nuklearmedizin an der Universität des Saarlandes. (Foto: © Thors-ten Mohr) Die Kombination zweier radioaktiver Isotope, die über das Prostataspezifische Membranantigen (PSMA) an Prostatakrebszellen binden, kann laut einer aktuellen Studie Patienten mit metastasiertem Prostatakarzinom helfen, die auf eine Behandlung mit einem einzigen Strahler nicht ausreichend angesprochen haben. Patienten mit metastasiertem Prostatakarzinom werden inzwischen häufig nuklearmedizinisch mit Lutetium-177-PSMA-617 behandelt. Sprechen die Patienten unzureichend an, wechseln die Nuklearmediziner auf Actinium-225-PSMA-617, womit aber stärkere Nebenwirkungen verbunden sind. Wie Prof. Samer Ezziddin, Direktor der Klinik für Nuklearmedizin am Universitätsklinikum des Saarlandes, betont, muss die Therapie bei Patienten mit hoher Tumormasse und gleichzeitig schlechter körperlicher Konstitution, vorsichtiger kalkuliert werden als bei einem Menschen, der eine gute Physis mitbringt und nur wenig Tumormasse aufweist. Mithilfe der Kombination beider nuklearmedizinischer Wirkstoffe konnten Ezziddin und sein Team nun eine gute Wirksamkeit und Verträglichkeit erzielen. Kombination von Lutetium-177 und Actinium-225 Die Mediziner fingen bereits vor acht Jahren mit einer Pilotstudie zur Kombinationstherapie an und konnten darin zeigen, dass ihr Ansatz wirksam gegen den metastasierenden Prostatakrebs ist und zugleich die Lebensqualität der Patienten erhält. Dieses Ergebnis konnte Ezziddins Team nun nach Abschluss der größeren Studie untermauern. „Waren es in der Pilotstudie noch 20 Patienten, die unseren kombinierten Wirkstoff aus Lutetium-177 und Actinium-225 erhalten haben, konnten wir diese Tandemstrahler-Therapie nun bei 51 Patienten innerhalb der international führenden Therapieregister-Studie unserer Klinik auswerten. Dabei hatten alle diese Patienten nicht mehr ausreichend auf die Standard-Lutetium-177-Radioligandentherapie angesprochen“, sagt der Mediziner. Mit dieser Kombinationsmethode vereinen die Studienautoren gewissermaßen das Beste aus zwei Welten: Lutetium-177 hat einen Wirkradius von wenigen Millimetern, in dem es das umliegende Gewebe zerstört. Es wirkt sehr zielgenau, da es an Bindungsstellen andockt, die nahezu ausschließlich auf der Oberfläche der Prostatatumore vorhanden sind, andere – gesunde – Körperzellen werden also nicht zerstört. Dieser geringe Wirkungsradius von Lutetium-177 kann allerdings schon zu groß sein für winzigste Tumore, wie sie entstehen, wenn sich Metastasen in anderen Regionen des Körpers bilden. Aus diesem Grund haben sich die Forscher dazu entschieden, als weiteren Strahler Actinium-225 zu verwenden. „Dieser Strahler zeigt sehr gute Ergebnisse, seine Reichweite liegt weit im Sub-Millimeter-Bereich“, erläutert Ezziddin den Vorteil dieses radioaktiven Stoffes. Das bedeutet, dass auch winzigste Tumore, im Prinzip sogar einzelne Tumorzellen, mit dem Präparat von innen bestrahlt werden können, nachdem die strahlenden Isotope in die Krebszelle gelangt sind. „Umliegendes Gewebe wird dadurch nicht zerstört, da die Reichweite des Actiniums gerade einmal drei, vier Zelldurchmesser beträgt“, so der Nuklearmediziner. Radionuklid-Therapien, die auf Actinium-225 basieren, haben allerdings einen entscheidenden Nachteil: Die Speicheldrüsen der Patienten nehmen es auf, eine extreme Mundtrockenheit kann die Lebensqualität der Patienten erheblich beeinträchtigen. Kombination ermöglicht Reduktion der Actinium-Dosis Was sich in der Pilotstudie 2019 bereits gezeigt hat, bestätigt sich nun in der größeren, abschließenden retrospektiven Studie: Die saarländischen Forscher konnten zeigen, dass diese Nebenwirkungen nicht mehr auftreten, wenn man Lutetium und Actinium miteinander auf bestimmte Weise kombiniert. „Lutetium ist für die meisten Tumorgrößen sehr gut verträglich“, erklärt Ezziddin den Grund dafür. „Daher konnten wir die Dosierung von Actinium in unserem Ansatz deutlich reduzieren, sodass die Therapie sehr nebenwirkungsarm ablaufen kann.“ Die bessere Verträglichkeit geht dabei mit einer guten Wirksamkeit einher: „Im Median hatten die Patienten eine Lebenserwartung von weiteren 13 Monaten, davon zehn Monate progressionsfrei, also ohne weiteres Tumorwachstum, was in diesem Stadium sehr gut ist“, so Samer Ezziddin. „Nach Beginn der Behandlung hat die Tumormasse insgesamt im Mittel um rund 50 Prozent abgenommen“, fasst der Mediziner die Ergebnisse zusammen. Nach einer gewissen Zeit, eben nach den im Mittel zehn Monaten, wuchs der Tumor dann zwar wieder weiter. „Aber wir können mit diesem Tandemstrahler den Patienten etwas mehr Lebenszeit verschaffen und dabei gleichzeitig ihre Lebensqualität erhalten, so dass sie kaum unter den schwerwiegenden Nebenwirkungen leiden, die oft mit herkömmlichen Systemtherapien einhergehen“, erklärt Samer Ezziddin die zentrale Erkenntnis aus dieser Studie. (Universität des Saarlandes / ms)
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