Nur für jeden elften Patienten mit schweren chronischen Schmerzen ist eine Behandlung möglich1. Juli 2025 DOC-RABE- stock.adobe.com Basierend auf den Diagnosedaten des Bundesamtes für Soziale Sicherung für das Jahr 2025 leben in Deutschland derzeit rund 4,8 Millionen Patienten mit schweren chronischen Schmerzen, teilt der Berufsverband der Ärzte und Psychologischen Psychotherapeuten in der Schmerz- und Palliativmedizin in Deutschland e.V. (BVSD) mit. Doch nur die wenigsten erhalten eine Therapie. „Die schmerzmedizinische Unterversorgung in Deutschland ist seit langem bekannt, doch die aktuellen Zahlen erschrecken erneut zutiefst. Denn nur etwa jeder elfte Patient mit chronischen Schmerzen kann von einem der 1428 ambulant tätigen Schmerzärzte versorgt werden. Außerdem: Durch die Klinikreform drohen rund 450 bestehende stationäre schmerzmedizinische Einrichtungen wegzufallen, weil für die Schmerzmedizin im Gesetz keine eigene Leistungsgruppe vorgesehen ist. Der Gesetzgeber entscheidet sich damit sehenden Auges gegen eine ausreichende Versorgung von knapp fünf Millionen Schmerzpatienten“, erklärte Prof. Joachim Nadstawek, BVSD-Vorsitzender. Der BVSD fordert die Bundesregierung auf, im geplanten Gesetzentwurf zur Umsetzung der im Koalitionsvertrag vereinbarten Anpassungen des Klinikreform (KHVVG) für die Schmerzmedizin eine zukunftsfähige Regelung zu finden. Nach den Berechnungen zum Risikostrukturausgleich (Morbi-RSA) für das Ausgleichsjahr 2025 hat das BAS für den stationären und ambulanten Bereich insgesamt 4.832.350 Versicherte der Risikogruppe chronischer Schmerz zugeordnet. Die Morbidität oder Krankheitslast der Versicherten wird im Morbi-RSA anhand von Abrechnungsdaten, den von den Ärzten gestellten Diagnosen und den verordneten Arzneimitteln, erfasst. Der BVSD fordert das neue Bundesministerium für Gesundheit auf, seiner Aufsichtspflicht gerecht zu werden, um die schmerzmedizinische Versorgung in Deutschland zu verbessern. „Es gibt zu wenige Schmerzärzte, keine Bedarfsplanung und der Nachwuchs fehlt“, sagte Nadstawek. Die Versorgung von Patienten mit chronischen Schmerzen unterliegt besonderen Qualitätskriterien, wie z.B. der Fallzahlbegrenzung auf maximal 300 Fälle je Arzt im Quartal. Demnach können in Deutschland von 1428 ambulant tätigen Schmerzärzten maximal 428.400 Patienten mit chronischen Schmerzen im Quartal versorgt werden. Patienten mit chronischen Schmerzen benötigen aufgrund der Komplexität ihrer Erkrankung in der Regel ein weitaus höheres medizinisches Zeitbudget. Die Eingangsanamnese kann bis zu einer Stunde dauern. Zwischen den ersten Symptomen einer chronischen Schmerzerkrankung und dem Beginn von qualifizierten schmerzmedizinischen Maßnahmen liegen im Bundesdurchschnitt rund 3,5 Jahre. „In dieser Zeit irren Patienten von einem Facharzt zum nächsten, von einer Behandlung zur anderen und wenn sie Glück haben, führt sie ihr Weg zu einer qualifizierten schmerzmedizinischen Versorgung. Wir reden hier nicht von akuten Schmerzen, die in aller Regel gut behandelbar sind und wieder vergehen, sondern von schweren beeinträchtigenden chronischen Schmerzen, die länger als drei oder sechs Monate anhalten“, sagte Nadstawek.
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