Nussallergie an Bord: Flugzeugbelüftung ist nicht das Hauptproblem25. Oktober 2024 Foto: © rjankovsky – stock.adobe.com Nussallergene werden laut einer Übersichtsarbeit in den „Archives of Disease in Childhood“ eher durch verunreinigte Oberflächen als durch Belüftungssysteme an Bord eines Flugzeugs verbreitet. Etwa 2–3 Prozent der Kinder und 1–2 Prozent der Erwachsenen im Vereinigten Königreich haben eine Lebensmittelallergie. In Ländern mit mittlerem bis hohem Einkommen werden ähnliche Raten beobachtet. Lebensmittelallergien sind die häufigste Ursache für Anaphylaxie. Um einige der Bedenken über die vermeintlichen Risiken für Passagiere mit Lebensmittelallergien auf kommerziellen Flügen zu zerstreuen, stützten sich die Autoren auf eine systematische Überprüfung der veröffentlichten Daten seit 1980, die von der britischen Zivilluftfahrtbehörde (Civil Aviation Authority, CAA) im Jahr 2023 in Auftrag gegeben wurde. Mit den bemerkenswerten Ausnahmen der Ausdünstungen von Fisch/Meeresfrüchten und der Exposition gegenüber Weizenmehl am Arbeitsplatz seien allergische Reaktionen auf aerosolierte Lebensmittel selten und selten reproduzierbar, so die Autoren. Während Erdnussallergene beim Schälen der Nüsse in sehr geringen Mengen in der Luft nachgewiesen werden können, setzt sich der Staub schnell ab und kann nur in unmittelbarer Nähe der Nüsse nachgewiesen werden, was bedeutet, dass nur sehr wenig Staub in der Luft zirkuliert. Außerdem sind die Belüftungssysteme in den Flugzeugkabinen so konzipiert, dass die Luft quer durch das Flugzeug und nicht entlang der Kabine zirkuliert, sodass das Potenzial für die Verbreitung von durch die Passagiere verursachten Schadstoffen in der Kabine minimiert wird, erklären die Autoren. Allergische Reaktionen auf Lebensmittel seien während des Fluges etwa 10 bis 100 Mal seltener als am Boden, betonen die Schreibenden. Dies könne aber auch darauf zurückzuführen sein, dass Passagiere mit Lebensmittelallergien während des Fluges mehr Vorsichtsmaßnahmen ergreifen, räumen sie ein. Während eines Fluges wird die Luft alle 3–4 Minuten vollständig ausgetauscht. In Krankenhäusern und Klassenzimmern sind es dagegen alle 10 Minuten. In modernen großen Verkehrsflugzeugen besteht etwa die Hälfte der angesaugten Luft aus Umluft, die durch Partikelfilter geleitet wurde, die Staub, Dämpfe und Mikroben wirksam entfernen und gleichzeitig aerosolisierte Lebensmittelpartikel auffangen. Die andere Hälfte kommt von außen. Verunreinigung von Oberflächen wahrscheinlicher Lebensmittelproteine sind oft „klebrig“, und eine unbeabsichtigte Exposition ist wahrscheinlich auf die Verunreinigung der Oberflächen von Sitzen, Unterhaltungssystemen an den Rückenlehnen und Ablagetischen zurückzuführen. Diese können von den Händen entweder auf die verzehrten Lebensmittel oder direkt auf den Mund und/oder das Gesicht übertragen werden. Die Reinigung dieser Oberflächen zu Beginn eines Fluges mit Desinfektionstüchern minimiert dieses Risiko und sei besonders wichtig, da die Kabine zwischen den Flügen oft nur minimal gereinigt werde, insbesondere bei Billigfluggesellschaften, betonen die Autoren. In dieser Hinsicht könne es hilfreich sein, Passagieren mit Nahrungsmittelallergien den vorzeitigen Einstieg zu ermöglichen, sagen die Autoren und weisen darauf hin, dass das US-Verkehrsministerium von Fluggesellschaften bereits verlangt, Passagieren mit Nussallergien dies zu ermöglichen. Durchsagen, in denen die Passagiere aufgefordert werden, während des Fluges keine Nüsse zu verzehren, dürften jedoch das Risiko von Reaktionen während des Fluges nicht verringern und könnten eine falsche Beruhigung darstellen, fügen sie hinzu. Während viele Fluggäste mit Lebensmittelallergien es vorziehen, ihr eigenes Essen mitzubringen, bieten die meisten Fluggesellschaften auf vorherige Anfrage allergenfreie Optionen an, wenn ein Bordservice angeboten wird. Fluggäste, bei denen das Risiko einer Lebensmittelanaphylaxie besteht, sollten Adrenalin-Autoinjektoren im Handgepäck mitführen, da diese nicht immer in den Bordapotheken enthalten sind und auch nicht immer vom Kabinenpersonal benutzt werden dürfen, raten die Autoren. „Die Fluggesellschaften sollten über klare Richtlinien in Bezug auf Lebensmittelallergien verfügen, die auf ihren Websites oder auf Anfrage leicht zugänglich sind. Diese Richtlinien sollten sowohl vom Boden- als auch vom Kabinenpersonal konsequent angewandt werden, um Fluggästen mit Lebensmittelallergien und ihren Betreuern Sicherheit zu geben“, resümieren die Schreibenden.
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