Obstruktive Schlafapnoe: Epilepsie-Medikament als Therapieoption?10. Oktober 2024 Foto: dusanpetkovic1/stock.adobe.com Ein derzeit bei Epilepsie eingesetzter Wirkstoff könnte Symptome Obstruktiver Schlafapnoe (OSA) lindern. Das zeigt eine klinische Studie, die auf dem Kongress der European Respiratory Society (ERS) in Wien, Österreich, präsentiert wurde. An der doppelblinden, randomisierten, placebokontrollierten Studie nahmen 298 OSA-Patienten teil, die in 28 verschiedenen Zentren in Spanien, Frankreich, Belgien, Deutschland und der Tschechischen Republik behandelt wurden. Alle Patienten vertrugen keine CPAP-Geräte (Continuous Positive Airway Pressure) oder Mundstücke, die die Atemwege offenhalten sollen, oder weigerten sich, diese zu benutzen. Die Patienten wurden zu Beginn der Studie, nach vier und nach zwölf Wochen polysomnographisch untersucht. Die Patienten wurden in vier Gruppen eingeteilt: 74 Personen nahmen täglich 100 mg Sultiam ein, 74 nahmen 200 mg, 75 nahmen 300 mg und die restlichen 75 erhielten ein Placebo. Sultiam, ist ein Sulfonsäureamid und wird derzeit bei Epilepsie eingesetzt. Es wirkt auf das Atmungssystem, indem es die Kohlensäureanhydrase hemmt und die Muskeln der oberen Atemwege stimuliert. Studienteilnehmer, die Sultiame einnahmen, hatten während des Schlafs weniger Atempausen und einen höheren Sauerstoffgehalt im Blut. Mit der niedrigsten Dosis war der Apnoe-Hypopnoe-Index 3a (AHI3a) um 17,8 Prozent niedriger, mit der mittleren Dosis um 34,8 Prozent und bei Patienten, welche die höchsten Dosis einnahmen, um 39,9 Prozent reduziert. Zudem zeigte sich eine placeboangepasste dosisabhängige Verringerung des AHI4 (Apnoe/Hypopnoe mit ≥4% O2-Entsättigung) um 47,1 Prozent in Woche 15. Das Medikament vebesserte die mittlere Sauerstoffsättigung über Nacht um 0,95 und 0,87 Prozent in Woche 15 (bei 200 mg bzw. 300 mg; p<0,0001). OSA-Patienten, die tagsüber schläfrig waren, fühlten sich auch weniger schläfrig, wenn sie Sultiam einnahmen. Im Rahmen der Studie festgestellte Nebenwirkungen in den Wirkstoff-Gruppen, wie Kribbeln, Kopfschmerzen, Müdigkeit und Übelkeit, waren in der Regel leicht oder mäßig. „Bei den Studienteilnehmern, die Sulthiame einnahmen, gingen die OSA-Symptome wie nächtliche Atemaussetzer und Tagesmüdigkeit zurück. Auch der durchschnittliche Sauerstoffgehalt im Blut wurde durch die Behandlung verbessert“, fasste Prof. Jan Hedner vom Sahlgrenska University Hospital und der Universität Göteborg in Schweden die Studienergebnisse zusammen. „Dies deutet darauf hin, dass Sultiam eine wirksame Behandlung für OSA sein könnte, insbesondere für diejenigen, die mit den bestehenden mechanischen Behandlungen nicht zurechtkommen“, so der Erstautor der Studie weiter. Nun müsse die positive Wirkung des Medikaments auf die Atmung in einer Phase-III-Studie mit einer größeren Patientengruppe bestätigt werden. Prof. Sophia Schiza ist Leiterin der ERS-Gruppe für schlafbezogene Atmungsstörungen und Professorin für Atemwegs- und Schlafmedizin an der medizinischen Fakultät der Universität Kreta, Griechenland, und war nicht an der Forschung beteiligt. Sie erklärte, dass es zwar Therapien gebe, aber da diese nicht bei allen Menschen wirken, brauche wir mehr Möglichkeiten zur OSA-Behandlung, die auf individualisierten Diagnose- und Behandlungsansätzen beruhten. Schiza betonte: „Dies ist eine der ersten Studien, die nahelegt, dass eine medikamentöse Behandlung einigen Patienten helfen könnte, und die Ergebnisse sind vielversprechend. Wir müssen Sultiam und andere Behandlungen weiter testen, um ihre langfristigen Auswirkungen, einschließlich etwaiger Nebenwirkungen, zu verstehen. Wir möchten zum Beispiel herausfinden, ob die Behandlung dazu beitragen kann, den Blutdruck zu senken und Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Menschen mit OSA zu verhindern.“
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