Obstruktive Schlafapnoe: Stimulation des Nervus Hypglossus bei höherem Body-Mass-Index weniger wirksam

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In den USA wurde die Zulassung der Stimulation des Nervus Hypoglossus bei obstruktiver Schlafapnoe (OSA) bis zu einem Body-Mass-Index (BMI) von 40 erweitert. Einer aktuellen Studie zufolge profitieren stark übergewichtige Patienten aber nicht von der Behandlung.

Durch die erweiterten Einschlusskriterien bekommen mehr OSA-Patienten Zugang zur Stimulation des Nervus Hypoglossus als Therapie, die zunehmend beliebter wir. Eine Studie von Forschenden der Washington University School of Medicine in St. Louis (USA) legt allerdings nahe, dass die Wahrscheinlichkeit eines Erfolgs des Eingriffes signifikant sinkt, wenn der BMI der Patienten jenseits des als gesund geltenden Bereiches liegt.

„Ich sage nicht, dass wir dieses Gerät nicht bei Patienten mit einem BMI von 38 oder 40 einsetzen sollten. Aber meine Aufgabe als Arzt ist es, übergewichtigen Patienten dabei zu helfen, eine informierte Entscheidung zu treffen, ihre Erfolgschancen besser zu verstehen und zu erkennen, dass die Wahrscheinlichkeit, dass es bei ihnen funktioniert, viel geringer ist“, kommentierte Seniorautor Eric C. Landsness, MD, PhD, Assistenzprofessor für Neurologie die Studienergebnisse. Er sei aber von der Erweiterung der Kriterien überrascht gewesen.

Für viele Patienten ist die Stimulation des Nervus Hypoglossus eine Alternative zu Überdrucktherapie (CPAP). Das erste Gerät wurde 2014 in den USA zugelassen, zunächst für Patienten mit mittelschwerer bis schwerer OSA und einem BMI unter 25, die nicht auf alternative Therapien ansprachen. Inzwischen gestattet die Food and Druck Adminstration (FDA) den Einsatz des Geräts bis zu einem BMI von 40 und die Krankenversicherung Medicare übernimmt die Kosten bis zu einem BMI von 35.

In Deutschland sind aktuell drei Systeme zugelassen. Die S3-Leitlinie „Schlafbezogene Atmungsstörungen bei Erwachsenen“ empfiehlt den Einsatz der Stimulation des Nervus Hypoglossus für erwachsene Patienten mit mittelschwerer bis schwerer OSA (Apnoe-Hypnoe Index [AHI] 15-65/h) und einem BMI bis 35, die eine CPAP-Therapie nicht tolerieren beziehungsweise, wenn diese nicht effektiv ist.

Im Rahmen der aktuellen Studie wurden die Daten von 76 Personen mit BMI bis zu 35 evaluiert, die zwischen 2019 und 2023 ein Implantat zur Stimulation des Nervus Hypoglossus am Washington University Sleep Medicine Center erhalten hatten.

Wichtiges Studienergebnis war, dass das Gerät insgesamt funktioniert. Drei von vier Patienten zeigten im Jahr nach der Implantation eine deutliche Verbesserung der OSA-Symptome. Bei den meisten Studienteilnehmern verringerten sich die Symptome um mindestens 50 Prozent, wobei viele eine drastische Verringerung der Schlafapnoe auf ein nahezu normales oder leichtes Niveau zeigten.

Von den 76 Teilnehmenden waren 57 Männer (75%), das Durchschnittsalter lag bei 61 Jahren. Insgesamt 59 Patienten (78%) sprachen auf die Behandlung an. Es zeigte sich ein klinisch relevante Reduzierung des medianen AHI, von 29,3 (23,1-42,8) Ereignissen pro Stunde vor der Implantation zu 5,3 (2,6-12,3) Ereignissen nach der Implantation (Hodges-Lehman-Differenz von 23,0;95%-Konfidenzintervall [KI], 22,6-23,4).

Wie eine bereinigte Analyse zeigte, fielen die Ergebnisse bei übergewichtigen Studienteilnehmern mit einem BMI von 32 bis 35 jedoch weniger positiv aus: Die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Behandlung wurde auf 75 Prozent niedriger geschätzt als bei Teilnehmern mit einem BMI von 32 oder weniger (Odds Ratio: 0,25;95%-KI, 0,07-0,94).

Nicht nur der BMI, auch die Schlafposition beeinflusste der Studie zufolge das Behandlungsergebnis: Von 44 Patienten, die in Rückenlage schliefen, erreichten 17 (39%) ein Therapieansprechen mit einer klinisch bedeutsamen Verringerung des medianen AHI in Rückenlage von 46,3 (33,6-63,2) Ereignissen pro Stunde vor der Implantation auf 21,8 (4,30-42,6) Ereignisse pro Stunde nach der Implantation (Hodges-Lehman-Differenz von 24,6; 95 % CI, 23,1-26,5).

Auch bei Schlafen in Rückenlage war der BMI in der bereinigten Analyse mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit des Therapieansprechens assoziiert (Odds Ratio, 0,39; 95% CI, 0,04-2,59). Für eine endültige Schlussfolgerung ist die Schätzung allerdings zu ungenau, wie die Autoren in ihrer Arbeit schreiben.

„Der BMI ist eindeutig ein wichtiger Faktor bei der Vorhersage, ob die Stimulation des Nervus Hypoglossus bei einem einzelnen Patienten erfolgreich sein wird“, erklärte Landsness. „Unsere Studie zeigt eine fast lineare Beziehung zwischen BMI und Behandlungserfolg. Für jede Einheit BMI-Anstieg über 32 sinken die Chancen auf eine erfolgreiche Behandlung um etwa 17 Prozent“, fasst er die Studienergebnisse zusammen.

Die Studienautoren heben mit Blick auf ihrer Ergebnisse hervor, dass Schlafmediziner ihre Patienten darauf hinweisen sollten, dass ein höherer BMI und Schlafen in Rückenlage zu einem schlechteren Ansprechen auf die Therapie führen könnten. (ja)