Obstruktive Schlafapnoe und Kognition: Leistung der mentalen Verarbeitung nimmt langfristig bei OSA ab

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Einen stärkeren Rückgang der mentalen Verarbeitungsleistung über einen Zeitraum von fünf Jahren haben Forschende bei Patienten mit Obstruktiver Schlafapnoe (OSA) festgestellt. Entsprechende Daten präsentierten sie kürzlich auf dem diesjährigen internationalen Kongress der European Respiratory Society (ERS).

Prof. Raphaël Heinzer, Direktor des Centre for Investigation and Research on Sleep (CIRS) an der Universität Lausanne, Dr. Nicola Marchi vom Universitätsspital Lausanne (beide Schweiz) und Kollegen untersuchten Personen ab 65 Jahren aus der Allgemeinbevölkerung von Lausanne, die zwischen 2003 und 2008 für die CoLaus/PsyCoLaus- und HypnoLaus-Studien rekrutiert und alle fünf Jahre nachbeobachtet werden. Insgesamt 358 Teilnehmer absolvierten im Rahmen der Untersuchung einen Schlaftest, um das Vorhandensein und den Schweregrad der OSA zu ermitteln. Während der ersten Nachuntersuchung im Zeitraum 2009 bis 2013 testeten die Wissenschaftler auch die mentale Verarbeitungsfähigkeit der Probanden. Eine weitere kognitive Bewertung fand während der zweiten Nachuntersuchung fünf Jahre später statt.

In den kognitiven Tests bewerteten die Studienautoren die globale kognitive Funktion, die Verarbeitungsgeschwindigkeit, die Exekutivfunktion, das verbale Gedächtnis, die Sprache und die visuelle Wahrnehmung räumlicher Beziehungen zwischen Objekten (visuell-räumliche Funktion).

„Wir fanden heraus, dass OSA und insbesondere niedrige Sauerstoffwerte während des Schlafs aufgrund von OSA mit einem stärkeren Rückgang der globalen kognitiven Funktion, der Verarbeitungsgeschwindigkeit, der exekutiven Funktion und des verbalen Gedächtnisses verbunden waren“, erklärte Manchi bereits im Vorfeld der Studienpräsentation auf dem ERS-Kongress in Barcelona (Spanien). „Wir beobachteten außerdem, dass Menschen im Alter ab 74 Jahren und Männer in einigen spezifischen kognitiven Tests ein höheres Risiko für einen kognitiven Rückgang im Zusammenhang mit Schlafapnoe zeigten.“

So ergab beispielsweise der Stroop-Test, der die Verarbeitungsgeschwindigkeit und die Exekutivfunktion misst, einen steileren Rückgang bei Personen im Alter ab 74 Jahren im Vergleich zu jüngeren Teilnehmern, während die Untersuchung zur Sprachflüssigkeit nur bei Männern, nicht aber bei Frauen, einen steileren Rückgang zeigte.

„Diese Studie zeigt, dass der Schweregrad einer Schlafapnoe und der nächtliche Sauerstoffmangel zum kognitiven Rückgang im Alter beitragen. Sie belegt außerdem, dass die Schlafapnoe mit einem Rückgang bestimmter kognitiver Funktionen wie Verarbeitungsgeschwindigkeit, Exekutivfunktion und verbalem Gedächtnis zusammenhängt, nicht aber mit einem Rückgang aller kognitiven Funktionen“, betonte Marchi. „Beispielsweise waren die Sprache und die visuell-räumliche Funktion nicht beeinträchtigt.“

Marchi ergänzt: „Menschen mit OSA und Ärzte sollten sich darüber im Klaren sein, dass die OSA beim kognitiven Verfall eine Rolle spielen kann. Bis heute wurde jedoch nicht eindeutig nachgewiesen, dass die OSA-Therapie mit kontinuierlichem positivem Atemwegsdruck (CPAP) einen kognitiven Rückgang verhindert. Unsere Studie deutet darauf hin, dass wahrscheinlich nicht alle OSA-Patienten das gleiche Risiko für einen kognitiven Verfall besitzen: Es gibt wahrscheinlich eine Untergruppe von Patienten – insbesondere diejenigen mit stärkerem nächtlichem Sauerstoffmangel, aber auch ältere Patienten und Männer –, die einem höheren Risiko für einen OSA-bedingten kognitiven Rückgang ausgesetzt sein könnten.“

Die Forscher planen, Daten zu den Auswirkungen der OSA nach zehn Jahren zu analysieren, um mehr darüber herauszufinden, wer am stärksten von einem kognitiven Verfall im Zusammenhang mit einer OSA bedroht ist. Marchi schlägt vor, dass die Durchführung einer randomisierten kontrollierten Studie mit diesen Patienten der nächste Schritt danach sein sollte, um die Wirkung einer CPAP-Behandlung auf die Kognition zu untersuchen.

Zu den Stärken der Studie gehört laut den Autoren, dass sie Menschen über einen Zeitraum von fünf Jahren begleitete, die OSA-Beurteilung mittels Polysomnographie als Goldstandard erfolgte und dass mehrere Tests zur Bewertung einer Reihe kognitiver Prozesse eingesetzt wurden. Zu den Einschränkungen der Untersuchung gehört, dass die Teilnehmer relativ gesund waren, ohne schwere kognitive Beeinträchtigung oder Demenz, und dass die OSA nur zu Beginn der Studie bewertet wurde.