Östrogenpflaster als ADT-Backbone in der Hormontherapie bei fortgeschrittenem Prostatakrebs14. Februar 2025 Strukturformel von Estradiol. Grafik: molekuul.be – stock.adobe.com Ein transdermale Verabreichung von Estradiol (E2) in Form eines Pflasters könnte bei Prostatakrebspatienten, die mit Androgenrezeptor-Signalweginhibitoren (ARPI) behandelt werden, eine Alternative für die als Therapiebasis („backbone”) verabreichte Androgendeprivationstherapie (ADT) darstellen. Nicholas James vom Royal Marsden Hospital in London (Großbritannien) und Kollegen stellten am 13.02.2025 beim Genitourinary Cancers Symposium der American Society of Clinical Oncology (ASCO-GU) in San Francisco (USA) Daten aus einer Vergleichsstudie eines transdermalen E2-Pflasters (tE2) gegenüber LHRH-Analoga (LHRHa) vor. Dabei handelte es sich um eine eingebettete randomisierte Studie der Phase II auf der STAMPEDE-Studienplattform. Wie James berichtete, haben aktuelle Daten der Phase III (n=1360) bereits gezeigt, dass eine ADT mit tE2 bei lokal fortgeschrittenem (M0) Prostatakrebs in Bezug auf das metastasenfreie Überleben (bei ähnlichem Gesamtüberleben) nicht unterlegen ist. Sowohl für M0- als auch für M1-Patienten biete tE2 im Vergleich zu LHRHa Vorteile in Bezug auf die berichtete Lebensqualität, die Knochenmineraldichte, Hitzewallungen und metabolische Ergebnisse, ohne dass es zu übermäßigen thromboembolischen Ereignissen gekommen wäre. Jedoch lagen bisher keine Daten zur Verwendung von ARPI (Abirateron, Enzalutamid oder Apalutamid) in Kombination mit tE2 vor. James und Kollegen haben in ihrer aktuellen Studie Wirksamkeit und Toxizität von tE2 überprüft. Die Teilnehmer erhielten per Zufallsprinzip im Verhältnis 1:1 entweder tE2 oder LHRHa-Standarddosen. Das Pflaster setzte innerhalb von 24 Stunden 100 mg E2 frei. Jeder Patient erhielt drei Pflaster, die zweimal wöchentlich gewechselt wurden, sobald der Testosteronspiegel ≤1,7 ng/ml lag. Das primäre Ergebnismaß war der Anteil an Patienten, die während der ersten sechs Monate einen PSA-Tiefpunkt von ≤0,2 ng/ml erreichten. Zusätzlich bestimmten die Studienautoren weitere PSA-Parameter, den Anteil von Patienten mit Testosteron ≤1,7 ng/ml nach 12 Wochen mit tE2 und registrierten die Nebenwirkungen innerhalb der ersten 12 Monate, darunter Bluthochdruck, Hitzewallungen und Gynäkomastie. Zwischen Oktober 2020 und März 2023 erhielten 79 Patienten mit histologisch bestätigtem M1-Prostatakarzinom entweder LHRHa+ARPI (n=41) oder tE2+ARPI (n=38). Der Altersmedian lag bei 69 Jahren (Interquartilsabstand [IQR] 65–75) und der Median des PSA-Ausgangswerts bei 43,3 ng/ml (IQR 11,5–296,2). Die Ausgangsmerkmale waren in beiden Gruppen ähnlich. Der Anteil der Patienten, die einen PSA-Wert ≤0,2 ng/ml erreichten, betrug unter LHRHa+ARPI 25/41 (61%) und mit tE2+ARPI 23/38 (61%). Die Anteile von Patienten mit einer mindestens 90- bzw. 50-prozentigen Reduktion des PSA-Wertes (PSA90 bzw. PSA50) waren unter LHRHa vs. tE2 fast oder komplett gleich (PSA90: 93% vs. 95%; PSA50: 100% vs. 100%). 31/34 (91%) der mit tE2 behandelten Männer hatten nach 12 Wochen einen Testosteronspiegel von ≤1,7 ng/ml. Unter LHRHa traten mehr Hitzewallungen auf (Grad 1: 32%, Grad 2: 20%) als mit tE2 (Grad 1: 24%, Grad 2: 5%). Unter LHRHa litten 10% der Patienten unter Grad-1-Gyäkomastie und keiner unter Grad-2-Gynäkomastie, während es bei tE2 35% bzw. 8% waren. Hypertonie (alle Grade) wurde unter LHRHa mit 17% deutlich häufiger diagnostiziert als unter tE2 (5%). „Die ADT bleibt der Eckpfeiler der Behandlung von metastasiertem Prostatakrebs. Während traditionell LHRH-Agonisten oder Antagonisten verwendet werden, bietet transdermales Östrogen ähnliche Ergebnisse mit einem anderen Toxizitätsprofil (weniger Hitzewallungen, verbesserte Knochenmineraldichte mit erhöhter Gynäkomastie)“, kommentiert ASCO-Experte Bradley McGregor, der nicht in die Studie involviert war. Die Studie zeige, dass tE2 sicher in Kombination mit ARSI verabreicht werden könnte, ergänzte er. (ms)
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