Offizielle DKOU-Kongresseröffnung: Von Schwerpunktthemen über Politik zum Glück25. Oktober 2023 Maximilian Rudert, Steffen Ruchholtz und Christoph-Eckhard Heyde (v.l.) bei der Kongresseröffnung (Foto: hr) Am ersten Kongresstag des DKOU 2023 luden die Kongresspräsidenten zur abendlichen Eröffnungsveranstaltung ein, auf der traditionell auch ein Gastredner das Publikum unterhält, dieses Jahr – mit Verweis auf die schwierige politische Weltlage – mit Gedanken zum Glück. Zum Kongressauftakt begrüßten die diesjährigen Kongresspräsidenten Prof. Maximilian Rudert (DGOU, DGOOC), Prof. Steffen Ruchholtz (DGU) und Prof. Christoph-Eckhard Heyde (BVOU) das Publikum des gut gefüllten Festsaals der Berliner Messe sowie die Vertreter der Gastnationen China (Prof. Yingze Zhang) und Frankreich (Prof. Stéphane Boisgard). Schwerpunktthemen: Künstliche Intelligenz, Ärztemangel und Nachhaltigkeit Im Gespräch mit Tanja Samrotzki, die den Abend moderierte, erläuterten sie kurz ihre Herzensthemen. Für Heyde ist es das Thema „Fortschritt“, hier insbesondere die Künstliche Intelligenz (KI), die er vor allem im Hinblick auf die personalisierte Medizin und die Patientensicherheit für „vielversprechend“ hält. KI sei einen Riesenchance, etwa bei der Entwicklung von Entscheidungshilfesystemen, um Ärzten ein Mittel an die Hand zu geben die beste Therapieentscheidung für Patienten zu finden. Auch helfe sie die enormen Datenschätze zu nutzen, um immer bessere Ergebnisse in der Qualität und Sicherheit von Behandlungen zu erzielen. Dabei müsse natürlich der Datenschutz gewährleistet sein, dürfe aber auch nicht durch Überregulierung den Interessen der Forschung und des medizinischen Fortschritts entgegenstehen. Ruchholtz benannte den Ärztemangel, respektive den Nachwuchs des Faches als ein wichtiges Kongressthema. Schon heute sei etwa die Hälfte der orthopädisch-unfallchirurgischen Kliniken in Deutschland unterbesetzt. „Wir müssen innovative Lehrkonzepte fördern, die Weiterbildung verbessern und das Fach besser präsentieren“, betonte er. Für jede Lebenssituation könne schon heute das interessante Fach gute Arbeitsmodelle für die Ärzte liefern. Denn auch nur zufriedene Assistenzärzte könnten ein Vorbild für Medizinstudierende sein, sich für O & U zu entscheiden. Auch die bessere Integration ausländischer Fachärzte in das deutsche Gesundheitssystem sei eine wichtige Aufgabe der Fachgesellschaften im Hinblick auf den Ärztemangel. Das Thema Nachhaltigkeit wählte Rudert als bedeutenden Kongressinhalt. „Niemand stellt die allgemein schlechten Unweltszenarien in einen Zusammenhang mit der Medizin“, gab er zu bedenken. Beim enormen Müllaufkommen in den Kliniken sei man vielleicht noch dabei, obwohl dieser nur rund drei Prozent des CO2-Fußabdruckes der Kliniken ausmache. Der größte Anteil werde hingegen verursacht durch den laufenden Betrieb und Lieferketten. Er stellte die Überlegung an, dass zukünftig vielleicht Gütesiegel dabei helfen könnten, die Kliniken für ressourcenschonende Produkte und Energien zu gewinnen. Gute Ansätze aber Luft nach oben: die Gesundheitspolitik Danach ging das Gespräch auf die Themen der Gesundheitspolitik über. Samrotzki erinnerte an den Kongressbesuch von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbauch im vergangenen Jahr. Die Kongresspräsidenten sollten bewerten, wie sich seitdem etwa die Reform der Notfallversorgung und der Kliniklandschaft entwickelt hat. Insgesamt äußerten sich die diesjährigen Kongresspräsidenten etwas zufriedener als ihre Vorgänger vom DKOU 2022. Es sei „work in progress“, kommentierte Ruchholtz die Krankenhausreform. Einige Punkte seien gut durchdacht, vieles sähe das Fach aber auch noch völlig anders als das Bundesgesundheitsministerium. Heyde verlange die Reformvorhaben fachlich und strukturell zu unterlegen und forderte ein größeres Mitspracherecht sowie eine Anhörung der Expertise von O & U ein. „Die Krankenhausreform muss gelingen“, so Heyde. Dafür müssten aber vor allem die bestehenden Ängste der Bevölkerung vor den Eingriffen in das Gesundheitssystem genommen werden. Rudert griff die Herausforderung der Reform der Notfallversorgung auf. Die angestrebte Ambulantisierung sei sicher ein richtiger Weg, doch man müsse sich fragen, ob dies wirklich für alle Patienten gelte und nahm dabei vor allem auf die alten Patienten in den Blick. Er forderte weit mehr Gestaltungsspielräume bei den Reformvorhaben zu nutzen. „Glück hat, wer zufrieden ist“ So lautete der Titel des Gastredners Prof. Volker Busch aus Regensburg, der unterhaltsam über die Psychologie eines gelingenden Lebens referierte und der, laut den einführenden Worten Samrotzkis, damit gut in diese Zeiten mit den großen Krisen passe, welche viele Menschen verzweifeln ließen. Der Neurologe und Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie an der Universität Regensburg sprach über den heterogenen Begriff Glück „ohne allzu sehr auf molekulare Genauigkeiten einzugehen, die beim Glücksempfinden eine Rolle spielten. Dabei stellte er Hedonia (Glück oder Happyness) Eudaimonia (Zufriedenheit oder Well-Being) gegenüber. Volker Busch vermittelte, was langanhaltend glücklich macht (Foto: hr) „Hedonisches Glück ist vergänglich“, betonte Busch und verglich es mit einem Strohfeuer. Während die eudaimonische Zufriedenheit einer gut geschürten Glut entspreche, die lange warmhält. Beim Glücksempfinden empfahl Busch die kleinen XS-Glücksmomente, die man täglich mehrmals erleben könne, stärker zu beachten und wahrzunehmen, während die Fixierung auf große XXL-Glücksmomente häufig bewirke, die kleinen Glücksmomente zu übersehen. Auch empfahl er Vorfreude mehr ins Leben einzubauen, das sie länger anhalte und im Endeffekt glücklicher mache, als der rauschhafte kurze Moment großen Glücks. Für die Zufriedenheit im Leben müssten Menschen mehr für sie wertvolle Dinge tun, die völlig individuell seien und auch nicht bewertet werden dürften. Für die eine sei es der Beruf oder das Ehrenamt, für den anderen die Familie oder Reisen. Dabei gelte es Werte nicht mit Zielen zu verwechseln. Ziele seien punktuell und kurzfristig. Werte hingegen eine Richtung und langfristig. Es gehe um die Wegrichtung, sich nicht an Zielen aufzuhängen sondern an Werten zu orientieren. Erfahrungen, die man tagtäglich an sich selbst beobachten könne, so wie Busch es an einem Nordseeurlaub mit seinem Sohn beim Sandburgenbau erlebte. Als dieser die mühsam errichtete Sandburg mit einem beherzten Sprung zerstörte, vergaß er im Ärger darüber, dass eben nicht das Ziel – die tolle Burg – von Wert sei, sondern der Weg dahin, also die Zeit, die er als Vater mit seinem Sohn beim Sandburgenbau verbringen konnte. Als Psychiater sei es sein Job, Menschen zu eudaimoischer Zufriedenheit zu führen. „Ich wünsche Ihnen kein lebenslanges Glück, sondern anhaltende Zufriedenheit“, schloss er passend seinen Vortrag. (hr)
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