Ohne klare Strukturen bleibt eine Patientensteuerung in der Notfallversorgung Stückwerk

Dirk Heinrich, Bundesvorsitzender des Virchowbundes. Foto: © Virchowbund / Lopata

Der Spitzenverband Fachärztinnen und Fachärzte Deutschlands (SpiFa) fordert Anpassungen in der geplanten Notfallreform. Es fehle eine Regelung, die ausschließe, dass Kliniken nach Inkrafttreten der Reform ihre Notaufnahmen weiterhin ohne ein vorgeschaltetes Integriertes Notfallzentrum (INZ) betreiben dürften.

Die Notfallreform soll eigentlich Patientinnen und Patienten schon beim Erstkontakt zielgerichtet in die passende Versorgungsebene leiten – etwa die Haus- oder Facharztpraxis, die Notaufnahme oder eine spezialisierte Klinik, konstatiert der SpiFa.

Seiner Sicht nach werde diese Art der Steuerung nur funktionieren, wenn Patientinnen und Patienten verstünden, dass dies der einzig gangbare Weg in einem medizinischen Notfall ist. Denn bleibt der direkte Zugang zu Notaufnahmen ohne vorgeschaltetes INZ bestehen, erläutert der Spitzenverband, entstehen unkontrollierte Patientenströme, eine fortbestehende unnötige Belastung der Notaufnahmen mit nicht-dringlichen Fällen, längere Wartezeiten für echte Notfälle und insgesamt Mehrkosten für das Gesundheitssystem durch ineffiziente Behandlungswege.

Der SpiFa fordert daher, dass der Betrieb von Notaufnahmen in der Notfallreform zwingend an das Vorhalten eines INZ gekoppelt wird. Nur so ließen sich Kapazitäten schützen, Wartezeiten reduzieren und die Versorgung echter Notfälle sichern.

„Eine Notaufnahme ohne vorgeschaltetes INZ ist wie ein Flughafen ohne Sicherheitskontrolle – jeder kann rein, egal ob er dort hingehört oder nicht”, sagt Dr. Dirk Heinrich, Vorstandsvorsitzender des SpiFa. Eine effektive Steuerung von Patientinnen und Patienten brauche geschlossene, klare Zugangswege und sie könne nur wirken, wenn sie für alle gilt – auch für Kliniken, die bisher ohne INZ arbeiten, so Heinrich weiter. „Ohne eine entsprechende Regelung in der Notfallreform bleibt diese nur Stückwerk.“