Ohrenzwang beim Hund – Ohrentzündungen früh erkennen und gezielt behandeln

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Viele unterschiedliche Faktoren können eine mitunter schmerzhafte Ohrentzündung beim Hund auslösen. Die erste Aufgabe des Tierarztes besteht darin, die Gründe für die Erkrankung zu identifizieren. Je nach Ursache lässt sich die Erkrankung dann gezielt behandeln.

Ohrenerkrankungen sind lästig und sie können sehr schmerzhaft sein. Der Bundesverband für Tiergesundheit e.V. (BfT) informiert über Ohrenerkrankungen bei Hunden und erklärt, wie sich ernsthaftere Probleme mit den Ohren ankündigen.

Zunächst fällt meist auf, dass der Vierbeiner sich vermehrt an einem oder beiden Ohren kratzt, manchmal geht dies ganz kurzzeitig auch mit einer schiefen Kopfhaltung einher. Bereits hier sollten Tierbesitzer die Ohren ihres Hundes von einem Tierarzt überprüfen lassen. Wenn eine Kopfschiefhaltung jedoch zum Dauerzustand wird oder vielleicht andere Eigenheiten wie Kopfschütteln, Winseln oder Unruhe hinzukommen, dann ist es allerhöchste Zeit für einen Tierarztbesuch.

Eine schiefe Kopfhaltung und Kopf resp. Ohren schütteln sind klinische Symptome bei einer Entzündung des äußeren Gehörgangs, der Otitis externa, umgangssprachlich auch als Ohrenzwang bezeichnet.

Otitis externa ist eine häufige Erkrankung beim Hund

Ungefähr sechs bis zwanzig Prozent aller in einer Praxis vorgestellten Hunde sind von dieser Krankheit betroffen und müssen behandelt werden.

Das ist wichtig, damit es nicht zu chronischen Verläufen kommt, in die auch das Mittelohr einbezogen werden kann. Zudem ist eine Otitis für den Hund mit Schmerzen verbunden.

Für den Tierarzt ist es nicht allzu schwierig, eine entsprechende Diagnose zu stellen. Schwieriger ist es dagegen, eine geeignete Behandlung durchzuführen, da die Otitis eine sogenannte Faktorenkrankheit ist, also unterschiedliche, auch mehrere Ursachen gleichzeitig, haben kann. Alle beteiligten Ursachen und Faktoren müssen in der Therapie berücksichtigt werden.

Ursachenforschung ermöglicht erfolgreiche Otitis-Behandlung

Die Veterinärmedizin unterscheidet hier primäre, prädisponierende, perpetuierende (aufrechterhaltende) und sekundäre Ursachen. Die häufigsten primären Ursachen sind allergische Erkrankungen, Fremdkörper im Ohr oder Ektoparasiten. Primäre Ursachen können erkannt und direkt behandelt werden. Das ist wichtig, um einen weiteren chronischen Verlauf zu verhindern. Unter dem Begriff Prädisposition sind z.B. anatomische Besonderheiten wie hängende Ohren zusammengefasst.

Rassen mit diesen Merkmalen sind häufiger betroffen. Unter aufrechterhaltenden Faktoren versteht man fortschreitende pathologisch-anatomische Veränderungen. Das können beispielsweise Ödeme oder eine Entzündung des Mittelohres (Otitis media) sein. Sekundäre Ursachen sind durch Bakterien oder Pilze hervorgerufene infektiöse Komplikationen.

Die genannten Faktoren können miteinander korrespondieren, sich gegenseitig verstärken und damit Behandlungserfolge erschweren. So kann beispielsweise eine chronische Ohrentzündung des äußeren Gehörgangs zu einer Otitis media, also einer Entzündung des Mittelohrs, führen. Gleichzeitig gehört die Otitis media zu den Faktoren, die eine Otitis externa aufrechterhalten.

Bei einer diagnostizierten Otitis stehen dem Tierarzt verschiedene Behandlungsmethoden zur Verfügung, die teilweise auch durch den Tierhalter fortgeführt werden müssen. An erster Stelle steht die Linderung von Schmerzen und Entzündungen. Je nach Ursache erfordert eine Otitis-Behandlung eine Kombination aus fungiziden (Pilz abtötenden), bakteriziden (Bakterien abtötenden) oder gegen Milben gerichteten sowie entzündungshemmenden Wirkstoffen. Verschiedene Darreichungsformen erleichtern die Versorgung auch bei sehr empfindlichen Hunden. (BfT/sg)