Online-Therapie hilft bei Lesestörung nach Hirnverletzung26. März 2024 Georg Kerkhoff, Professor für Klinische Neuropsychologie der Universität des Saarlandes (Quelle: © Oliver Dietze | Universität des Saarlandes) Bei Hirnverletzungen, beispielsweise durch Schlaganfall, Hirntumor oder Schädel-Hirn-Trauma, kann es bei den Betroffenen zu Lesestörungen kommen. Meist ist dabei das Sehfeld eingeschränkt. Neuropsychologen der Universität des Saarlandes haben jetzt eine Lesetherapie entwickelt, die schon nach kurzer Zeit bei den betroffenen Patienten das Lesevermögen signifikant verbessert. Die Therapie kann auch zu Hause durchgeführt werden. Wenn das menschliche Gehirn durch eine schwere Erkrankung oder einen Unfall Schaden nimmt, kann es passieren, dass die betroffene Person nur noch einen Teil des Gesichtsfeldes wahrnimmt. In Deutschland leiden schätzungsweise mehr als 90.000 Menschen pro Jahr an Sehstörungen, die durch einen Schlaganfall ausgelöst wurden. Dies wirkt sich auch auf das Lesevermögen aus. „Wir haben 27 Patientinnen und Patienten mit dieser Symptomatik über mehrere Wochen mit einer speziellen Lesetherapie behandelt. Schon nach etwa 18 Therapiestunden konnten alle Betroffenen wieder deutlich schneller und genauer lesen. Sie erinnerten sich zudem wieder besser an die gelesenen Texte, fanden einfacher Fehler im Text und konnten Telefonnummern wieder flüssiger lesen“, erläutert Georg Kerkhoff, Professor für Klinische Neuropsychologie der Universität des Saarlandes. Die Studienteilnehmer nahmen diese Fortschritte auch selbst bewusst wahr, da sie beim Lesen weniger ermüdeten als zuvor und sich im Alltag wieder besser zurechtfanden. Zwei Drittel der Betroffenen konnten nach der Behandlung in ihren früheren Beruf zurückkehren. „Das Besondere an unserer Lesetherapie ist, dass wir drei verschiedene Methoden miteinander kombinieren. Die Studienteilnehmer haben nicht nur Fließtexte gelesen, sondern bekamen einzelne Wörter als schnelle serielle visuelle Präsentation (RSVP) angezeigt. Zudem wurde die Technik des bewegten Fensters eingesetzt, bei dem die Augen gezwungen werden, einzelnen Wörtern zu folgen“, erklärt Kerkhoff. Die Patienten wurden für diese Studie in der Neuropsychologischen Hochschulambulanz an der Universität des Saarlandes behandelt. Das benutzte Programm kann aber auch im Home-Training von Betroffenen verwendet werden, die in abgelegenen ländlichen Regionen wohnen oder keinen Behandlungsplatz für diese Therapie bekommen. Für die Therapie zu Hause ist lediglich ein PC mit einem Internetzugang nötig. „Mit dieser Form der ‚hybriden‘ Therapie könnten in Zukunft noch viel mehr Betroffene behandelt werden, bei denen möglichst zu Beginn eine neuropsychologische Diagnose gestellt wird. Da jährlich mehrere Zehntausend Menschen von einem Gesichtsfeld-Ausfall betroffen sind, liegt hier ein enormes Potenzial, um diesen Menschen eine Rückkehr ins Berufsleben zu ermöglichen“, ist Kerkhoff überzeugt.
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