Opiodeinsatz bei chronischen nicht-tumorbedingten Schmerzen

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Die Deutsche Schmerzgesellschaft hat eine aktualisierte S3-Leitline zur Langzeitanwendung von Opioden bei chronischen, nicht tumorbedingten Schmerzen (LONTS) vorgelegt.

Der von LONTS empfohlene kritische Umgang mit Opioiden bei chronischen nicht-tumorbedingten Schmerzen ist ein wichtiges Leitbild der individuellen Therapieentscheidung in der Schmerzmedizin. Gute Leitlinien zur Patientenbehandlung sind für eine evidenzorientierte schmerzmedizinische Versorgung unverzichtbar“, erklärt Prof. Claudia Sommer, Präsidentin der Deutschen Schmerzgesellschaft.

In Deutschland erfolgen rund 70 Prozent der Opioidverordnungen bei chronischen nicht-tumorbedingten Schmerzen (CNTS). Bei ca. ein Prozent der deutschen Bevölkerung werden Opioide bei CNTS langfristig (mind. 3 aufeinanderfolgende Verschreibungen im Jahr) verordnet.

Die S3-Leitlinie nennt Einsatzgebiete, aber auch Grenzen einer medikamentösen Schmerztherapie mit Opioiden. Bereits zehn Jahre bevor in den USA und Kanada evidenzbasierte nationale Leitlinien zu diesem Thema veröffentlicht wurden, habe die erste Version von LONTS anhand von eigenen Metaanalysen randomisierter kontrollierter Studien (RCTs) auf die im Durchschnitt geringen Effekte von Opioiden auf CNTS hingewiesen, erklärten die Schmerzmediziner. Neben den Unterschieden des Gesundheitswesens (Kostenerstattung für nicht medikamentöse Schmerztherapien und Regulierung der Opioidverschreibungen in Deutschland) könnten auch die Vorgängerversionen dieser Leitlinie zum Ausbleiben einer Opioidkrise in Deutschland beigetragen haben.

Die jetzt aktualisierte und somit zweite Version von LONTS hat evidenz- und konsensusbasierte potenzielle Indikationen, aber auch Kontraindikationen für Opioide bei CNTS definiert. Weiterhin wurde auf die Notwendigkeit a priori definierter Therapieziele hingewiesen, es wurden Indikationen für den Abbruch einer Opioidtherapie benannt und Reduktions- bzw. Absetzversuche empfohlen.

Die zweite Aktualisierung von LONTS hat die systematischen Übersichten mit Metaanalysen von RCTs mit Opioiden bei CNTS aktualisiert. Die vier systematischen Reviews sind im European Journal of Pain publiziert. Konsensbasiert wurden die Indikationen für eine Langzeitanwendung (> 4 Wochen) von Opioiden bei chronischen Rücken- und Arthroseschmerzen weiter eingeengt. In enger Absprache mit der S3-Leitlinie zur Medikamentenabhängigkeit der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde wurden diagnostische Kriterien für den missbräuchlichen/abhängigen Gebrauch von aus medizinischer Indikation verschriebenen Opioiden sowie evidenz- und konsensbasierte Kriterien für ihre Therapie erarbeitet.

30 Fachgesellschaften und Organisationen inklusive zweier Patientenselbsthilfeorganisationen haben unter Koordination der Deutschen Schmerzgesellschaft e.V. die zweite Aktualisierung der Leitlinie erarbeitet. Die Leitlinie liegt in einer Lang-, Kurz-, Kitteltaschen-, und Patientenversion vor und ist online unter https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/145-003.html abrufbar.