Opioid-Abhängigkeit: In Deutschland kein Notstand zu befürchten

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Angesichts einer drastischen Zunahme von Opioid-Abhängigen in den USA hat US-Präsident Donald Trump jüngst den Gesundheitsnotstand erklärt. In Deutschland sei eine solche Entwicklung aktuell nicht zu befürchten, erklärte dazu die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin e.V. (DGS). 

Bereits im Juni dieses Jahres hatte die “New York Times” Daten veröffentlicht, nach denen im Vorjahr circa 65.000 US-Bürger an einer Drogenüberdosis starben. Damit übersteigt die Zahl der Drogentoten in den USA die Zahl derjenigen, die im Straßenverkehr oder aufgrund von Herzerkrankungen oder HIV starben.

In Deutschland verhinderten die gesetzlichen Regelungen sowie die vorhandenen Leitlinien zum Einsatz von Opioiden in den meisten Fällen die Entwicklung einer Abhängigkeit, erklärte die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin e.V. (DGS). 

“Der Einsatz von Opioiden in Deutschland ist weitestgehend unproblematisch”, sagte Dr. Oliver Emrich, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin. “Schmerzpatienten hierzulande erhalten in der Regel nur dann Opioide, wenn die strengen Regeln der Betäubungsmittel-Verschreibungsverordnung (BtmVV) und des Betäubungsmittelgesetzes (BtmG) eingehalten werden.” Lediglich bei circa ein bis drei Prozent der mit Opioiden behandelten Schmerzpatienten komme es trotz Einhaltung aller Vorsichtsmaßnahmen zu Abhängigkeitssymptomen unter der Behandlung mit Opioiden, so die Fachgesellschaft.

USA: Opioide oft ohne Kontrollen

Ein Controlling von Schmerzpatienten unter Opioiden gibt es in den USA bislang kaum. Amerikanische Ärzte verschrieben immer größere Mengen an Opioiden, ohne deren Wirkungen und unerwünschte Wirkungen wie die Auslösung eines Suchtverhaltens ausreichend zu prüfen. Die 2016 publizierten Leitlinien des Centers for Disease Control and Prevention (CDC) mahnten zwar enge, zum Teil wöchentliche Wirkungs-Nebenwirkungs-Kontrollen einer Schmerzbehandlung mit Opioiden an, fänden aber wenig Beachtung unter den Ärzten, erklärte die DGS.

Grundsätzlich bergen Opioide ein hohes Potenzial der Suchtstoffabhängigkeit, vor allem gerade auch dann, wenn sie gespritzt oder unretardiert eingenommen werden. Eine unretardierte Applikation führt zu hohen Rezeptorschwankungen der Opioide an den Opioidrezeptoren. Diese Schwankungen wiederum können zu Abhängigkeit im Sinne einer übermäßigen Erwartung der Applikation führen.

Wissenschaftliche Auswertungen und die Empfehlungen aller Fachgesellschaften in Deutschland legen daher nahe, Opioide streng indikationsbezogen, retardiert, niedrig dosiert, zeitlich begrenzt und kontrolliert einzusetzen. Nicht retardierte Opioide, ein laxes Monitoring und eine unzureichende Prä-Anamnese der Patienten, die Opioide nehmen, erhöhen das Risiko einer Suchtstoffabhängigkeit.

“In Deutschland besteht derzeit kein Anlass, einen Notstand bezüglich der Opioid-Praxis zu beklagen”, so das Fazit von Emrich. “Wir haben hierzulande erheblich bessere und stringentere Behandlungsregeln sowie gesetzliche Regelungen, um eine so fatale Entwicklung, wie wir sie in den USA sehen, wirkungsvoll zu verhindern.”