DKOU 2017: Optimale Versorgung schwerverletzter Kinder

Ingo Marzi (l. ) erläutert Kriterien, die kindertraumatologische Referenzzentren erfüllen müssen. Anne-Katrin Döbler moderierte die Veranstaltung. Foto: © Intercongress/Tobias Tanzyna.

Zehn Prozent aller Patienten in den Ambulanzen sind Kinder, etwa ein Drittel von ihnen hat relevante Verletzungen. Kindertraumatologische Referenzzentren sollen insbesondere die Versorgung schwerverletzter Kinder sicherstellen. Im Rahmen des DKOU erläuterte Kongresspräsident Prof. Ingo Marzi welche Voraussetzungen ein solches Referenzzentrum erfüllen muss.

Eine spezielle Versorgung wird nötig, wenn Verletzungen besonders schwer oder kompliziert sind oder wenn es zu Langzeitfolgen für die betroffenen Kinder kommen kann. Im Weißbuch zur Schwerverletztenbehandlung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) wird für jedes regionale Traumanetzwerk die Benennung eines kindertraumatologischen Referenzzentrums gefordert. In Zukunft wolle die DGU die Versorgung „Die Versorgung verletzter Kinder funktioniert schon – im Moment informell. Mit dem neuen Weißbuch wollen wir sie klarer regeln“, betonte DGU-Präsident Marzi. Die neue Version werde neben Anforderungskatalogen und Qualitätsbeschreibungen zur Zertifizierung der kindertraumatologischer Referenzzentren enthalten. Deutschlandweit würden 50 bis 60 Zentren angestrebt.

In Klinik und Praxis wird die Kindertraumatologie von Unfallchirurgen, Orthopäden, Allgemeinchirurgen, Kinderchirurgen und Kinderorthopäden betrieben. Um verletzte Kinder optimal zu behandeln seien persönliche Aspekte auf Seiten der Ärzte und strukturelle Aspekte auf Klinikseite nötig. Ein kindertraumatologisches Referenzzentrum im Traumanetzwerk DGU müsse die notwendigen strukturellen Voraussetzungen erfüllen, so Marzi.

„Die Kliniken müssen kinderspezifische Erfahrungen, Personal und Ausstattung nachweisen.“ Nötig seien zum Beispiel eine Kinderintensivstation und ein Schockraum mit kinderspezifischer Ausstattung und Struktur. Dazu gehören nicht nur kinderspezifische Geräte sondern auch das entsprechende Personal wie ein Schockraumteam plus kinderchirurgische Kompetenz sowie Anästhesisten, Neurochirurgen und Radiologen mit pädiatrischer Expertise, erläuterte er.

Ziel dieses Weißbuchs sei es, strukturelle und persönliche Kriterien eines kindertraumatologischen Referenzzentrums so zu beschreiben, dass die Überprüfung dieser Qualifikationen in die Zertifizierungsvorgänge des Traumanetzwerkes integriert werden können und eine Landkarte der kindertraumatologischen Referenzzentren veröffentlicht werden kann, so Marzi weiter. Idealerweise sei ein solches Zentrum bereits in das Traumanetzwerk DGU integriert.

Das Weißbuch liefert auch einen Kriterienkatalog nachdem entschieden werden kann, welche Verletzungen kritisch sind und in ein kindertraumatolgisches Zentrum müssen. „Das ist eine Stärke des Weißbuchs“, so Marzi. (ja)