Organisiertes Darmkrebs-Screening: G-BA im Verzug, Fachverbände legen Konsenspapier vor

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Seit bald zwei Jahren ist die an den Gemeinsamen Bundesausschuss gesetzte Frist zur Ausgestaltung des organisierten Darmkrebs-Screening mittlerweile verstrichen. Initiiert vom Netzwerk gegen Darmkrebs e.V. haben daher die wissenschaftlichen Fachgesellschaften gemeinsam mit den Berufsverbänden und weiteren Organisationen proaktiv ein gemeinsames Konzept zur Umsetzung entwickelt.

Im Jahr 2013 wurde das Krebsfrüherkennungs- und Registergesetz (KFRG) verabschiedet. Dem Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) sei darin eine Frist zur Ausgestaltung des organisierten Einladungsverfahrens zur Darmkrebsvorsorge eingeräumt worden, so das Netzwerk gegen Darmkrebs, doch diese Frist sei nicht eingehalten worden. Auch eine offizielle Anhörung der zuständigen medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften, die die notwendige Expertise einbringen könnten, sei bislang nicht eingeleitet worden.

Dabei sind die zuständigen medizinisch-wissenschaftlichen Organisationen längst einen Schritt weiter, betont das Netzwerk gegen Darmkrebs in einer aktuellen Pressemitteilung: Auf seine Initiative hätten 17 Fachgesellschaften, Berufsverbände sowie weitere Experten-Organisationen im Konsensus-Verfahren ein Konzept erstellt, das aufzeige, wie aus ihrer Sicht ein im Sinne der Versicherten bestmögliches Einladungsverfahren stattfinden kann.

Zentraler Punkt des Konzeptes ist laut dem Netzwerk gegen Darmkrebs, dass dem Einladungsschreiben an die Versicherten direkt ein immunologischer Stuhltest inklusive eines vorfrankierten Rücksendeumschlag beiliegen soll, um die Teilnahme für die Versicherten möglichst einfach und effizient zu gestalten.

Die Experten stützen diese Empfehlung auf Evaluationsdaten unserer niederländischen Nachbarn. Dort werde mit dieser Vorgehensweise eine Teilnahmerate von über 70 Prozent erreicht. Weiterhin sieht das Konzept unter anderem vor, dass die Einladung durch eine zentrale, neutrale Datenstelle erfolgen sollte, die die Versichertendaten von den Krankenkassen erhält und das gesamte Datenmanagement inklusive der Dokumentation verwaltet.

Es sei das erste Mal, dass sich die relevanten Organisationen im Vorfeld auf ein gemeinsames Konzept zur Verbesserung der Darmkrebsvorsorge in Deutschland verständigt haben, unterstreicht das Netzwerk gegen Darmkrebs. Mit dem gemeinsamen Umsetzungsplan bekräftigten die Verbände den aus ärztlicher Sicht dringenden Handlungsbedarf und erklären sich zur konstruktiven Mitarbeit bei der Ausgestaltung durch den G-BA bereit.

2013 hatte der Deutsche Bundestag das Krebsfrüherkennungs- und -registergesetz verabschiedet. Darin wurde die Einführung eines organisierten Screening Programms, bei dem die Versicherten zur Darmkrebsfrüherkennung postalisch eingeladen werden sollen, festgelegt. Der Bundestag hatte den G-BA beauftragt, die Umsetzungsregelungen für das organisierte Darmkrebs-Screening bis zum 30. April 2016 zu erstellen und zu verabschieden. Doch das sei bis heute nicht geschehen, kritisiert das Netzwerk gegen Darmkrebs. Als Zwischenschritt wurde im letzten Jahr lediglich der quantitative immunologische Stuhltest als gesetzliche Früherkennungsleistung eingeführt. Seither können Versicherte ab dem Alter von 50 Jahren diesen Test jährlich durchführen. Wann jedoch das organisierte Einladungsverfahren startet und wie dieses ablaufen solle, sei nach wie vor nicht absehbar, erklärt das Netzwerk gegen Darmkrebs.

Am Konzept beteiligte Organisationen:
Deutsche Gesellschaft für Chirurgie
Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten
Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie
Deutsche Gesellschaft für Humangenetik
Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin
Deutsche Gesellschaft für Koloproktologie
Berufsverband der niedergelassenen Gastroenterologen
Berufsverband der niedergelassenen Hämatologen und Onkologen
Berufsverband Deutscher Internisten
Berufsverband Gastroenterologie Deutschland
Bundesverband Deutscher Pathologen
Deutsche Krebsgesellschaft
Deutsches Krebsforschungszentrum
Felix Burda Stiftung
Nationales Centrum für Tumorerkrankungen Heidelberg
Netzwerk gegen Darmkrebs
Stiftung LebensBlicke