Organtransplantation: Neue Erkenntnisse zur Vermeidung von Abstoßungsreaktionen

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Forscher der MedUni Wien, Österreich, haben Mechanismen entschlüsselt, die trotz der Verwendung neuester immunsuppressiver Medikamente zur Abstoßungsreaktion führen. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Nature Communications“ publiziert.

Costimulationsblocker sind eine neue Klasse an immunsuppressiven Medikamenten, die bei der Nierentransplantation angewendet werden. Trotz mehrerer Vorteile werden sie klinisch selten eingesetzt, da sie mit dem Auftreten einer erhöhten Rate an Abstoßungsreaktionen verbunden sind. Warum Abstoßungsreaktionen mit Costimulationsblockern häufiger sind selbst wenn man sie mit einer T-Zell depletierenden Induktionstherapie (ATG) kombiniert, war bisher unklar.

Das Forschungsteam von Thomas Wekerle von der Klinischen Abteilung für Transplantation (Universitätsklinik für Allgemeinchirurgie), hat gemeinsam mit Heinz Regele (Klinisches Institut für Pathologie) und Sophia Derdak (Core Facilities der MedUni Wien) die Mechanismen, die für dieses Phänomen verantwortlich sind, untersucht. Dabei haben sie die Balance zwischen den Effektor-T-Zellen (Teff), die Abstoßungen verursachen, und den regulatorischen T-Zellen (Treg), die Abstoßungen verhindern, im Tiermodell analysiert. Sie fanden, dass ATG-Therapie zusätzlich zu Costimulationsblockade die Balance zwischen Teff und Treg nur in der Peripherie (z.B. in der Milz), nicht aber im transplantierten Organ, dem entscheidenden Ort, positiv beeinflusst. Das entzündungsfördernde Zytokin Interleukin-6 spielt dabei eine wichtige Rolle. Das Forschungsteam konnte zeigen, dass die zusätzliche Blockade von Interleukin-6 die Balance von Teff zu Treg im transplantierten Organ positiv beeinflusst und dadurch die Abstoßung des Transplantats verhindert wird. Da Medikamente zur Interleukin-6 Blockade bereits klinisch für die Behandlung anderer Erkrankungen zugelassen sind, haben die Ergebnisse ein hohes Potenzial für eine klinische Umsetzung.

„Unsere Resultate bringen einen wichtigen Einblick in die komplexen Mechanismen der Transplantatabstoßung und zeigen neue Wege, wie in Zukunft Transplantate noch besser geschützt werden könnten“, kommentiert Moritz Muckenhuber.