Orthopädisches Präventionsprojekt in Baden-Württemberg4. August 2022 Foto: Microgen/stock.adobe.com Die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) hat eigenen Angaben zufolge das bundesweit einmalige Präventionsprojekt „Orthokids“ initiiert, das den Nachwuchs vor orthopädischen Spätfolgen und Skelettfehlstellungen bewahren soll. Wie die KVWB mitteilt, sollen ab Anfang August 20.000 Kinder und Jugendliche untersucht werden. Projektpartner der KVBW sind die Orthopädie im Olgahospital des Klinikums Stuttgart, das Fraunhofer Institut für Offene Kommunikationssysteme FOKUS und die Universität zu Köln. Der Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie unterstützt das Projekt. Alle Kinder zwischen zehn und 14 Jahren in Baden-Württemberg sind zur Teilnahme aufgerufen. Viele Schmerzen, unter denen Erwachsene leiden, haben ihren Ursprung in Kindheit und Jugend, weil Fehlstellungen oder Skelettdeformationen wie Skoliose oder O-Beine nicht frühzeitig erkannt und behandelt wurden. „In den Jahrzehnten, in denen ich als Orthopäde tätig war, habe ich viele Betroffene gesehen, deren Krankheitsbild wesentlich hätte gemildert werden können, wenn man die Ursache ihrer Beschwerden schon in deren Jugend angegangen wäre. Das Projekt Orthokids liegt mir daher besonders am Herzen“, sagt Dr. Norbert Metke, Vorstandsvorsitzender der KVBW, der das vier Jahre dauernde Projekt ins Leben gerufen hat. Es wird aus dem Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) mit rund 5,1 Millionen Euro gefördert. Das Projekt wird von der KVBW geleitet und gemeinsam mit folgenden Partnern durchgeführt: Orthopädie im Olgahospital des Klinikums Stuttgart unter Leitung von Prof. Thomas Wirth, dem Fraunhofer-Institut für Offene Kommunikationssysteme FOKUS und dem Institut für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie der Universität Köln. Kooperationspartner sind der Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU), die AOK Baden-Württemberg, die Techniker Krankenkasse (TK), das Landesgesundheitsamt sowie diverse Sportverbände. Fehlstellungen frühzeitig erkennen Ziel des Projektes ist, eine zusätzliche orthopädische Vorsorgeuntersuchung für Kinder und Jugendliche im Alter von zehn bis 14 Jahren zur Früherkennung und Behandlung von Fehlstellungen zu etablieren. Diese ist wichtig, um Auffälligkeiten und Verformungen an Rücken, Beinen oder Hüften zu diagnostizieren wie zum Beispiel Skoliose – eine Krankheit, die etwa zwei Prozent aller Kinder betrifft. „Je früher Skoliose diagnostiziert wird, umso effizienter ist die Therapie und ein Fortschreiten der Krankheit, die unter anderem zu Gelenkverschleiß und Bandscheibenproblemen führen kann, wird vermieden“, berichtet Wirth, Ärztlicher Direktor der Orthopädie im Olgahospital. Nach seiner Erfahrung würden auch Fehlentwicklungen wie etwa O- und X-Beine oder eine Hüftdysplasie oft zu spät oder gar nicht erkannt. Wirth: „Obwohl eine Fehlbildung des Hüftgelenks in der Regel im Babyalter therapiert wird, kann diese im Jugendalter noch ausgeprägt sein, was im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung festgestellt wird.“ Sorge bereitet dem Orthopädie-Professor die Zunahme übergewichtiger Kinder. „Durch die Zunahme von Adipositas im Kinder- und Jugendalter treten orthopädische Fehlstellungen verstärkt auf“, so Wirth. Das Projekt Orthokids biete Kindern und Jugendlichen nun die „einmalige Chance einer Vorsorgeuntersuchung“, so die KVBW. „Ein objektiver Check-up durch einen Facharzt oder Fachärztin ist der sicherste Weg, solche Fehlstellungen zu erkennen“, bekräftigt KVBW-Vorstandsvorsitzender Metke. Das Screening steht allen Kindern und Jugendlichen zwischen zehn und 14 Jahren offen. Eltern können sich mit ihrem Nachwuchs direkt an die beteiligten Orthopädinnen und Orthopäden wenden. Die Wirksamkeit dieser Vorsorgeuntersuchung wird im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie untersucht. Bei auffälligen Befunden werden entsprechende Behandlungsmaßnahmen im Rahmen der Regelversorgung eingeleitet. Für die an der Studie teilnehmenden Kinder und Jugendlichen wurde auch eine spezielle App entwickelt, die spielerisch zu mehr Bewegung und Training anregen soll.
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