Oskar Medizin-Preis für Orthopädische Uniklinik Bad Abbach und Institut für Sportwissenschaft der Universität Regensburg6. November 2017 Rückenschmerzen-Prävention bei Kindern: Praxistests an Schulen beweisen die Wirkung. Hier eine Entspannungsübung, bei der sich die Schüler gegenseitig mit einem Tennisball die durch das Sitzen belastete Rückenmuskulatur massieren. (Foto: Orthopädische Uniklinik Bad Abbach) Das Ärzte- und Wissenschaftlerteam der Universität Regensburg erhält die mit 50.000 Euro dotierte Auszeichnung für die Forschungsarbeit im Bereich der Rückenschmerzen-Prävention bei Kindern. Das Oberpfälzer Forscherteam (v.l.) mit Petra Jansen, Silvia Dullien und Projektleiter Joachim Grifka nahmen in Berlin den Preis entgegen. (Foto: Orthopädische Uniklinik Bad Abbach/Jan Evers) Der Oskar Medizin-Preis zählt zu den renommiertesten und höchstdotierten Auszeichnungen für Ärzte in Deutschland. In diesem Jahr wurde nach 2014 zum zweiten Mal ein Forschungsprojekt der Orthopädischen Universitätsklinik Bad Abbach mit dem Stiftungspreis ausgezeichnet – für eine richtungsweisende Strategie zur Rückenschmerzen-Prävention bei Kindern unter dem Projektnamen “Rückenfit – unsere Schule macht mit”. Die Juroren, bestehend aus O&U-Experten Deutschlands, Österreichs und der Schweiz, entschieden sich einstimmig für die wissenschaftliche Arbeit des dreiköpfigen Forscherteams aus Ostbayern unter der Projektleitung von Prof. Joachim Grifka (Direktor der Orthopädischen Universitätsklinik), Prof. Petra Jansen (Lehrstuhlinhaberin am Institut für Sportwissenschaft, Universität Regensburg) und Dipl. Sportwissenschaftlerin Silvia Dullien (Orthopädische Uniklinik). “Gezieltes Rückentraining schon vom Kindesalter an ist der wirksamste Schutz vor späteren Rückenbeschwerden”, sagt Grifka. Das Ziel des Projektes war und ist es, bereits 10 bis 12-jährigen Kindern das nötige Rüstzeug, also eine Gebrauchsanweisung für einen gesunden Rücken mit auf den Lebensweg zu geben. “Gerade die kindliche Wirbelsäule ist in Wachstumszeiten – ab dem 12. Lebensjahr setzt der pubertäre Wachstumsschub ein – besonders anfällig für Störungen”, betont die Sportwissenschaftlerin Dullien. Das von der Bad Abbacher und Regensburger Forschungsgruppe entwickelte Trainings- und Präventionsprogramm wurde gezielt so strukturiert, dass es sich problemlos und ohne Mehraufwand für die Lehrer in den Schulalltag integrieren lässt. “Dieses Programm wurde gemeinsam mit Lehrern und Fachbetreuern gestaltet”, so Silvia Dullien. Praxistests bestätigen Wirksamkeit “Rückenfit – unsere Schule macht mit” wurde im Rahmen der Studie über ein Schuljahr an verschiedenen 5. Klassen im Alltag getestet. Dabei lernten die Kinder, wie ihr Rücken aufgebaut ist, was ihn krank macht und was man selbst für einen gesunden Rücken tun kann. Tägliche Rücken-, Kräftigungs- und Mobilisierungsübungen im Klassenzimmer während oder zwischen den Unterrichtsstunden gehörten dabei ebenso zum Programm wie die Verpflichtung, jede Sportstunde mit mindestens einer Kräftigungsübung für die Bauch- und Rückenmuskulatur zu beginnen. Alle 10 Minuten wurden die Schüler/innen von den Lehrkräften außerdem angehalten, ihre Sitzposition zu ändern, um so andauernde Fehlbelastungen im Sitzen und damit Überlastungen der Rückenstrukturen zu vermeiden. Das Wissen um den gesunden Rücken steigt “Der Erfolg des täglichen systematischen Rückentrainings war im Zuge der einjährigen Praxiserprobung eindrucksvoll und messbar”, sagt. Der Wissenstest am Ende des Schuljahres hat im Vergleich zur Kontrollgruppe gezeigt, dass die Kinder ein umfassendes Problembewusstsein und Wissen zum Thema “Gesunder Rücken” erworben haben. Dieses Wissen ist die Grundlage für eine anhaltende Verhaltensänderung mit mehrfachem Nutzen. Eine Parallelstudie des beteiligten Wissenschaftlerteams hatte gezeigt, dass Rückenprogramme bei Kindern auch deren motorische Fähigkeiten verbessern. Was die Studie ebenfalls bestätigte: Mit Blick auf einen gesunden Rücken sollten Schulranzen maximal 10 Prozent des Körpergewichts der Kinder wiegen und am besten auf dem Rücken getragen werden. Schlüssel für den Langzeiterfolg: Kontinuität Ein Schlüssel für die hohe Bewertung des Bad Abbacher Projektes durch die Oskar-Preisjury war die Strategie das Rücken-Präventionsprogramm harmonisch in den Schulalltag zu integrieren. Dies stellt sicher, dass sehr viele Kinder erreicht werden können und zum anderen der tägliche Rückenschutz durch eine “angelernte Kontinuität” langfristig wirkt. “Wird das Rückentraining tagtäglich wiederholt, wird es irgendwann zur Alltagsroutine, so wie das tägliche Zähneputzen. Zwei Kräftigungsübungen am Morgen und die meist durch eine schwache Rückenmuskulatur ausgelösten Rückenschmerzen würden deutlich zurückgehen”, ist sich Grifka sicher. Mit den 50.000 Euro Preisgeld soll nach dem Willen des Bad Abbacher Forscherteams die Verbreitung des Projektes vorangetrieben und zusätzliches Unterrichtsmaterial erstellt werden. Außerdem ist eine weitergehende Studie zur Rückengesundheit von Grundschülern geplant. Der Preis wurde auf dem Deutschen Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie am 27. Oktober in Berlin übergeben.
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