Osteoporose: Neue ESCEO-Leitlinie zur Diagnose, Kontrolle und Behandlung bei Männern26. März 2024 Foto: © 9nong/stock.adobe.com Eine multidisziplinäre Arbeitsgruppe der European Society for Clinical and Economic Aspects of Osteoporosis, Osteoarthritis and Musculoskeletal Diseases (ESCEO) hat neue Empfehlungen für die Diagnose, Kontrolle und Behandlung von Osteoporose bei Männern herausgegeben. Weltweit wird geschätzt, dass jeder fünfte Mann über 50 Jahre im Laufe seines verbleibenden Lebens eine osteoporotische Fraktur erleidet, und die Zahl der Hüftfrakturen bei Männern wird bis 2050 (im Vergleich zu 1990) voraussichtlich um etwa 310 Prozent ansteigen. Und obwohl Osteoporose bei älteren Männern eine große Belastung darstellt, wird sie immer noch oft als eine „Frauenkrankheit“ angesehen, und die Unterdiagnose und Unterbehandlung der Erkrankung kommt bei Männern sogar noch häufiger vor als bei Frauen, heißt es in einer Pressemitteilung der International Osteoporosis Foundation (IOF). Als Reaktion darauf hat eine internationale multidisziplinäre Arbeitsgruppe der European Society for Clinical and Economic Aspects of Osteoporosis, Osteoarthritis and Musculoskeletal Diseases (ESCEO) nun Empfehlungen für die Diagnose, Kontrolle und Behandlung von Osteoporose bei Männern herausgegeben. Professor Jean-Yves Reginster, Präsident von ESCEO, erklärt: „Es ist wichtig zu erkennen, dass Osteoporose bei Männern eine erhebliche Morbidität und Mortalität mit sich bringt, wobei die Raten mit denen bei Frauen mit dieser Erkrankung vergleichbar sind oder diese sogar übertreffen. Die internationale Arbeitsgruppe ESCEO wurde einberufen, um neue Management-Empfehlungen abzugeben, die auf den neuesten Entwicklungen in der Forschung und aktuellen Expertenmeinungen im Zusammenhang mit Diagnose- und Screening-Ansätzen für Osteoporose und dem damit verbundenen hohen Frakturrisiko bei Männern basieren.“ Die Empfehlungen der Arbeitsgruppe liefern Ansätze zur Beurteilung des Frakturrisikos bei Männern – einschließlich angemessener Interpretation der Knochendichtemessung, Schwellenwerte für die Behandlung, therapeutisch einsetzbare Interventionen sowie deren gesundheitsökonomische Bewertung. In den Leitlinien wird auch darauf hingewiesen, dass weitere Forschungsarbeiten erforderlich sind, wobei sich künftige Arbeiten speziell mit der Wirksamkeit von Medikamenten gegen Osteoporose, einschließlich Denosumab und knochenbildenden Therapien, befassen. Folgende Empfehlungen können für Kliniker besonders nützlich sein: Für die densitometrische Diagnose der Osteoporose bei Männern sollte eine weibliche Referenzdatenbank verwendet werden. FRAX ist das geeignete Instrument zur Beurteilung des Frakturrisikos und als Grundlage für die Festlegung von Interventionsschwellen bei Männern mit Osteoporose. FRAX-basierte Interventionsschwellen sollten bei Männern mit Osteoporose altersabhängig sein. Der Trabecular Bone Score liefert zusammen mit der BMD- und FRAX-Wahrscheinlichkeit nützliche Informationen für die Beurteilung des Frakturrisikos bei Männern. Alle Männer mit einer früheren Fragilitätsfraktur sollten für eine Behandlung mit Anti-Osteoporose-Medikamenten in Betracht gezogen werden. Das Anti-Osteoporose-Behandlungsschema bei Männern sollte an das individuelle Frakturrisiko zu Beginn angepasst werden. Bei allen Männern über 65 Jahren sollte auf eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D und Kalzium geachtet werden. Orale Bisphosphonate (Alendronat oder Risedronat) sind die Erstbehandlung bei Männern mit hohem Frakturrisiko. Denosumab oder Zoledronat sind Zweitlinientherapien für Männer mit hohem Frakturrisiko. Bei Männern mit einem sehr hohen Frakturrisiko sollte eine sequentielle Therapie in Betracht gezogen werden, beginnend mit einem knochenbildenden Mittel, gefolgt von einem antiresorptiven Mittel. Biochemische Marker des Knochenumsatzes sind das geeignete Instrument zur Beurteilung der Einhaltung einer antiresorptiven Therapie bei Männern. Knochenbildende Mittel sollten bei der Erstbehandlung bei Männern mit sehr hohem Frakturrisiko gemäß den Empfehlungen der Aufsichtsbehörden eingesetzt werden. Körperliche Bewegung und eine ausgewogene Ernährung sollten allen Männern mit Osteoporose empfohlen werden. Im Rahmen der Beurteilung vor der Behandlung von Männern mit Osteoporose sollte der Gesamttestosteronspiegel im Serum bestimmt werden. Bei Männern mit niedrigen Gesamt- oder freien Serumtestosteronspiegeln sollte eine geeignete Hormonersatztherapie in Betracht gezogen werden. Basierend auf den verfügbaren BMD-Daten gilt Abaloparatid als geeignete Erstbehandlung für Männer mit Osteoporose und einem sehr hohen Risiko für osteoporotische Frakturen. Professor Nicholas Harvey, Vorsitzender des wissenschaftlichen Beraterausschusses der International Osteoporosis Foundation (IOF), kommentiert: „Wir hoffen, dass diese Leitlinien Ärzten in ihrer klinischen Praxis helfen und sie ermutigen, bei der Behandlung der Osteoporose bei ihren männlichen Patienten proaktiv vorzugehen. Wir folgen einem ähnlichen Ansatz wie bei Frauen mit Osteoporose und empfehlen die Verwendung oraler Antiresorptiva als Mittel der ersten Wahl bei Männern mit hohem Frakturrisiko sowie die Verwendung von knochenbildenden Wirkstoffen.“ IOF-Geschäftsführer Dr. Philippe Halbout kam zu dem Schluss: „Osteoporose bei Männern stellt eine enorme globale Belastung dar und muss von Gesundheitsdienstleistern und Gesundheitsbehörden dringend angegangen werden. Als weltweit größte globale Organisation im Osteoporose-Bereich begrüßt die IOF die Veröffentlichung dieser wichtigen neuen Richtlinie, von der wir hoffen, dass sie zu einer besseren Patientenversorgung und zur Verringerung der verheerenden Folgen von Osteoporose bei älteren Männern auf der ganzen Welt beiträgt.“
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