Oxytocin kann soziale Angst lindern

Eine Maus beschnüffelt einen Artgenossen in einem kleinen Käfig und zeigt somit normales Sozialverhalten. (Foto: Buchhauser/Grinevich)

Neurobiologen der Universität Regensburg haben an einem Tiermodell für soziale Angst entdeckt, dass das als Kuschelhormon bekannte körpereigene Neuropeptid Oxytocin soziale Angst dramatisch verringern kann.

Die Forscher hatten Mäusen beigebracht, dass sozialer Kontakt (Beschnüffeln eines Artgenossen) bestraft wird, was zur vollständigen Meidung von sozialen Interaktionen führte. Wenn die Neurobiologen um den Doktoranden Rohit Menon, am Lehrstuhl für Tierphysiologie und Neurobiologie der Universität Regensburg, die Menge des von Nervenzellen des Gehirns freigesetzten Oxytocin erhöhten, überwanden die Tiere die soziale Angst und beschnüffelten den fremden Artgenossen während einer kurzen Testzeit wieder.

Doch wie kann das körpereigene Oxytocin-System aktiviert werden? Hierfür diente den Neurobiologen als Modell der weibliche Organismus während der Laktationszeit, denn das Oxytocin-System ist in dieser Zeit nach der Geburt hoch aktiv: Das Hormon Oxytocin wird während des Säugens aus der Hirnanhangsdrüse in die Blutbahn freigesetzt, wo es die Milchfreisetzung aus den Milchdrüsen gewährleistet. Die Neurobiologen wissen aus früheren Studien, dass Oxytocin auch in jenen Regionen des Gehirns freigesetzt wird, die für mütterliches Verhalten wichtig sind, aber auch Angst- und Furcht-Reaktionen regulieren.

In Kooperation mit Prof. Valery Grinevich, Universität Heidelberg, gelang dem Team um Prof. Inga Neumann nun der Nachweis, dass laktierende Tiere resistent gegen soziale Angstkonditionierung sind. Dies ist auf eine begrenzte Population von Oxytocin-Nervenzellen zurückzuführen, die Verbindungen zum limbischen System haben.

„Auch das synthetische Oxytocin, das beim Menschen beispielsweise durch Nasenspray verabreicht werden kann, verringert sehr effizient soziale Angst und erhöht die soziale Motivation im Tiermodell“, so Neumann. „Daher sind zahlreiche therapeutische Einsatzmöglichkeiten im Zusammenhang mit sozialen Störungen denkbar, die aktuell untersucht werden.“

Originalpublikation:
Menon R et al.: Oxytocin Signaling in the Lateral Septum Prevents Social Fear during Lactation. Current Biology, 15. März 2018