Paracetamol: Einnahme während der Schwangerschaft ist mit Sprachverzögerungen bei Kindern verbunden10. Januar 2024 Foto: © Yekatseryna/stock.adobe.com Eine neue US-Studie von Forschern der University of Illinois Urbana-Champaign (UIUC) untersuchte den Zusammenhang zwischen dem Paracetamol-Konsum während der Schwangerschaft und den Sprachergebnissen in der frühen Kindheit. Ein zunehmender Konsum ist mit Sprachverzögerungen verbunden. Paracetamol gilt als das sicherste rezeptfreie Schmerzmittel und Fiebersenker, das es während der Schwangerschaft gibt. Studien haben gezeigt, dass 50–65 Prozent der Frauen in Nordamerika und Europa während der Schwangerschaft Paracetamol einnehmen. Frühere Studien haben einen Zusammenhang zwischen der Einnahme von Paracetamol während der Schwangerschaft und schlechteren Kommunikationsfähigkeiten des Kindes festgestellt. Diese Studien verwendeten jedoch Messungen der Sprachentwicklung, die weniger präzise waren als die in der aktuellen Studie verwendeten Methoden, sagte Megan Woodbury, die die Forschung als Doktorandin bei Susan Schantz, emeritierte Professorin für vergleichende Biowissenschaften an der UIUC, leitete. Die Arbeit wurde im Rahmen der Illinois Kids Development Study (IKDS) durchgeführt, die untersucht, wie Umwelteinflüsse in der Schwangerschaft und Kindheit die kindliche Entwicklung beeinflussen. „In früheren Studien wurden schwangere Frauen höchstens einmal im Trimester zu ihrem Paracetamol-Konsum befragt“, erläutert Woodbury. „Aber bei IKDS haben wir während der Schwangerschaft alle vier bis sechs Wochen und dann innerhalb von 24 Stunden nach der Geburt des Kindes mit unseren Teilnehmerinnen gesprochen, sodass wir während der Schwangerschaft sechs Zeitpunkte hatten.“ Die Sprachanalysen umfassten 298 zweijährige Kinder, die vor der Geburt beobachtet wurden, von denen 254 im Alter von drei Jahren an weiteren Untersuchungen teilnahmen. Für die Zweijährigen griffen die Forscher auf die MacArthur-Bates Communicative Development Inventories zurück, bei denen ein Elternteil gebeten wird, über den Wortschatz des Kindes, die Sprachkomplexität und die durchschnittliche Länge der längsten drei Äußerungen des Kindes zu berichten. „Wir wollten in diesem Alter Daten sammeln, weil es die Zeit ist, die man ‚Wortexplosion‘ nennt, wenn Kinder jeden Tag Wörter zu ihrem Wortschatz hinzufügen“, erörtert Schantz das Vorgehen. Zur Messung des Wortschatzes wurden Eltern gebeten, aus einer Liste von 680 Wörtern jene Wörter auszuwählen, die ihr Kind verwendet hatte. Die Eltern bewerteten ihr Kind im Alter von drei Jahren erneut und verglichen seine Sprachkenntnisse mit denen ihrer Altersgenossen. Die Analyse stellte einen Zusammenhang zwischen der Einnahme von Paracetamol im zweiten und dritten Schwangerschaftstrimester und geringfügigen, aber erheblichen Verzögerungen in der frühen Sprachentwicklung her. „Wir fanden heraus, dass ein erhöhter Einsatz von Paracetamol – insbesondere im dritten Trimester – mit einem geringeren Wortschatz und einer kürzeren ‚mittleren Äußerungslänge‘ nach zwei Jahren verbunden war“, fasst Woodbury zusammen. „Im Alter von drei Jahren war ein höherer Paracetamol-Konsum im dritten Trimester damit verbunden, dass Eltern ihre Kinder hinsichtlich ihrer Sprachkenntnisse schlechter einschätzten als ihre Altersgenossen“, betont Schantz. „Dieses Ergebnis wurde hauptsächlich bei männlichen Kindern beobachtet.“ Das auffälligste Ergebnis war, dass jede Einnahme von Paracetamol im dritten Schwangerschaftstrimester mit einer Reduzierung des Wortschatzes um fast zwei Wörter bei den Zweijährigen einherging. „Dies deutet darauf hin, dass, wenn eine schwangere Person im dritten Trimester der Schwangerschaft 13 Mal – oder einmal pro Woche – Paracetamol einnimmt, ihr Kind im Alter von zwei Jahren möglicherweise 26 Wörter weniger benutzt als andere Kinder in diesem Alter“, verdeutlicht Woodbury. Die Entwicklung des fetalen Gehirns findet während der gesamten Schwangerschaft statt, aber das zweite und dritte Trimester seien besonders kritische Zeiten, so Schantz. „Das Gehör entwickelt sich im zweiten Trimester, aber die Sprachentwicklung beginnt bereits im dritten Trimester, bevor das Baby überhaupt geboren ist“, erklärt sie. „Es wird angenommen, dass Paracetamol seine analgetische Wirkung über das Endocannabinoid-System entfaltet, das auch für die Entwicklung des Fötus sehr wichtig ist“, fügt Woodbury hinzu. Die Ergebnisse müssten in größeren Studien überprüft werden, sagen die Forscherinnen. Bis dahin sollten Frauen keine Angst haben, Paracetamol gegen Fieber oder starke Schmerzen und Beschwerden während der Schwangerschaft einzunehmen. Erkrankungen wie sehr hohes Fieber können ebenfalls gefährlich sein und die Einnahme eines Medikaments wie Paracetamol werde dagegen wahrscheinlich helfen. Vor dem Hintergrund mangelnder Optionen rät Schantz Schwangeren aber dazu, vorsichtiger zu sein, wenn sie das Medikament zur Behandlung kleinerer Schmerzen einsetzen.
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