Paradontitis-Bakterien mit erhöhtem Kopf-Hals-Krebs-Risiko assoziiert17. Oktober 2024 Bild: ImageFlow/stock.adobe.com Mehr als ein Dutzend Bakterienarten, die im der menschlichen Mund vorkommen, sind mit einem um bis zu 50 Prozent erhöhten Risiko für ein Kopf-Hals-Plattenepithelkarzinom (HNSCC) assoziiert. Einige davon lösen auch Zahnfleischerkrankungen aus. Bekannt ist, dass Menschen mit einer schlechten Mundgesundheit statistisch gesehen anfälliger für HNSCC sind. In kleinen Studien wurden zwar einige Bakterien des oralen Mikrobioms mit HNSCC in Verbindung gebracht, aber welche Bakterientypen am meisten zu dem erhöhten Risiko beitragen, war bisher unklar. Unter der Leitung von Forschenden der New York University Langone Health und des Perlmutter Cancer Center (USA) wurde das Genom von Mundmikroben gesunder Männer und Frauen analysiert. Von den Hunderten verschiedener Bakterienarten, die normalerweise im Mund vorkommen, konnten für 13 Arten nachgewiesen werden, dass sie das Risiko für HNSCC entweder erhöhen oder senken. Insgesamt wurde diese Bakterien-Gruppe mit einer 30 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit in Verbindung gebracht, an Krebs zu erkranken. In Kombination mit fünf anderen Arten, die häufig bei Zahnfleischerkrankungen auftreten, war das Gesamtrisiko um 50 Prozent erhöht. „Unsere Ergebnisse bieten neue Einblicke in die Beziehung zwischen dem oralen Mikrobiom und Krebserkrankungen im Kopf-Hals-Bereich“, betonte Soyoung Kwak, PhD, Hauptautorin der Studie. „Diese Bakterien könntenals Biomarker dienen, um Personen mit hohem Risiko zu erkennen“, fügte Kwak hinzu, die als Postdoktorandin in der Abteilung für Bevölkerungsgesundheit an der NYU Grossman School of Medicine tätig ist. Bereits in früheren Untersuchungen seien bestimmte Bakterien in Tumorproben von Menschen mit Kopf-Hals-Krebs-Diagnose entdeckt worden, so Kwak. In einer kleinen Studie aus dem Jahr 2018 untersuchte das Team um Kwak dann, wie Mikroben bei gesunden Teilnehmern im Laufe der Zeit zum künftigen Risiko für HNSCC beitragen können. Ihre aktuelle Studie sei die bisher größte und detaillierteste Analyse ihrer Art, hebt Kwak hervor. Sie sei auch eine der ersten, die untersucht, ob gewöhnliche Pilze, die zusammen mit Bakterien das orale Mikrobiom bilden, eine Rolle bei HNSCC spielen könnten – was durch die Studie nicht gezeigt werden konnte. Das Team analysierte Daten von 159.840 US-Amerikanern aus drei laufenden Untersuchungen, um besser zu verstehen, wie Ernährung, Lebensstil, Krankengeschichte und andere Faktoren bei Krebs eine Rolle spielen. Die Daten wurden im Rahmen der American Cancer Society Cancer Prevention Study II, des Prostate, Lung, Colorectal, and Ovarian Cancer Screening Trial und der Southern Community Cohort Study erhoben. Studienteilnehmer spülten nach Studieneinschluss mit Mundwasser und gaben Speichelproben ab, in denen die Anzahl und die Arten der Mikroben für die Tests erhalten blieben. Anschließend verfolgten die Forscher die Teilnehmer etwa 10 bis 15 Jahre lang nach, um das Auftreten von Tumoren zu erfassen. Bakterien- und Pilz-DNA aus den Speichelproben wurde analysiert. Anschließend identifizierten die Forschenden 236 Patienten, bei denen HNSCC diagnostiziert worden war. Sie verglichen die DNA ihrer oralen Mikroben mit der von 458 zufällig ausgewählten Studienteilnehmern, die krebsfrei geblieben waren. Bei ihren Analysen berücksichtigte das Team Faktoren, von denen bekannt ist, dass sie eine Rolle spielen, beispielsweise Alter, Ethnie, Raucherstatus oder Alkoholkonsums. Die Forscher betonten, dass ihre Studie darauf abzielte, Zusammenhänge zwischen dem Krebsrisiko und bestimmten Bakterien im Mund festzustellen, aber nicht, um einen direkten Ursache-Wirkungs-Zusammenhang herzustellen. Dazu seien weitere Studien nötig. „Nachdem wir nun die Schlüsselbakterien identifiziert haben, die möglicherweise zu dieser Krankheit beitragen, wollen wir als Nächstes die Mechanismen erforschen, die ihnen dies ermöglichen, und wie wir am besten eingreifen können“, sagte Jiyoung Ahn, PhD, Mitautorin der Studie. Sie gibt zu bedenken, dass die zusätzlichen Risiken durch Bakterien zwar besorgniserregend, Fälle von Kopf-Hals-Krebs insgesamt aber eher selten sind.
Mehr erfahren zu: "Neue Studie: weitaus weniger Mikroorganismen in Tumoren als bisher angenommen" Weiterlesen nach Anmeldung Neue Studie: weitaus weniger Mikroorganismen in Tumoren als bisher angenommen Ein Forschungsteam der Johns Hopkins University (USA) hat herausgefunden, dass sequenzierte Tumorproben deutlich weniger mikrobielles Erbgut aufweisen, das tatsächlich mit einer bestimmten Krebsart assoziiert ist, als bisher angenommen. Bisherige Ergebnisse […]
Mehr erfahren zu: "KI in der Medizin: Wie Patienten darüber urteilen" KI in der Medizin: Wie Patienten darüber urteilen Was denken Patienten über Künstliche Intelligenz (KI) in der Medizin? Eine internationale Studie liefert eine Antwort. Zentrales Ergebnis: Je schlechter der eigene Gesundheitszustand, desto eher wird der Einsatz von KI […]
Mehr erfahren zu: "Lassen sich Depressionen und Schmerzen über das Ohr bekämpfen?" Lassen sich Depressionen und Schmerzen über das Ohr bekämpfen? Depressionen, Schlafstörungen, Schmerzen – Millionen Menschen leiden unter langwierigen medizinischen Problemen. Forschende der Hochschule Fresenius und der Universität Düsseldorf arbeiten an einer ungewöhnlichen Lösung. Ausgerechnet das Ohr wird dabei wichtig.