Parosmie: Auslösende Moleküle identifiziert

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Für Betroffene von Parosmie riecht frisch gemahlener Kaffee nach verbranntem Müll. Warum mache Nahrungsmittel und Getränke für Menschen mit Parosmie abstoßend riechen – und wahrscheinlich auch schmecken – ist Gegenstand einer aktuellen Studie.

Demnach können bestimmte stark wirksame Geruchsmoleküle in Kaffee das Ekelgefühl auslösen, das mit Parosmie assoziiert ist, eines davon ist 2-Furanmethanethiol, ein sehr starkes Aromamolekül.

Den Forschenden ist es gelungen, Kaffeebestanteile zu isolieren, durch Freiwillige mit Parosmie testen zu lassen und deren Reaktionen mit denen von Probanden ohne Parosmie zu vergleichen. Von den hunderten Aromabestandteilen von Kaffee, konnten Menschen mit Parosmie die identifizieren, die Ekel auslösen. 15 Kaffeebestandeile wurden von den 29 Teilnehmenden häufig als Auslöser identifiziert. Die häufigsten Moleküle ließen sich in vier Kategorien basierend auf ihrer Struktu einteilen: Thiole, dreifach substituierte Pyrazine, Methoxypryrazine und Disulfide.

Dr Jane Parker, Associate Professor of Flavour Chemistry and Director of the Flavour Centre an der University of Reading erklärt: „Das sind Belege, dass das alles nicht ‚nur im Kopf‘ stattfindet und dass das Ekelgefühl mit bestimmten Nahrungsbestandteilen verknüpft werden kann. Das zentrale Nervensystem ist sicherlich in die Verarbeitung der Signale aus der Nase eingebunden. Die Parosmie-Erfahrung ist eine Kombination aus zwei Mechanismen, die eine gestörte Wahrnehmung normaler Nahrungsmittel und die das damit assoziierte Ekelgefühl hervorruft.“ Man könne nun sehen, dass bestimmte Aromabestandteile von Nahrungsmitteln diesen Effekt haben, so Parker weiter. „Wir hoffen, dass es Menschen mit Parasmie stärkt, zu wissen, dass ihre Erfahrungen ‚real‘ sind. Außerdem hoffen wir, andere Nahrungsmittel als Auslöser zu identifzieren und so ‚sichere‘ Nahrungsmittel vorschlagen zu können, die weniger Probleme bereiten.“ Die Forschung liefere nützliche Werkzeuge und Strategien, um die Effekte der Auslöser zu mindern oder ihnen vorzubeugen.

Simon Gane, einer der Wissenschaftler vom Royal National Ear, Nose and Throat and Eastman Dental Hospital sagt: „Es ist noch ein langer Weg bis zum Verständnis dieser Störung, aber unsere Arbeit legt als erste den Fokus auf die Mechanismen in der Nase.“

Einige der meistgenannten Nahrungsmittel und Getränke, die Parosmie bei Betroffenen auslösen sind: Kaffee, Zwiebeln, Knoblauch, Hühnchen und grüne Paprika. Die Studie nutzte die GC-Olfaktometrie. So wird beispielsweise Kaffeearmoa in eine lange Kapillare eingebracht, dabei wandern manche Aromabestandteile schneller durch die Kapillare als andere, was eine Auftrennung ermöglicht. Die Teilnehmenden konnten einen Bestandteil nach dem nächsten riechen und beschreiben.

Vor COVID-19 war Parosmie eine seltene Erkrankung, von der bekannt war, dass sie nach Infektionen auftritt, die aber wenig Aufmerksamkeit bekam. Über Ursachen und Therapien war wenig bekannt. Während der Pandemie litten 50 bis 60 Prozent der Erkrankten unter Verlust von Geruchs- und Geschmackssinn, 10 Prozent aus dieser Gruppe entwickelten eine Parosmie, so die Einschätzung der Autorinnen und Autoren der aktuellen Studie. Mit der Omikron-Variante sind Geruchs- und Geschmacksverlust als Symptom seltener geworden, damit nimmt wahrscheinlich auch die Zahl der Parosmie-Fälle ab. Trotzdem schätzen die Forschende ihre Zahl auf zwei Millionen in Europa. (ja)