Patientenpräferenzen und Ökonomie – ein unüberwindbarer Widerspruch?27. Januar 2022 Bild: doyata – stock.adobe.com Das Spannungsfeld Ökonomie und Kommerzialisierung in der Medizin ist ein Thema, das auf dem Online-Jahreskongress des Berufsverbandes für Arthroskopie “BVASK digital 2022”, der vom 28. bis 29. Januar stattfindet, beleuchtet wird. In der Medizin steht der Patient im Mittelpunkt. Wenn wir krank sind, ist es für uns selbstverständlich das Maximum an neuesten Therapien zu fordern. Doch in vielen Fällen kann es medizinisch UND ökonomisch sinnvoll sein, wenn man bestimmte Dinge weglässt, auf Standardtherapien zurückgreift oder andere innovative Wege geht, so die These des Berufsverbandes. Dass Ökonomie und Medizin dabei keine Gegenspieler sind, zeigt Prof. Volker Ulrich, Gesundheitsökonom und Leiter am Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre III der Universität Bayreuth, auf dem Kongress auf. Denn auch in der Ökonomie stehe der Nutzen einer medizinischen Behandlung des Versicherten im Mittelpunkt. “In der Medizin muss ganz klar zwischen Ökonomisierung und Kommerzialisierung unterschieden werden”, so Ulrich. Völlig zu Recht lehne die Medizin eine Kommerzialisierung ab. Denn dabei fließen die Finanzen an Shareholder oder fachfremde Investoren, ohne dass von diesen Geldern noch etwas beim Patienten ankommt. Dies kann der Gesetzgeber jedoch mit Regeln beeinflussen und ändern. Die Politik kann vorgeben wer sich wie, wann und wo einkaufen kann, erklärt der Ökonom weiter. An dieser Stelle komme die Ökonomisierung ins Spiel. Sie sei hilfreich dabei, diese Regeln auszuarbeiten, zum Beispiel: Welche finanziellen Anreize werden gesetzt? Findet eine Therapie ambulant oder stationär, im MVZ oder teilstationär statt? Wo wird operiert? Wenn es bei den DRG Fehlanreize gebe, müssten diese korrigiert werden. „Wenn wir zum Beispiel Europameister bei den Gelenkimplantaten sind, hängt das mit der Vergütung zusammen und nicht mit der Medizin“, so Ulrich. In der Ökonomie wird ständig verfeinert und überarbeitet. Ulrich: „Es gibt keine 20 Jahre Ruhe und die eine große Reform. Wir müssen die Regeln ständig neu anpassen. Denn das Verhalten der Menschen ändert sich und die Leistungen ändern sich auch.“ Der Grund für die stetigen Änderungen sind laut des Experten der demografische Wandel und der technische Fortschritt. Zum einen leben wir immer länger, werden älter und erzeugen eine immer höhere Nachfrage nach medizinischen Leistungen. Zum anderen bringt die Forschung immer neue Möglichkeiten hervor. Künftig wird der Bedarf an ambulanten Leistungen weiter rasant zunehmen, so seine Prognose. Die Ökonomie müsse die Medizin intensiv darin unterstützen zum richtigen Zeitpunkt im richtigen Fall genau die richtige Behandlung erbringen zu können. Weitere Informationen und alle Themen des Kongress auf „BVASK digital 2022“
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