Persistierendes PSA nach radikaler Prostatektomie: Am besten über mindestens drei Monate messen

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Ab welchem Zeitpunkt kann nach einer radikalen Prostatektomie (RP) wegen eines Prostatakarzinoms von einem anhaltend erhöhten Wert des prostata­spezifischen Antigens (PSA) ausgegangen werden? Einer neuen Studie zufolge kann ein ≥3 Monate nach der RP gemessener PSA-Wert Übertherapien minimieren.

Wie das Team um Prof. Derya Tilki von der Hamburger Martini-Klinik zudem beobachtete, war ein höherer persistierender PSA-Wert mit einer schlechteren Prognose verbunden. Die Ergebnisse sind in der Zeitschrift „JAMA Oncology“ erschienen.

In ihrer Kohortenstudie untersuchten die Wissenschaftler, ob ein signifikanter Zusammenhang zwischen 1. einem PSA-Wert >20 ng/ml vor der RP vs. ≤20 ng/ml und 2. persistierendem PSA vs. nichtnachweisbarem PSA nach der RP und dem Risiko der PC-spezifischen Mortalität (PCSM) und der Gesamtmortalität (ACM) besteht. Adjustiert wurde nach bekannten bei Prostatakrebs prognostischen Faktoren, dem Alter bei der RP, dem Jahr der RP und der zeitabhängigen Anwendung von Strahlen­therapie (RT) und Androgen­deprivationstherapie (ADT) nach der RP. Tilki et al. schlossen Patienten mit T1N0M0 bis T3N0M0 Prostatakrebs ein, die zwischen 1992 und 2020 an 2 akademischen Zentren mit einer RP behandelt wurden. ­Follow-up-Daten wurden bis 11/2023 erhoben, die Datenanalyse erfolgte von 07/2024–01/2025.

Höherer PSA-Wert vor der RP – geringere Mortalität bei jenen mit persistierendem PSA

Das mediane Alter der 30.461 Patien­ten in der Entdeckungskohorte berechneten die Wissenschaftler mit 64 Jahren (IQR 59–68), das mediane Alter der 12.837 Patienten in der Validierungskohorte mit 59 Jahren (IQR 54–64). Bei Patienten mit persistierendem PSA war ein PSA-Wert vor der RP von >20 ng/ml vs. ≤20 ng/ml signifikant mit einem geringeren ACM-Risiko (aHR 0,69; 95  %-KI 0,51–0,91; p=0,01; ­pInteraktion<0,001) und PCSM-Risiko (aHR 0,41; 95  % KI 0,25–0,66; p<0,001; pInter­aktion=0,02) verbunden, verglichen mit Männern mit nicht nachweisbarem PSA. Dieses Ergebnis blieb nach Anpassung an das Prostatavolumen bestehen und wurde in der Validierungskohorte für das PCSM-Risiko bestätigt.

Die Autoren spekulieren dazu, dies könnte einen höheren Anteil von Patienten mit einem PSA-Wert von >20 ng/ml vor der RP vs. ≤20 ng/ml darstellen, die einen nicht nachweisbaren PSA-Wert hätten erreichen können, wenn vor Beginn der Post-RP-Therapie aufgrund eines vermutlich persistierenden PSA-Wertes zusätzliche Zeit bis zur PSA-Bestimmung vergangen wäre.

PSA über 20 ng/ml – schnellere Therapie

Wie die Wissenschaftler zudem herausstreichen, kam es bei Patien­ten mit einem PSA-Wert von >20 ng/ml vor der RP häufiger und nach einer kürzeren medianen Zeit zur Anwendung von RT plus ADT oder ADT (244/446 [54,7 %] nach im Median 2,68 Monaten [IQR 1,51–4,40]) vs. Patienten mit ≤20 ng/ml (338/972 [34,8 %] nach im Median 3,30 Monaten [IQR 2,00–5,39]). Diese Zeiten bis zu einer Behandlung seien kürzer gewesen als die Zeiten bis zu einem nicht nachweisbaren PSA-Wert bei den beobachteten Patienten (Median 2,96 Monate [IQR 1,84–3,29] vs. 3,37 Monate [IQR 2,35–4,09]), unterstreichen die Forscher.

Last, but not least stellte das Team um Korrespondenzautor Prof. Anthony V. D’Amico vom Dana-Farber Cancer Institute in Boston, USA fest, dass ein steigender persistierender PSA-Wert mit einem erhöhten ACM-Risiko (adjustierte HR 1,14; 95 %-KI 1,04–1,24; p=0,004) und PCSM-Risiko einherging (aHR 1,27; 95 %-KI 1,12–1,45; p<0,001). (sf)