Personalisierte Therapie auf der Kinderkrebsstation soll Wirklichkeit werden

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Im Januar kommenden Jahres startet der von der TU Darmstadt koordinierte LOEWE*-Schwerpunkt „MultiDrug-TDM“. Das Ziel: Ein intelligentes Sensorsystem, das die Wirkstoffspiegel von Medikamenten bei kindlichen Krebspatienten direkt am Krankenbett misst und so die Therapie zu personalisieren hilft.

Standardtherapien stoßen bei Kindern oft an ihre Grenzen, da individuelle Unterschiede im Stoffwechsel kaum berücksichtigt werden. Gerade bei der Behandlung von Krebserkrankungen sind aber präzise, personalisierte Dosierungen entscheidend, um wirksam und gleichzeitig möglichst schonend therapieren zu können. Genau hier setzt der neue interdisziplinäre LOEWE-Schwerpunkt „Personalisierte Medizintechnik für das therapeutische Drug-Monitoring am Point-of-Care in der pädiatrischen Onkologie – MultiDrug-TDM“ an: Das Team der TU Darmstadt und der Goethe-Universität Frankfurt erforscht ein innovatives Sensorsystem, das Wirkstoffkonzentrationen in Echtzeit erfasst und so eine passgenaue medikamentöse Behandlung von jungen Patienten ermöglicht. Koordiniert wird das Projekt von Prof. Torsten Frosch, Fachgebiet Biophotonik – Medizintechnik der TU Darmstadt.

Dosisanpassung von Medikamenten bereits während der Visite

Im Zentrum des Projektes steht die Erforschung eines innovativen Sensorsystems, mit dem die Wirkstoffspiegel lebensrettender Medikamente bei Kindern und Jugendlichen mit Krebserkrankungen direkt auf der Krankenstation aus kleinsten Blutproben bestimmt werden. Somit wird eine individuelle Dosisanpassung von Medikamenten bereits während der Visite möglich. Bisher müssen Blutproben in Speziallabore verschickt werden, was eine rechtzeitige Dosisanpassung verhindert. Somit ist eine optimale Therapie aktuell nicht möglich. MultiDrug-TDM soll einen Paradigmenwechsel für das therapeutische Drug-Monitoring (TDM) schaffen: Mit einem tragbaren Point-of-Care-Gerät könnten Ärzte direkt am Krankenbett fundierte Entscheidungen für eine personalisiert optimierte Therapie treffen – schnell, datenbasiert und patientenzentriert.

Dies wird den Projektbeteiligten zufolge nicht nur eine wirksamere Behandlung ermöglichen, sondern auch eine höhere Sicherheit im Therapieverlauf und eine spürbare Entlastung des medizinischen Personals bewirken. „Besonders wegweisend“ sei der adaptive Ansatz des neuen Sensorsystems: Die Messparameter der Sensorik werden in Echtzeit automatisiert nachgeführt, was einen ersten Schritt hin zur selbstoptimierenden, intelligenten Medizintechnik der Zukunft darstelle, so die Forschenden.

*Landes-Offensive zur Entwicklung Wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz (LOEWE)