Personalisiertes Risikoprofil für Patienten mit Lebererkrankungen entwickelt

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Ein Wiener Forschungsteam hat im Rahmen einer groß angelegten Studie gezeigt, dass mit Hilfe regelmäßiger Messungen der Lebersteifigkeit ein personalisiertes Risikoprofil der Patienten als Basis für zielgerichtete Therapiemaßnahmen erstellt werden kann.

Die Forschungsarbeit wurde aktuell im Fachjournal „Gastroenterology“ veröffentlicht. Das im Rahmen der Studie entwickelte Verfahren basiert auf den zunehmend im klinischen Alltag durchgeführten Messungen der Lebersteifigkeit, um die Schwere einer chronischen Lebererkrankung einzuschätzen und Therapieentscheidungen zu treffen. Bisher war jedoch unklar, wie die Veränderungen der Lebersteifigkeit zu interpretieren sind.

Um diese Frage zu klären, analysierte das wissenschaftliche Team um Georg Semmler, David Bauer und Thomas Reiberger von der Klinischen Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie der Universitätsklinik für Innere Medizin III von MedUni Wien und AKH Wien die Lebersteifigkeit bei 2508 Patienten mit chronischen Lebererkrankungen. Insgesamt wurden 8561 Lebersteifigkeitsmessungen über einen Beobachtungszeitraum der Patienten von durchschnittlich etwa sechs Jahren durchgeführt. Dabei verfolgten die Forschenden den Krankheitsverlauf und ermittelten die Vorhersagekraft der Veränderungen in der Lebersteifigkeit hinsichtlich Leberdekompensation oder Tod während des Beobachtungszeitraums.

Personalisierte Risikoabschätzung und Therapieplanung

Die Analysen des Forschungsteams zeigten, dass der Verlauf der Lebersteifigkeit eine bessere Vorhersage über das Risiko für eine Leberdekompensation ermöglichte als einzelne Messungen. Die festgestellten Veränderungen in der Lebersteifigkeit erwiesen sich als aussagekräftiger als Einzelmessungen und auch Veränderungen anderer gängiger klinischer Marker wie des FIB-4-Score und des MELD-Score, die zur Einschätzung des Schweregrades von Lebererkrankungen verwendet werden.

Zudem konnten die Forschenden zeigen, wie Veränderungen in der Lebersteifigkeit zu interpretieren sind. Sie ermittelten, in welchem Ausmaß sich die Prognose von Patienten mit chronischen Lebererkrankungen verbessert oder verschlechtert, wenn sich die Lebersteifigkeit um einen bestimmten Prozentsatz verändert. „Durch das Wissen um das persönliche Risikoprofil von einzelnen Betroffenen können optimierte, personalisierte Therapiemaßnahmen eingeleitet werden“, fasst Studienleiter Reiberger die Relevanz der Ergebnisse zusammen.