Pferd: StIKo Vet erweitert West-Nil-Virus-Impfempfehlung um niederdeutsche Tiefebene

Karte: Nachgewiesene Fälle von Infektionen mit West-Nil-Virus bei Vogel und Pferd 2018-2023, Stand 03.09.2024 Abb.: © FLI

Seit Anfang August steigt die Zahl der nachgewiesenen West-Nil-Virus Infektionen in Deutschland. Vermehrt sind auch Pferde in Niedersachsen betroffen, wie die Ständige Impfkommission Veterinärmedizin (StIKo Vet) am Friedrich-Loeffler-Institut mitteilt.

Seit 2018 wird das West-Nil-Virus (WNV) in Deutschland nachgewiesen. Bislang waren vor allem die Bundesländer Brandenburg, Berlin, Sachsen und Sachsen-Anhalt betroffen, so die StIKo Vet. Haupt- und Vermehrungswirte für das mückenübertragene Virus sind Wildvögel. Das Virus kann aber auch von den Stechmücken auf Menschen und Pferde übertragen werden.

In der Regel kommt es sowohl bei Pferden, wie auch bei Menschen, sehr oft zu keinen klinischen Anzeichen, einige Pferde entwickeln nur einen milden klinischen Verlauf.

Allerdings komme es bei infizierten, immunologisch naiven, nicht-geimpften Pferden in ca. 8% der Fälle zu neuroinvasiven Formen, mit schweren Verlaufsformen. Klinisch ist diese Form durch Ataxien, Paresen der Hinterhand und Paraplegien bis hin zum Festliegen gekennzeichnet. Die Letalität derartiger Fälle liegt bei 30-50%. Rekonvaleszenten zeigen häufig lebenslang bleibende Schäden. 

In Deutschland sind derzeit drei Impfstoffe gegen das WNV für Pferde verfügbar. Die Impfstoffe sind gut verträglich und schützen sicher vor schweren Verlaufsformen der Erkrankung, wie die StIKo Vet weiter mitteilt. Im Jahr 2018 hat die StIKo Vet in einer ausführlichen Stellungnahme die Impfung von Pferden, die im Ausbreitungsgebiet des Virus gehalten werden oder auch nur für sehr kurze Zeit wie z.B. Turnierteilnahme oder Wanderritte, dorthin verbracht werden, empfohlen. Gleichzeitig hat die StIKo Vet in den vergangenen Jahren immer wieder darauf hingewiesen, dass sich das Virus über die bislang betroffenen Gebiete hinaus ausbreiten kann.

Das Friedrich-Loeffler-Institut berichtet in einer aktuellen Kurzmitteilung, dass seit Anfang August 2024 – aufgrund der feuchtwarmen Witterung in diesem Sommer und der damit verbundenen starken Mückenaktivität- wieder eine vermehrte Viruszirkulation beobachtet wird. Es wird geraten, bei neurologischen Symptomen bei Pferden vermehrt an WNV zu denken. Die Mehrzahl der Nachweise erfolgte in den bekannten betroffenen Gebieten.

In Niedersachsen seit Anfang August acht Fälle nachgewiesen

Erstmals wurde das Virus nun aber auch bei einem Greifvogel in Baden-Württemberg, im Stadtkreis Mannheim, detektiert. Ein weiterer Nachweis gelang bei Meisen in Aschaffenburg. Während solche Einzelfunde in den vergangenen Jahren immer wieder beobachtet wurden, und noch nicht unbedingt eine Verschiebung des Ausbreitungsgebietes belegen, zeigt sich in Niedersachsen eine gewisse Tendenz: Nach jeweils nur einem Nachweis des Virus im den Jahren 2020 und 2023 wurden seit August 2024 insgesamt acht Nachweise in Niedersachsen registriert: im Kreis Gifhorn bei einer Amsel und einem Pferd sowie bei Pferden in den Kreisen Lüchow-Dannenberg, Rotenburg (Wümme), Uelzen,  Celle und der Stadt Braunschweig.

Damit verdichten sich die Hinweise, dass WNV sich in Niedersachsen etablieren könnte. Insgesamt ist die Seuchensituation derzeit sehr dynamisch. Bis Jahresende werden sicher noch einige Fälle auch in anderen Bundesländern dazukommen. Eine abschließende Beurteilung wäre verfrüht, dennoch erweitert die StIKo Vet ihre Impfempfehlung und rät mittelfristig dazu, Pferde über die bisherigen Verbreitungsgebiete hinaus in der gesamten niederdeutschen Tiefebene gegen WNV impfen zu lassen.

Zwar wird für einen der verfügbaren Impfstoffe in der Gebrauchsinformation der Hinweis gegeben, dass bereits vier Wochen nach der ersten Anwendung ein gewisses Schutzniveau erreicht wird. Mit einem langanhaltenden Schutz vor der Erkrankung könne aber erst vier Wochen nach der zweiten Dosis der Grundimmunisierung gerechnet werden, so die StIKo Vet. Für die laufende Mückensaison, die sich voraussichtlich ab Ende Oktober ihrem Ende zuneigen wird, kämen jetzt begonnene Impfmaßnahmen nach Einschätzung der StIKo Vet vermutlich zu spät. Vor Beginn der Mückensaison 2025, im zeitigen Frühjahr sollte die Grundimmunisierung aber abgeschlossen sein. 

Weitere Empfehlungen hinsichtlich der zugelassenen Impfstoffe und Impfschemata sind über den Link zur StIKo Vet einsehbar.