Pilotstudie: Modulation des Darmmikrobioms kann Strahlentherapie bei Lungenkrebs unterstützen

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In einer kürzlich veröffentlichten randomisierten Pilotstudie hat ein internationales Forschungsteam untersucht, ob eine Veränderung des Darmmikrobioms die Wirksamkeit einer Strahlentherapie bei Patienten mit inoperablem Nichtkleinzelligem Lungenkrebs (NSCLC) im Frühstadium verbessern kann.

Die Ergebnisse stimmten die Forschenden unter der Leitung von Dr. Andrea Facciabene und Dr. Steven Joel Feigenberg – beide von der Abteilung für Strahlenonkologie der Perelman School of Medicine der University of Pennsylvania (USA) – hoffnungsvoll. Die Untersuchungen ergaben nämlich, dass Patienten, die vor der stereotaktischen Strahlentherapie (SBRT) das Antibiotikum Vancomycin erhielten, signifikant bessere Outcomes verzeichnen konnten als Patienten, die ausschließlich eine SBRT erhielten. Vancomycin verbleibt im Darm und greift selektiv nur grampositive Bakterien an.

Gute Verträglichkeit, Umstrukturierung der Darmmikrobiota

Die Patienten im experimentellen Studienarm erhielten viermal täglich über einen Zeitraum von fünf Wochen – beginnend in der Woche vor der SBRT – orales Vancomycin in einer Dosierung von 125 mg. Die Studienautoren bewerteten anschließend im Vergleich zu den Patienten, die kein Vancomycin erhalten hatten, die Sicherheit der Intervention, das progressionsfreie und das Gesamtüberleben sowie die Zusammensetzung der Darmmikrobiota, das Darmmetabolom und die Immunantwort.

Die Kombination aus Vancomycin und SBRT wurde von den Patienten in der Studie gut vertragen: Die Forschenden beobachteten keine Nebenwirkungen vom Grad 3 oder 4.

Die Vancomycin-Behandlung dezimierte selektiv bestimmte Bakterienstämme und reicherte andere an, was zu einer signifikanten Umstrukturierung der Darmmikrobiota und Veränderungen des Darmmetaboloms führte. Die Wissenschaftler weisen hier vor allem auf eine Verringerung kurzkettiger Fettsäuren und Verschiebungen anderer wichtiger immunmodulatorischer Metaboliten hin. Diese Veränderungen seien mit der Aktivierung dendritischer Zellen und T-Zellen assoziiert, erklären die Forschenden, was auf eine verstärkte systemische Immunbeteiligung hindeute.

Positive Auswirkungen auf das Überleben

Die zusätzlich mit dem Antibiotikum behandelten Patienten erlitten mit geringerer Wahrscheinlichkeit Rezidive, gleichzeitig war die Wahrscheinlichkeit für ein längeres Überleben größer, fassen die Autoren zusammen. Die im „Journal for ImmunoTherapy of Cancer“ veröffentlichte Arbeit ergab zudem, dass nach drei Jahren das Gesamtüberleben im Vancomycin-Arm bei 100 Prozent lag und das progressionsfreie Überleben bei 80 Prozent – verglichen mit 52 Prozent Gesamtüberleben und 29 Prozent progressionsfreiem Überleben im Kontrollarm.

„Unsere kleine Studie lieferte provokante Daten zum Potenzial, ein gängiges Antibiotikum umzufunktionieren, um die immunstimulierende Wirkung von Strahlung zu verstärken“, erklärt Facciabene. „Wir hoffen, dass die Ergebnisse in einer größeren klinischen Phase-II-Studie Bestand haben werden.“