Pollenallergie und Asthma: Immer mehr Betroffene21. Juli 2021 Foto: ©Bernd Leitner – stock.adobe.com In den letzten 50 Jahren hat sich die Zahl der Menschen mit Asthma und Heuschnupfen in Dänemark verdreifacht, wie eine Studie der Universität Aarhus zeigt. Außerdem treten Symptome immer früher im Leben auf. Lag der Studie zufolge der Anteil der jungen Dänen mit Symptomen einer Pollenallergie 1970 noch bei sieben bis acht Prozent, sind heute 24 Prozent davon betroffen. Für Asthma ist der Anteil im gleichen Zeitraum von vier auf zwölf Prozent gewachsen. Dies zeigt die Studie mit 53.000 Blutspendern, die von Forschenden der Universität Aarhus in Kollaboration mit der Blutbank an der Universitätsklinik von Aarhus durchgeführt wurde. Leitende Autorin der Studie war Susan Mikkelsen, Doktorandin am Department of Clinical Medicine der Universität Aarhus und Spezialistin für klinische Immunologie. Sie erläutert wie die Blutspender-Studie die Analyse von Fragebögen und Blutproben mit der Möglichkeit von Folgestudien kombiniert: “An der aktuellen Studie nahmen 53.000 Blutspender aus dem ganzen Land, die zwischen 1950 und der Jahrtausendwende geboren wurden, teil. Sie haben wahrend Blutspende einen Fragebogen ausgefüllt.” Mikkelsen, die als Ärztin im Department of Clinical Immunology at Aarhus University Hospital arbeitet erklärt weiter: “Das Blut von 25.000 Teilnehmenden wurde auf Antigene auf 9 ausgesuchte Allergene analysiert, etwa von Pollen verschiedener Pflanzenarten, Tierhaare und Hausstaubmilben.” Die Blutproben zeigen, dass die Zahl der sensibilisierten Blutspendern mit der Zahl der Allergien zunimmt. So konnten die Forscher nachweisen, dass 90 Prozent derjenigen, die angaben Asthma und allergische Symptome in Nase und Augen zu haben, auch Antikörper gebildet hatten. Es zeigte sich auch, dass bei denjenigen, die auf einem Bauernhof aufgewachsen sind, der Anteil der sensibilisierten Personen nur halb so groß ist. Mikkelsen weist darauf hin, dass die Daten ein “konservatives Ergebnis” sind, die das Problem eher unter- als überschätzen. Die Blutspenderinnen und Blutspender seien keine für die dänische Bevölkerung repräsentative Stichprobe, insbesondere die Älteren unter ihnen seien gesünder, da es die Vorgabe gibt, dass nur gesunde Menschen Blut spenden können. “Das bedeutet, dass Erkrankte mit schwerem Asthma nicht mit eingeschlossen wurden, als wir den Anteil an Allergikern berechnet haben, weil schwer Asthmakranke kein Blut spenden dürfen. Wenn allerdings jeder fünfte Blutspender eine Allergie angibt und jeder Zehnte Asthma, sagt uns das natürlich, dass Heuschnupfen und Asthma heute häufig vorkommen”, erklärt Mikkelsen. Co-Autor Torben Sigsgaard, Professor am Department of Public Health weist darauf hin, dass die dänische Glostrup-Studie bereits vor 15 Jahren gezeigt hätte, dass allergische Erkrankungen zunehmen. Trotzdem trage die aktuelle Studie wesentliche Erkenntnisse bei. So zeige sie Sisgaard zufolge, dass in Dänemark die maximale Anzahl der Allergie-Betroffenen noch nicht erreicht sei, da die Kurve noch nicht abflache, wie dies beispielsweise für die Schweiz gelte. Sigaard bezieht sich auf die Theorie, das es ein maximale Limit für die Anzahl der Menschen einer bestimmten Population gibt, die eine Allergie entwickeln. Nach dieser Theorie hat die Schweiz bereits das Maximum erreicht, auch wenn die Details noch unklar sind. Sisgaard betont, dass Asthma und Allergie schwere Erkrankungen sein können. “Was die Studie so einzigartig macht ist die Tatsache, dass wir die Blutproben der Teilnehmer auf genetische Marker und Biomarker hin untersuchen können und die Ergebnisse mit Umweltfaktoren, Fragebogen zur Nachverfolgung und dänischen Registern verknüpfen können. Das erlaubt es, die Bedeutung der Interaktion zwischen Genetik und Umwelt bei der Allergie-Sensibilisierung zu analysieren. Zusätzlich kann durch die wiederholte Blutentnahme bei den Probanden das Immunsystem vor Beginn der Allergie untersucht werden, bei Teilnehmern die gerade allergische Symptome entwickelt haben”, erläutert Mikkelsen. (ja) Originalpublikation: Mikkelsen et al. Combinations of self-reported rhinitis, conjunctivitis, and asthma predicts IgE sensitization in more than 25,000 Danes. CTA 2021.