Postnatale Depression: Neuroaktive Steroide im Blut könnten das Risiko vorhersagen18. Februar 2025 Foto: © Marco/stock.adobe.com Laut einer neuen Studie von Forschern der University of Virginia, USA, können Frauen, die eine postpartale Depression (PPD) entwickeln, im dritten Schwangerschaftstrimester charakteristische Konzentrationen neuroaktiver Steroide im Blut aufweisen. Bei den neuroaktiven Steroiden handelt es sich um Moleküle, die vom Hormon Progesteron abgeleitet sind. Diese Moleküle beeinflussen die Stressreaktion und die emotionale Regulierung des Gehirns, erklären die Autoren eingangs. „Die Zeit nach der Geburt ist die einzige Zeit im Leben eines Menschen, von der wir wissen, dass es einen biologischen Auslöser gibt, der garantiert, dass ein bestimmter Prozentsatz der Menschen krank wird“, kommentiert Studienleiterin Prof. Lauren Osborne von der Weill Cornell Medicine, USA. Prof. Jennifer Payne, Co-Leiterin dieser Forschung, von der University of Virginia, fügt dem hinzu: „Durch die Untersuchung von postpartalen Depressionen können wir biologische Veränderungen identifizieren, die auftreten, bevor jemand depressiv wird, da der Zeitpunkt der postpartalen Depression vorhersehbar ist.“ Laut den Forschern könnten die neuen Studienergebnisse, die in der Fachzeitschrift „Neuropsychopharmacology“ veröffentlicht wurden, die Möglichkeit bieten, Frauen mit PPD-Risiko zu identifizieren, bevor Symptome auftreten, sodass Ärzte früher eingreifen können. Neuroaktive Steroidwerte können ein Warnsignal sein In vielen bisherigen Arbeiten seien Durchschnittswerte neuroaktiver Steroidwerte mit Durchschnittswerten der Stimmung im Zeitverlauf verglichen worden, was nur zeige, dass es eine biologische Korrelation gibt. Dies helfe aber nicht weiter, erklären die Autoren zur Studienlage. Um diese Lücke zu schließen, beschränkten die Forscher ihre Studie auf 136 Frauen, die während der Schwangerschaft nicht depressiv waren. Sie maßen zu bestimmten Zeitpunkten im zweiten und dritten Trimester die Konzentration neuroaktiver Steroide in ihren Blutproben. Sie verfolgten die Studie auch bis zu neun Monate nach der Geburt mit klinischen Daten. 33 Teilnehmerinnen entwickelten in der postpartalen Phase Symptome einer Depression. „Obwohl sich Depressionen zu unterschiedlichen Zeitpunkten während und nach der Schwangerschaft manifestieren können, ist dieser frühe Beginn nach vier bis sechs Wochen eine biologisch eigenständige Erscheinung“, sagt Osborne. Hormon Progesteron im Fokus Die Studie konzentrierte sich auf das Hormon Progesteron und seinen Stoffwechselweg als mögliche Ursache bei postpartalen Depressionen. Zwei neuroaktive Steroide, die von Progesteron abgeleitet sind und das Risiko der Entwicklung einer postpartalen Depression zu beeinflussen scheinen, sind Pregnanolon und Isoallopregnanolon. Pregnanolon wirkt auf den GABA-A-Rezeptor, um beruhigend zu wirken und Stress abzubauen. Umgekehrt interagiert Isoallopregnanolon mit dem GABA-A-Rezeptor, um Stress zu erhöhen. Die Studie ergab, dass Personen, die eine postpartale Depression entwickelten, im dritten Trimester ein niedrigeres Pregnanolon/Progesteron-Verhältnis und ein höheres Isoallopregnanolon/Pregnanolon-Verhältnis aufwiesen als Personen, die keine postpartale Depression entwickelten. Erhöhte Progesteronwerte in der Spätschwangerschaft waren auch mit einem höheren Risiko einer postpartalen Depression verbunden, was auf einen verringerten Stoffwechsel von Progesteron in seine nützlichen Folgeprodukte hindeutet. Obwohl nicht klar ist, warum manche Frauen PPD entwickeln, deuten diese Ergebnisse darauf hin, dass ein Ungleichgewicht im Progesteronstoffwechsel vorliegen könnte, erklären die Autoren. Wenn dies entweder zu viel Progesteron oder eine bevorzugte Verstoffwechselung zu Isoallopregnanolon anstelle positiver Metaboliten zur Folge hatte, war die Wahrscheinlichkeit, dass diese Frauen PPD entwickelten, viermal höher. Dies könnte mit der relativen Aktivität zweier Enzyme (3α-HSD und 3β-HSD) zusammenhängen, die Progesteron in Pregnanolon und Isoallopregnanolon umwandeln.
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