Prähabilitation bei Kopf-Hals-Tumoren: Pilotprojekt gestartet27. Mai 2025 Oberarzt Bernhard Lehnert, Projektleiter Markus Blaurock und Studienkoordinator Martin Wilhelm (v.l.) haben für das Projekt eine biometrische Waage angeschafft. Fotos: Jonathan Seidel/UMG Bevor sich Patienten mit Kopf-Hals-Tumoren einer Behandlung unterziehen, können sie ihren Behandlungserfolg durch Fitness-Training und Ernährungstherapie verbessern. Eine neuen Studie dazu ist nun an der Unimedizin Greifswald gestartet. An der Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen-, Ohrenkrankheiten, Kopf- und Halschirurgie soll der Fitness- und Ernährungszustand der Betroffenen genau unter die Lupe genommen werden. Die Patienten unterziehen sich anschließend einem speziellen Ernährungs- und Bewegungsprogramm, was in der Fachsprache als Prähabilitation bezeichnet wird. „Bei der Prähabilitation handelt es sich unter anderem um den gezielten Aufbau von Kraft, Bewegung und Ausdauer“, erklärt Dr. Markus Blaurock, Koordinator des Kopf-Hals-Tumorzentrums an der Unimedizin Greifswald. Er leitet das Projekt, das nun in die Pilotphase gestartet ist. Bei der Behandlung von Kopf-Hals-Tumoren stelle die Prähabilitation noch keinen Standard dar. Zugleich betont Blaurock, wie entscheidend der Fitness- und Ernährungszustand von Patienten sein kann: „Es gibt eine Vielzahl von Studien in anderen Fachbereichen, die belegen, dass ein guter Fitness- und Ernährungszustand zu kürzeren Krankenhausaufenthalten, weniger Komplikationen während und nach einer OP sowie schnelleren Genesungsverläufen führen kann.“ Hinsichtlich der Tumorerkrankungen gebe es Hinweise, dass eine multimodale Prähabilitation weitreichende Effekte auf das Immunsystem und den Stoffwechsel haben könne. Sie verringere die systemische Entzündung und ebenso die sogenannten dysfunktionalen T-Zellen. „Wir gehen also stark davon aus, dass eine multimodale Prähabilitation bestehend aus Ernährungstherapie und Fitness-Training positive Effekte auf den Krankheitsverlauf und das Wohlbefinden von Kopf-Hals-Tumorpatienten haben könnte“, betont Blaurock. Für die Ersteinschätzung der Patienten werden verschiedene Untersuchungen durchgeführt. Dazu gehört auch die Messung der Körperzusammensetzung. Das Projekt-Team hat hierfür eine biometrische Waage zugelegt. Sie erlaubt die genaue Messung vom Gesamtgewicht sowie anteiliger Muskel-, Knochen- und Fettmasse. „Diese Messung wird objektiviert, indem wir ein KI-basiertes Verfahren von Kollegen der Unimedizin Essen nutzen, um CT-Bildgebungen auszuwerten“, erläutert Blaurock. Zusammen mit den physiotherapeutischen Kollegen wurde ein Sportprogramm entwickelt, das sich aus Kraft- und Ausdauerübungen zusammensetzt. „Wir stehen auch mit den Kollegen der Ernährungsmedizin im engen Austausch, um zum Beispiel möglichst gut den Patienten über gesunde Ernährung während der Tumorbehandlung aufzuklären“, betont der Projektleiter. Zu dem mehrwöchigen Programm gehöre auch, dass die Patienten ein bis zwei Flaschen hochkalorischer Trinknahrung zu sich nehmen. Bis zu dreißig Patienten möchte das Team in der einjährigen Pilotstudie einschließen. „Wir sind bereits mit Kolleginnen und Kollegen der Universitäten in Rostock, Kiel, Leipzig und Jena in Gesprächen für eine multizentrische Ausweitung der Studie“, so Blaurock. „Dafür hoffen wir, Grundlagen schaffen zu können, die in einem Verbundantrag benötigt werden.“
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