Präklinische Studie entschlüsselt das Geheimnis der schnellen Heilung im Mund

© MQ-Illustrations – stock.adobe.com (Symbolbild)

Ein US-amerikanisches Forschungsteam hat einen Signalweg identifiziert, der die schnelle, narbenfreie Heilung der Mundschleimhaut ermöglicht. Die gezielte Modulation dieses Mechanismus könnte neue Therapien zur Wundheilung eröffnen.

Der Mund besitzt eine bemerkenswerte Fähigkeit zur Regeneration. Verletzungen der Mundschleimhaut, etwa durch das versehentliche Beißen auf die Wange, verschwinden oft innerhalb weniger Tage spurlos. Eine präklinische Studie unter gemeinsamer Leitung der drei US-amerikanischen Einrichtungen Cedars-Sinai, Stanford Medicine und der University of California, San Francisco (UCSF) hat nun einen zentralen Mechanismus dieses Phänomens identifiziert. Sollten sich die Ergebnisse beim Menschen bestätigen, könnten daraus Therapien entstehen, die eine schnelle und narbenfreie Heilung von Hautwunden an anderen Körperstellen ermöglichen.

„Unsere Forschung begann mit zwei Fragen: Warum heilt der Mund so viel besser als die Haut? Und können wir dieses Wissen therapeutisch nutzen?“, erklärt Ophir Klein vom Cedars-Sinai. Der Bedarf an neuen Therapien ist offensichtlich. Wunden der Mundschleimhaut heilen typischerweise innerhalb von ein bis drei Tagen ab, während Hautwunden fast dreimal so lange benötigen und häufig sichtbare Narben hinterlassen.

„Aktuelle Behandlungen können Narbenbildung nicht ausreichend verhindern oder beheben, da die zugrunde liegenden Mechanismen bislang unvollständig verstanden sind. Unsere Forschung trägt dazu bei, diese Wissenslücke zu schließen“, so Klein.

Im Rahmen der Studie wurden Gewebeproben aus der Mundschleimhaut (orale Mukosa) und der Gesichtshaut von Labormäusen analysiert. In der oralen Mukosa identifizierten die Forschenden einen zellulären Signalweg, der ein Protein namens GAS6 und ein Enzym namens AXL umfasst. Dieser Signalweg blockiert eine andere zelluläre Kaskade, bekannt als FAK, die die Narbenbildung fördert.

Wurde das Enzym AXL bei den Labormäusen gehemmt, verschlechterte sich die Heilung der Mundschleimhautwunden und ähnelte zunehmend der langsameren und narbenanfälligeren Hautheilung. Wurde hingegen AXL in Hautwunden stimuliert, heilten diese ähnlich effizient und narbenfrei wie Wunden der Mundschleimhaut.

„Diese Daten zeigen, dass der GAS6-AXL-Signalweg potenziell entscheidend für die narbenfreie Heilung im Mund ist und dass seine gezielte Modulation auch die Narbenbildung der Haut reduzieren könnte“, erläutert Klein.

Die nächsten Schritte bestehen darin, die Übertragbarkeit dieser präklinischen Erkenntnisse auf den Menschen zu prüfen und darauf aufbauend Therapien zur Verbesserung der Hautwundheilung zu entwickeln, so Michael Longaker von der Stanford University School of Medicine. „Weitere klinische Studien sind erforderlich, um die Beziehung zwischen AXL und Narbenbildung beim Menschen genauer zu untersuchen“, betont Longaker.